Dienstag, 11. Dezember 2012

God for you(th)

God for You(th)
Nachdem Josef Bordat freundlicherweise schon einen Hinweis gegeben hatte, möchte ich an dieser Stelle auch noch einmal auf eine schöne Aktion im Kloster Benediktbeuern hinweisen. Dort betet die Jugendgruppe "God for You(th)" seit Sonntag Abend 7 Tage rund um die Uhr.

Im Umfeld hat es viele kritische Fragen gegeben, ob so etwas denn sinnvoll sei und ob es nicht viel besser wäre, wenn die jungen Leute ihre Zeit für "echtes Engagement" nutzen würden.

Pater Stefan Oster SDB, der die Gruppe begleitet, hat bei der Eröffnung der Gebetswoche einige Hinweise zu diesem Thema gegeben, die ich hier kurz wiedergeben möchte:

  • Wir beten an, weil jeder Mensch, der wirklich erkannt hat, wer Gott ist, gar nichts anderes tun kann, als ihn anzubeten
  • Wir beten an, weil die Hl. Schrift uns lehrt, dass Menschen, die Jesus Christus wirklich erkannt haben, nicht anders konnten, als anzubeten: "Mein Herr und mein Gott" (Joh 20,28)
  • Wir beten an, weil wir uns darin mit der ganzen Schöpfung, der sichtbaren und der unsichtbaren, vereinigen, die Gott ununterbrochen lobt und preist
  • Wir beten an, weil die Kirche das immer getan (Mönchsbewegung, "Ewiges Gebet") und es ihr Wesen und ihr Ziel ist, Gott zu verherrlichen
  • Wir beten an, weil jede echte Caritas aus der Nachfolge Jesu ("Engagement") ihren Ursprung in einem anbetenden Herz hat
  • Wir beten an, weil die Welt und die Kirche nichts nötiger haben als den Geist der Anbetung Gottes
Einen Zeitungsbericht über die Gebetswoche findet sich bei "Merkur Online".

Montag, 10. Dezember 2012

Lafontaine über Schröder

Die Macht und die Kohle
Interessant wird Politik eigentlich immer erst dann, wenn sie Geschichte geworden ist. So ermüdend und nervend es ist, den Rettungsbemühungen in Euroland zuzuschauen, so interessant werden in 20 Jahren die Memoiren der Beteiligten zu lesen sein. Was könnte z.B. interessanter sein als die "Innenansicht" des letzten Gaunerstücks in Form des griechischen Schuldenrückkaufs? 

Ein gutes Beispiel für die amüsante Dimension, die Politik in der Rückschau haben kann, ist ein Interview mit Oskar Lafontaine in der SZ. Allerliebst darin die folgende Passage:

"Schröder wollte zumindest noch die Macht. Er war ja auf seine Art, das hat mir immer imponiert, auch ehrlich. Einmal habe ich zu ihm gesagt: Was willst du eigentlich? Sag mir mal, was du eigentlich willst. Da saßen wir, so wir jetzt hier sitzen, zu zweit, und es ging um inhaltliche Dinge. Und seine Antwort war: ›Ich will die Macht und die Kohle.‹ Die Macht und die Kohle. So war der. Und das ist ja auch, was ich an ihm geschätzt habe. Er hat in dieser etwas merkwürdigen Brutalität immer gesagt, was er denkt und will. Er war bereit, jede Volte zu schlagen, um die Macht zu erreichen. Seitdem er weg ist, sind die Nachfolger noch nicht einmal dazu in der Lage"
Irgendwie hat man es ja immer gewusst. Bei Frau Merkel ist es wohl ähnlich, nur dass ihr das Thema "Kohle" nicht so wichtig zu sein scheint. Das ist ein bisschen positiv, auf der anderen Seite würde sie dann vielleicht auch vorsichtiger mit dem Geld anderer Leute umgehen ...

Missbrauch ist immer katholisch ...

Jobo hat eine Glosse über die Berichterstattung bei Tagesschau.de zum Thema "Pädophilen-Ring" geschrieben. Dem ist wirklich nichts hinzuzufügen außer dem Dank an den Kollegen ...

Kardinal lobt Gmünder-"Verlag"

Die Süddeutsche Zeitung berichtet unter dem Titel "Kardinal Lehmann bedankt sich bei Schwulen" u.a. über ein Beitrag Lehmanns in der Mainzer Kirchenzeitung. Darin hatte Lehmann die Initiative des Bruno-Gmünder-Verlages ("stoppt kreuz.net") ausdrücklich erwähnt und in diesem Zusammenhang auch geschrieben: "Darum danken wir allen, die zur Klärung beigetragen haben, auch wenn sie nicht Freunde der Kirche sind". Die SZ empfindet dieses Lob für den Gmünder-Verlag als beispiellos.

