Eigentlich zu schön, um wahr zu sein: ganz Deutschland diskutiert über eine katholische Website. Was das millionenschwere "katholisch.de" und auch kath.net nach menschlichem Ermessen niemals schaffen werden, ist den anonymen Machern des "größten katholischen Internet-Portal Europas" (so die Selbstbeschreibung) gelungen.
Der Preis ist freilich hoch und der Schaden nicht unerheblich. Auslöser war - da gibt es wohl keinen Zweifel - ein Beitrag über den Tod von Dirk Bach. Ausgerechnet die Aussage, dieser sei "zur Homo-Hölle gefahren" brachte kreuz.net ins Visier der deutschen Empörungs-Industrie. Die ganze Aufregung hatte etwas Amüsantes - glauben diejenigen, die sich da empörten, in aller Regel doch an nichts und schon gar nicht an die Hölle. Aber klar: die Website war nun "fällig". Der unsägliche David Berger und seine neuen Freunde vom Gmünder-Verlag organisierten eine "Stoppt kreuz.net"-Kampagne (mit allem Drum und Dran inklusive Kopfgeld von 15.000 €), der ebenso unsägliche Volker Beck schrieb Briefe an Bischöfe und Kardinäle und nun ist den Machern der Boden unter den Füßen zu heiß geworden.
Machen wir es kurz: kreuz.net, einmal ein Treffpunkt diskussionsfreudiger traditionsverbundener Katholiken, hat sich in den letzten Jahren zu einem schlicht peinlichen Forum entwickelt. Gefühlt 150% der Beiträge befassten sich auf meist ekelerregende Weise mit dem Thema "Homosexualität" (auch der Kommentarbereich wurde zunehmend dominiert vom Krieg zwischen "Homos" und "Homophoben"), dazu die stereotype Diktion über "Theolunken" und "Protestunten" - wahrlich nichts, was die Welt bräuchte und was ein Christenmensch mit seinem Glauben in Einklang bringen könnte.
Dennoch kann einen die aktuelle Entwicklung nicht einfach froh machen. Unverkennbar hat der Feldzug von Berger, Beck und Genossen ein übergreifendes Ziel: die katholische Kirche in Deutschland auf Linie zu bringen und das heißt im konkreten Fall: ihre abweichende Meinung zum Thema "Homosexualität" endgültig auf den Index der Political Correctness zu setzen.
Man kann ein Würgen im Hals kaum unterdrücken, wenn Herr Volker Beck, MdB, sich in einem Brief an deutsche Bischöfe und Kardinäle über die zu lasche Bestrafung eines Pfarrers beklagt, der in Kommentaren auf kreuz.net Mitdiskutanten als "Geistesgnome" bezeichnet habe. Über Diffamierung sollte Herr Volker Beck, MdB, Verfasser von Schriften zur Freigabe des einvernehmlichen Sex mit Minderjährigen ("Altersgrenze erst einmal auf 14 Jahre, dann sieht man weiter"), nicht reden. Wer Kardinal Meissner als "Hassprediger" beschimpft, sollte bei diesem Thema einfach mal den Mund halten.
Liest man die Berichte über die ganze Angelegenheit in der Tagespresse, dieses sich ständig überbietende "erzkonservativ", "ultrakonservativ", etc.; nimmt man hinzu, dass bereits versucht wurde, die Fatwa der schwulen Ayatollahs auf kath.net auszudehnen - es verheißt nichts Gutes für die Zukunft. Denn ein wesentlicher Unterschied besteht zwischen dem Portal und seinen Jägern: während kreuz.net nur das verschwurbelte, aber letztlich ohnmächtige Aufbegehren gegen wirkliche und vermeintliche Fehlentwicklungen in Kirche und Gesellschaft war, steht hinter den Jägern die ganze Macht der öffentlichen Meinungsmache (und teilweise auch des Staates).
Zum Glück hat Herr David Berger rechtzeitig die Seiten gewechselt. Darf man daran erinnern (oder ist das Diffamierung?), dass er bis vor Kurzem im nun ach so bösen konservativ-katholischem Umfeld Karriere machen wollte und diesen Versuch keineswegs freiwillig aufgegeben hat, sondern erst, als er als Schriftleiter von "Theologisches" geschasst wurde, weil ruchbar wurde, dass das Mitglied päpstlicher Akademien in schwulen Internetforen mit freizügigen Selbstporträts auf Lustpartner-Pirsch ging ("Safer Sex: Nach Absprache" - "Dirty: Ja, aber nur NS")? Wie schön, dass Herr David Berger nun allerorten als "katholischer Theologe" verkünden darf, dass wahrscheinlich der Hl. Vater höchstpersönlich hinter kreuz.net steht. Was unterscheidet solchen Schwachsinn eigentlich von den Verschwörungstheorien des nun abgewickelten Portals? Wie wenig journalistisches Ehrgefühl muss man haben, um geistige Ausscheidungsprodukte dieser Art in seinem Blatt abzudrucken?
Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für den verlogenen Neusprech der auf Schwulen-Gleichberechtigung gebürsteten Journaille ist die durchgehend anzutreffende Charakterisierung des Bruno-Gmünder-Vereins als eines "auf Literatur für Homosexuelle" spezialisierten Verlags. Wenn widerliche Bücher und Videos (einige mit einem klar in Richtung Pädophilie zielenden Appeal) heute unter "Literatur" laufen, kommt fast wieder so etwas wie Sympathie für die Macher des abgeschalteten Portals auf ...