Die Fährnisse des Lebens meistern ... |
Diese Woche stieß ich im TIME Magazine vom 1. Juni 2015 auf einen Beitrag über die neue Gewinner-Eigenschaft "Resilience". Das Rezept ist immer das gleiche: rund um ein solches Buzz-Word wird eine Mini-Weltanschauung konstruiert, die sich bei Managern, Fernsehgrößen und Navy Seals als Erfolgs- und Glücksrezept bewährt hat. Natürlich dürfen Studien von Psychologen, Medizinern und Hirnforschern nicht fehlen. Und schon kann man rund um das Zauberwort meterweise Ratgeber-Literatur generieren und versilbern.
Wirklich hilfreich fand ich die "10 Expert Tips for Resilience", die das Ergebnis dieser beeindruckenden Spitzenforschung sind. Ich habe das Ganze einmal in ein etwas anderes Sprachspiel übertragen:
RESILIENCE | KATHOLISCHER GLAUBE | |
1. Develop a core set of beliefs that nothing can shake | 1. Sei unerschütterlich im Glauben an Jesus Christus | |
2. Try to find meaning in whatever traumatic thing has happened | 2. Vertraue jederzeit auf die weise Vorsehung Gottes | |
3. Try to maintain a positive outlook | 3. Übe die göttliche Tugend der Hoffnung | |
4. Take cues from someone who is especially resilient | 4. Nehme Dir die Heiligen zum Vorbild | |
5. Don't run from things that scare you: face them | 5. Fürchte dich nicht und nimm Dein Kreuz auf Dich | |
6. Be quick to reach out for support when things go haywire | 6. Suche Unterstützung bei einem guten Seelenführer | |
7. Learn new things as often as you can | 7. Vertiefe Dich immer wieder in das Wort Gottes und entdecke es neu | |
8. Find an exercise regimen you'll stick to | 8. Führe ein regelmässiges Gebetsleben | |
9. Don't beat yourself up or dwell on the past | 7. Beichte und lasse die Sünden der Vergangenheit hinter Dir | |
10. Recognize what makes you uniquely strong - and own it | 10. Der Herr ist meine Stärke - ihm will ich gehören |
Bester alter Wein in neuen Plastikschläuchen. Im letzten Halbsatz allerdings liegt - so fürchte ich - eine dauernde Differenz zwischen der zeitgenössisch-globalisierten und der christlichen Lebensphilosophie ...
Warum erscheinen eigentlich Deine besten Artikel nicht auf kath.net? (...Du musst die Frage nicht beantworten...)
AntwortenLöschenLediglich bei Punkt 5 und 7 bin ich mir unschlüssig. Die weltliche Variante von Nr. 5 scheint mir eher in die Richtung zu gehen, mit mehr als zwölf Legionen Engeln gegen die Widersacher zu marschieren - und Nr. 7 heißt eben nicht "dasselbe neu entdecken", sondern "etwas neues entdecken".
Ok, ich hätte vielleicht dazuschrieben sollen, dass sich schon vor Jahren meines ganzes Leben nach dem Titel der berühmten Managementberaterin Lieve Smartson ausrichte: "100% Erfolg mit 80% Leistung!"
LöschenBei Nr. 7 könnte ich mich leicht durch eine geringe Modifikation retten: "Vertiefe Dich immer wieder in das Wort Gottes und entdecke Neues darin". Über Nr. 5 muss ich noch einmal nachdenken ...
Was kath.net angeht: die unterstützen keinen Tabellensatz ;-)
Löschenah, klar, das hatte ich nicht bedacht! :D
LöschenDas beste, was ich heute gelesen habe. Vielen Dank! (Und erinnert mich auch an das Konzept des "Servant Leadership", das in der Harvard Business Review und dem ganzen Genre von Pop-Pychologie noch vor ein paar Jahren zumindest fröhliche Urstände feierte)
AntwortenLöschenFreut mich! Ja, man könnte sicher noch mehr solche Beispiele finden.
LöschenDiese Empfehlungen sind so allgemein, dass sie praktisch jeder Religion, Esoterik oder Lebensberatung zugeordnet werden können. Damit läuft die römisch katholische Kirche nur weiter in die Gefahrenzone ihre ganz spezifischen Einzigartigkeiten, neudeutsch auch Alleinstellungsmerkmale zu verwässern, ja ganz zu verlieren.
AntwortenLöschenUmgekehrt wird ein Schuh draus, die katholische Welt wird weltlicher, offener, menschlicher. Siehe Irland und der Schutz der gleichgeschlechtlichen Liebe, der Verfassungsrang erhält durch den direkten Willen des Souveräns.
Vielleicht ein kleines Missverständnis: mir ging es nicht darum, zu zeigen, dass der katholische Glaube kompatibel mit dieser Art von Unfug ist, sondern dass es sich bei dem Unfug nur um "gesunkenes Kulturgut" handelt.
AntwortenLöschenWas Irland angeht: ich würde in solchen Zusammenhängen lieber vom "angemaßten Souverän" sprechen.