Montag, 13. August 2012

Forever my Pope ...

Robert Spaemann erzählt in dem vor kurzem erschienenen - und in jeder Hinsicht lesenswerten -  autobiographischen Gesprächsband "Über Gott und die Welt" von einer Begegnung mit Johannes Paul II. in Castel Gandolfo. Bei dieser Gelegenheit sprach der Papst über die Frage der Allerlösung - im vollen Bewußtsein, dass ihm diese Irrlehre von den Lord-Siegel-Bewahrern der katholischen Rechtgläubigkeit unterstellt wurde.

Spaemann berichtet:
So kam er von sich aus auf dieses Thema zu sprechen. Er sagte ungefähr: "Wie ist die Lehre von der ewigen Hölle, also die Lehre von Gotte sGerechtigkeit, vereinbar mit seiner allmächtigen Güte?" Hier rekurrierte der Papst auf das thomistische Lehrstück über die Eigenschaften Gottes. Er sagte dem Sinne nach: Wir müssen Gott verschiedene positive Eigenschaften zuschreiben, so die Gerechtigkeit, so die Barmherzigkeit. Es sind dies für uns zwei verschiedene Eigenschaften. Ein Mensch kann die eine der beiden besitzen, ohne die andere zu besitzen. In Gott gibt es keine Pluralität von Eigenschaften. Sein Wesen ist einfach. Nur wir sehen das Licht gebrochen in die Regenbogenfarben. Das bedeutet: Gerechtigkeit und Barmherzigkeit sind in Gott nicht zwei verschiedene Eigenschaften. Wir können uns aber die Identität dieser beiden Eigenschaften nicht vorstellen. Wir können sie lediglich denkend postulieren.
Was aber bedeutet das konkret? (Der Papst sprach übrigens deutsch). "Es bedeutet", so sagte er, "dass Gott am Ende jedem Menschen im Tiefsten seines Wesens gerecht werden wird. Und das ist sowohl seine Gerechtigkeit wie seine Barmherzigkeit". Er beendete das Gespräch mit den Worten: "Viele Fragen, wenig Antworten".
Man sieht beim Lesen dieser letzten Worte das spitzbübische und zugleich weise Augenzwinkern von JP II vor sich. Was für ein Theologe ...

2 Kommentare:

  1. Ja, und so katholisch: die Wahrheit so weit als möglich - und ohne Angst! - mit der Vernunft erforschen, aber dabei nie vergessen, dass die Geheimnisse Gottes immer größer sind als wir sie im "status viatoris" erkennen können.

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