Papst Franziskus hat bei seinem Besuch in Yad Vashem eine Meditation gehalten. Nun ist das alles andere als eine leichte Aufgabe und ein Meditationstext kann für sich durchaus die Freiheit der Poesie reklamieren - er eignet sich daher vielleicht nicht so ohne Weiteres für eine dogmatische Analyse.
Andererseits ist der Text doch auch eine öffentliche Kundgebung des Papstes. Und als solche liegt er mir etwas schwer im Magen:
„Adam, wo bist du?“ (vgl. Gen 3,9).
Wo bist du, o Mensch? Wohin bist du gekommen?
An diesem Ort, der Gedenkstätte an die Shoah, hören wir diese Frage Gottes wieder erschallen: „Adam, wo bist du?“
In dieser Frage liegt der ganze Schmerz des Vaters, der seinen Sohn verloren hat.
Der Vater kannte das Risiko der Freiheit; er wusste, dass der Sohn verlorengehen könnte … doch vielleicht konnte nicht einmal der Vater sich einen solchen Fall, einen solchen Abgrund vorstellen!Nachvollziehen kann ich den Bezug auf die Genesis-Stelle - wo, wenn nicht an diesem Ort, kann man den Fall des Menschen mit Händen greifen?