Unmittelbar nach der Wahl von "Papa Buenasera" wurde eine Geschichte kolportiert, die nicht unerheblich zu der Begeisterung für den neuen Pontifex Maximus in interessierten Kreisen gerade in Deutschland beigetragen hat: im Ankleideraum soll er nicht nur die vorbereitenten roten Schuhe und die Samtmozetta zurückgewiesen haben, sondern bei dieser Gelegenheit zum päpstlichen Zeremonienmeister gesagt haben: "Der Karneval ist jetzt vorbei". Genau weiß man das natürlich nicht - da so manches, was zunächst aus dem Mund des Papstes zu kommen schien, sich ja dann als mehr oder weniger freie Erfindung Dritter herausgestellt hat.
Beobachtet man jenseits solcher Äußerlichkeiten die faktischen Geschehnisse in Rom, kann einem durchaus der Gedanke kommen, der Karneval sei keineswegs vorbei, sondern habe im Gegenteil gerade erst angefangen. So ist es wohl ohne Präzedenzfall, dass ein atheistischer Schreiberling einer linksliberalen italienischen Zeitung seine Büttenrede zum Thema "Kirche" als Interview mit Originalzitaten des Papstes verkauft - und dieser Unfug dann umredigiert auf der offiziellen Website des Heiligen Stuhls landet.
Weit bedenklicher als diese Episode ist das Theaterstück, das z.Zt. auf der römischen Bühne unter dem Titel "Wiederverheiratete Geschiedene" aufgeführt wird. Ermuntert durch unklare päpstliche Äußerungen gibt der Erzbischof von Freiburg eine "Handreichung für die Seelsorge" heraus, die nicht mehr und nicht weniger darstellt als die offene Außerkraftsetzung der kirchlichen Lehre und des kirchlichen Rechts in seinem Sprengel. Postwendend liest der Präfekt der Glaubenskongregation - unter expliziter Berufung auf einen Auftrag des Hl. Vaters - dem Freiburger Ordinarius die Leviten und erläutert, warum die kirchliche Lehre in dieser Frage so ist wie sie ist und auch nicht geändert werden kann.
Im nächsten Akt des Dramas veröffentlicht der Papst ein Lehrschreiben, in dem die Frage der Wiederverheirateten Geschiedenen indirekt und erneut äußerst missverständlich angesprochen wird. Woraufhin der Sekretär der römischen Bischofssynode (angeblich ein besonders enger Vertrauter von Franziskus) ein Interview gibt, in dem er die "Freiburger Lesart" des päpstlichen Lehrschreibens unterstreicht und ankündigt, die ganze Angelegenheit werde - im klaren Widerspruch zu den Klarstellungen des Präfekten der Glaubenskongregation - auf den kommenden Synoden "ohne Tabus" diskutiert werden. Jenseits der Frage, warum ein römischer Prälat von "Tabus" spricht, wenn er Lehre und Recht der Kirche meint: wer spricht da eigentlich im Namen des Papstes?
Wenn das der künftige Regierungsstil ist, dann könnte die Haltung vieler Katholiken bald dem berühmten Satz von Kardinal Bartolucci entsprechen: "Sagt mir Bescheid, wenn der Zirkus vorüber ist".
Mir ist Karneval lieber als Tohuwabohu.
AntwortenLöschenMir erschließt sich der Sinn dieses Kommentars leider nicht so ganz. Was genau ist der Unterschied und welche konkrete Situation würden Sie denn als "Tohuwabohu" charakterisieren?
LöschenDanke für diesen Beitrag! In der Tat hofft man mittlerweile nur noch auf ein Ende dieses "Zirkus". Mit Verkündigung hat dieses Durcheinander aus Rom mittlerweile nicht mehr viel zu tun. Oder ist das vielleicht die praktische Vorführung von "Einheit in der Vielfalt"?
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