Der folgende Beitrag ist heute bei kath.net erschienen:
Der Pontifex Maximus der deutschen Katholiken |
Eine Brücke zu bauen von der Lehre der Kirche zur Lebenswelt
des heutigen Menschen; das ist der Anspruch des jüngsten Textes des Zentralkomitees
der „Deutschen Katholiken“ – ein wahrhaft „pontifikaler“ Anspruch könnte man
schmunzelnd hinzufügen.
Aber zum Schmunzeln ist weder dieser Anspruch noch die Art
und Weise, wie die Spitze der deutsch-katholischen Räterepublik ihn einzulösen
gedenkt.
Die ganze Brückenkonstruktion funktioniert nämlich nur, wenn man „Lehre“ und „Lebenswelt“ als ein Gegensatzpaar versteht analog zu „Theorie“ und „Praxis“. Recht eindeutig ist dabei die Rolle der kirchlichen Lehre: blutleer, dogmatisch und lebensfremd- reine Theorie eben. Die Schwierigkeiten beginnen dort, wo man das Wort „Lebenswelt“ inhaltlich verstehen möchte. Ist es ganz allgemein die Welt, in der wir leben? Oder die konkrete Lebenspraxis in Bezug auf Ehe und Familie? Wenn letzteres: die Lebenspraxis der Katholiken oder diejenige des durchschnittlichen „Weltmenschen“?
Und wer ist hier eigentlich der „Ponitfex“, der
Brückenbauer? Das Zentralkommitee als Vertretung von „Kirche“ (ohne Artikel)? Oder
doch „die Kirche“? Falls letzteres: Muss die Kirche dann quasi selbst eine
Brücke von ihrer Lehre zur „Lebenswelt“ bauen? Warum aber hat sie dann eine
solche „Lehre“, von der aus man erst wieder Brücken zur „Lebenswelt“ bauen
muss, anstatt sie einfach in der Welt zu leben? Liegt es daran, dass die Lehre
zu theoretisch ist? Oder ist vielleicht doch die Praxis zu leer?
Fragen über Fragen könnte man meinen und die Sache für
kompliziert halten. Das ist sie aber gar nicht. Kompliziert wird alles nur –
wie so oft im Leben! – weil an der Wurzel der ganzen Angelegenheit eine Lüge
steht. Mitnichten geht es bei der ganzen Formulierungs-Akrobatik des
Zentralkomitees um irgendeinen Brückenschlag. Sondern schlicht um den Bau einer
mehrspurigen Einbahnstraße von der durchschnittlichen Lebenspraxis der „Welt“
in Lehre und Praxis der Kirche.
Versuchen wir ein wenig aufzuräumen.
Da ist zunächst die scheinbar ach so neue „Lebenswelt“ mit
der sich die kirchliche Lehre auseinanderzusetzen habe. Bei Licht besehen ist
nichts daran auch nur ansatzweise neu. Sexualität ohne Bindung, Partnerschaft
ohne Trauschein, Prostitution, offen gelebte Homosexualität – nichts davon hat
es nicht zu irgendeiner Zeit auch als gesellschaftliches Massenphänomen gegeben.
Neu ist auch nicht, dass Menschen die kirchliche Lehre wegen ihrer Klarheit in
diesen Fragen abgelehnt haben. Ein wenig neu ist bestenfalls die Tatsache, dass
es ein gewisses Bedürfnis zu geben scheint, auf jede noch so weit von dieser
Lehre abweichende Praxis einen kirchlichen „Wertschätzungs“-Stempel drücken zu
wollen.
Weit schwerwiegender als dieses Phantom der neuen Lebenswelt
ist das Zerrbild, das in der Brückenkonstruktion des ZdK von der kirchlichen
Lehre gezeichnet wird. Sie ist nämlich alles andere als eine Theorie. Sie hat
ihren Ursprung in dem, der von sich sagt, dass er das Leben selbst ist. Und sie
ist beglaubigt und gesättigt durch die ihr folgende Lebenspraxis der großen und
kleinen, der bekannten und der unbekannten Heiligen der christlichen
Jahrhunderte. Sie war in Bezug auf Ehe und Sexualität immer Stein des Anstoßes
und es war nie leicht, ihr zu folgen. Aber sie hat die Verkündigung Jesu und
bereits der frühesten uns bekannten christlichen Zeugnisse auf ihrer Seite,
während das Zentralkomitee in seinem Pamphlet nicht einmal mehr den Versuch
unternimmt, die eigenen Forderungen mit der Hl. Schrift oder der kirchlichen
Tradition zu begründen.
Sehr wahr und sehr schön formuliert! Danke!
AntwortenLöschen