Der Beitrag von Kardinal Lehmann zeichnet sich auf weiten Strecken durch eine abgewogene Betrachtung der ganzen Angelegenheit aus und die Verantwortungsvolle Art und Weise, in der er mit Pfarrer Jolie und dessen früheren Beiträgen auf der Plattform umgegangen ist, kann man nur mit großer Anerkennung zur Kenntnis nehmen.

Man fragt sich aber doch, ob der Kardinal mit dem Lob für den Gmünder-"Verlag" gut beraten ist. Zwar hat sich in der Berichterstattung der Terminus "Literatur für Homosexuelle" etabliert, doch zeigt ein Blick auf das Angebot dieses "Verlages" (nein, ich setze hier garantiert keinen Link!), dass man den Begriff Literatur schon in sein Gegenteil verkehren muss, um die dort angebotenen Medien unter ihn subsumieren zu können. Es handelt sich in Wirklichkeit fast ausschließlich um pornographisches Material; um Dinge also, die - würde unser Rechtssystem in diesem Bereich auch nur einigermaßen funktionieren - ohne echte Altersprüfung im Internet überhaupt nicht zugänglich sein dürften.

Es sei nur am Rande angemerkt, dass der Screenshot, mit dem die SZ ihren Beitrag dokumentiert, auf unangenehme Weise für sich spricht. Solange die deutsche Schwulen-Szene ihr Selbstbild über Aufzüge wie den dort dokumentierten definiert, wird es ihr wohl nicht gelingen, die Gleichung "Homosexualität = Perversion" aus den Köpfen der Menschen zu verbannen.


Mittwoch, 5. Dezember 2012

Die Causa kreuz.net

Eigentlich zu schön, um wahr zu sein: ganz Deutschland diskutiert über eine katholische Website. Was das millionenschwere "katholisch.de" und auch kath.net nach menschlichem Ermessen niemals schaffen werden, ist den anonymen Machern des "größten katholischen Internet-Portal Europas" (so die Selbstbeschreibung) gelungen.

Der Preis ist freilich hoch und der Schaden nicht unerheblich. Auslöser war - da gibt es wohl keinen Zweifel - ein Beitrag über den Tod von Dirk Bach. Ausgerechnet die Aussage, dieser sei "zur Homo-Hölle gefahren" brachte kreuz.net ins Visier der deutschen Empörungs-Industrie. Die ganze Aufregung hatte etwas Amüsantes - glauben diejenigen, die sich da empörten, in aller Regel doch an nichts und schon gar nicht an die Hölle. Aber klar: die Website war nun "fällig". Der unsägliche David Berger  und seine neuen Freunde vom Gmünder-Verlag organisierten eine "Stoppt kreuz.net"-Kampagne (mit allem Drum und Dran inklusive Kopfgeld von 15.000 €), der ebenso unsägliche Volker Beck schrieb Briefe an Bischöfe und Kardinäle und nun ist den Machern der Boden unter den Füßen zu heiß geworden.

Machen wir es kurz: kreuz.net, einmal ein Treffpunkt diskussionsfreudiger traditionsverbundener Katholiken, hat sich in den letzten Jahren zu einem schlicht peinlichen Forum entwickelt. Gefühlt 150% der Beiträge befassten sich auf meist ekelerregende Weise mit dem Thema "Homosexualität" (auch der Kommentarbereich wurde zunehmend dominiert vom Krieg zwischen "Homos" und "Homophoben"), dazu die stereotype Diktion über "Theolunken" und "Protestunten" - wahrlich nichts, was die Welt bräuchte und was ein Christenmensch mit seinem Glauben in Einklang bringen könnte.

Dennoch kann einen die aktuelle Entwicklung nicht einfach froh machen. Unverkennbar hat der Feldzug von Berger, Beck und Genossen ein übergreifendes Ziel: die katholische Kirche in Deutschland auf Linie zu bringen und das heißt im konkreten Fall: ihre abweichende Meinung zum Thema "Homosexualität" endgültig auf den Index der Political Correctness zu setzen.

Man kann ein Würgen im Hals kaum unterdrücken, wenn Herr Volker Beck, MdB, sich in einem Brief an deutsche Bischöfe und Kardinäle über die zu lasche Bestrafung eines Pfarrers beklagt, der in Kommentaren auf kreuz.net Mitdiskutanten als "Geistesgnome" bezeichnet habe. Über Diffamierung sollte Herr Volker Beck, MdB, Verfasser von Schriften zur Freigabe des einvernehmlichen Sex mit Minderjährigen ("Altersgrenze erst einmal auf 14 Jahre, dann sieht man weiter"), nicht reden. Wer Kardinal Meissner als "Hassprediger" beschimpft, sollte bei diesem Thema einfach mal den Mund halten.

Liest man die Berichte über die ganze Angelegenheit in der Tagespresse, dieses sich ständig überbietende "erzkonservativ", "ultrakonservativ", etc.; nimmt man hinzu, dass bereits versucht wurde, die Fatwa der schwulen Ayatollahs auf kath.net auszudehnen - es verheißt nichts Gutes für die Zukunft. Denn ein wesentlicher Unterschied besteht zwischen dem Portal und seinen Jägern: während kreuz.net nur das verschwurbelte, aber letztlich ohnmächtige Aufbegehren gegen wirkliche und vermeintliche Fehlentwicklungen in Kirche und Gesellschaft war, steht hinter den Jägern die ganze Macht der öffentlichen Meinungsmache (und teilweise auch des Staates).

Zum Glück hat Herr David Berger rechtzeitig die Seiten gewechselt. Darf man daran erinnern (oder ist das Diffamierung?), dass er bis vor Kurzem im nun ach so bösen konservativ-katholischem Umfeld Karriere machen wollte und diesen Versuch keineswegs freiwillig aufgegeben hat, sondern erst, als er als Schriftleiter von "Theologisches" geschasst wurde, weil ruchbar wurde, dass das Mitglied päpstlicher Akademien in schwulen Internetforen mit freizügigen Selbstporträts auf Lustpartner-Pirsch ging ("Safer Sex: Nach Absprache" - "Dirty: Ja, aber nur NS")? Wie schön, dass Herr David Berger nun allerorten als "katholischer Theologe" verkünden darf, dass wahrscheinlich der Hl. Vater höchstpersönlich hinter kreuz.net steht. Was unterscheidet solchen Schwachsinn eigentlich von den Verschwörungstheorien des nun abgewickelten Portals? Wie wenig journalistisches Ehrgefühl muss man haben, um geistige Ausscheidungsprodukte dieser Art in seinem Blatt abzudrucken?

Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für den verlogenen Neusprech der auf Schwulen-Gleichberechtigung gebürsteten Journaille ist die durchgehend anzutreffende Charakterisierung des Bruno-Gmünder-Vereins als eines "auf Literatur für Homosexuelle" spezialisierten Verlags. Wenn widerliche Bücher und Videos (einige mit einem klar in Richtung Pädophilie zielenden Appeal) heute unter "Literatur" laufen, kommt fast wieder so etwas wie Sympathie für die Macher des abgeschalteten Portals auf ...

Samstag, 24. November 2012

Alois im Unglück

Was sieht wohl
Alois Glück darin?
Im Jahre 1924 hat ein heute ganz und gar vergessener Schriftsteller namens Carl Christian Bry ein kleines Büchlein über die "Verkappten Religionen" herausgegeben. Er beschreibt darin die seinzeit (und nicht nur seinerzeit) um sich greifende Neigung zu ideologisch bedingter Irrationalität. Eine kleine Leseprobe:
"Man spreche einmal mit einem Menschen, dem etwa der Antisemitismus zur verkappten Religion geworden ist, über das Salzfaß auf dem Eßtisch. Sein besessener, nach Bestätigung hungernder Geist wird nach zwei Sätzen bei der These angekommen sein, daß schon die alten Juden beim Salzhandel aus Phönizien betrogen hätten oder daß der Prozentsatz jüdischer Angestellter in den staatlichen Salinen viel zu hoch sei. Er ist positiv unfähig geworden, ein Salzfaß zu sehen".
Dieser Satz ging mir heute durch den Kopf als ich auf katholisch.de die folgende Nachricht las:
Der katholischen Kirche droht nach Ansicht von Alois Glück ein Bedeutungsverlust in der deutschen Politik. In einem Interview verwies der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Kahtoliken (ZdK) am Donnerstag in Bonn auf die bevorstehenden Bundestagswahlen im Jahr 2013. 
"Es ist davon auszugehen, dass es in der neuen Legislaturperiode deutlich weniger Abgeordnete geben wird, die explizit aus dem kirchlichen Milieu kommen", so Glück. 
Offensichtlich fänden sich derzeit immer weniger Menschen aus dem Umfeld der Kirche bereit, ein öffentliches Amt auszuüben, weil sie befürchten müssten, für ihre politischen Entscheidungen innerkirchlich angefeindet zu werden.
Nun ist an seiner Prognose, dass dem nächsten Bundestag weniger Mitglieder aus dem kirchlichen Milieu angehören werden, wohl kaum zu rütteln. Wie sollte es auch anders sein, wenn dieses Milieu seit Jahrzehnten einem kontinuierlichen Schrumpfungsprozess unterzogen ist?

Eine solch' naheliegende Erklärung aber kommt dem Herrn ZDK-Präsidenten nicht in den Sinn. Es gibt eben immer eine Wahrheit hinter der Wirklichkeit und die lautet: die bösen Bischöfe sind an allem Schuld. Die Heerscharen für den deutschen Bundestag geeigneter Katholiken (pardon: Katholikinnen und Katholiken) - begierig darauf, für die katholische Sache öffentlich zu streiten - kandidieren nicht, weil sie sich vor "innerkirchlicher Anfeindung" fürchten. Dass man nicht selbst darauf gekommen ist!

Man wüsste doch zu gerne, was Herr Glück unter einer durch Parlamentarier garantierten "Bedeutung der katholischen Kirche in der deutschen Politik" versteht. Täuscht man sich oder steht der tapfere Norbert Geis nicht regelmässig einsam auf weiter Flur, wenn er für die Bedeutung des christlichen Familienbildes und den unbedingten Lebensschutz kämpft? Oder hängt die "Bedeutung der Kirche" etwa an den kirchenpolitischen Dummheiten, die die Lammert und Genossen regelmässig, am besten anläßlich von Papstbesuchen, in die Mikrophone plappern?

Im Jahre 2002 hatte ich das Vergnügen, im Auftrag eines deutschen Bischofs ein Gespräch mit Alois Glück (damals noch Fraktionsvorsitzender der CSU) zu führen. Es ging um die Forschung an embryonalen Stammzellen und gemeinsam mit einem Kollegen versuchte ich Herrn Glück davon zu überzeugen, dass wenigstens die CSU eine klare Position einnehmen sollte. Der Versuch war vergebens - Alois Glück votierte nicht nur für die Stichtagsregelung, sondern beschwerte sich anschließend auch bei meinem Doktorvater Hans Maier über die "fundamentalistischen jungen Leute", die da bei ihm gewesen seien.

Die Herrn Glück damals vorausgesagte Entwicklung hat ihren Lauf genommen: Verlängerung der Stichtagsregelung im Jahre 2008, Freigabe der PID im Jahre 2010. Das Thema ist politisch und gesellschaftlich "durch" - so ist das mit der Bedeutung der katholischen Parlamentarier in der deutschen Politik.

Freitag, 28. September 2012

Klarstellungen

Auf meinen Beitrag auf kath.net zum aktuellen Thema "Kirchensteuer" habe ich eine ganze Reihe von Kommentaren bekommen - darüber hinaus liest man natürlich auch das eine oder andere. Zu einigen Punkten möchte ich daher noch ein paar Klarstellungen hinzufügen:

  • Ich bin NICHT der Meinung, dass die Kirchensteuer abgeschafft werden sollte, damit die "bösen" deutschen Bischöfe weniger Geld haben, all' die ebenfalls "bösen" Mitarbeiter rauswerfen müssen und dann endlich die "wahre Kirche" zum Vorschein kommen kann. So scheint sich das der eine oder andere Vertreter der selbst-gemachten Orthodoxie vorzustellen.
  • Ich bin auch NICHT der Meinung, dass die Kirchensteuer abgelöst werden sollte von einer Finanzierung, bei der jedes Kirchenmitglied selbst entscheidet, wo es sein Geld hingibt. Mein Bischof (ja, ich habe "meinen" Bischof, so wie ich "meinen" Papst habe und beiden bin ich zum Gehorsam verpflichtet und ohne beide kann ich nicht katholischer Christ sein) hat Anspruch darauf, dass ich ihm Geld zur Verfügung stelle, das er nach seinen Vorstellungen zum Wohle und zum Aufbau der ihm anvertrauten Diözese einsetzen kann. 
  • Ich bin allerdings der Meinung, dass er mich in Freiheit verpflichten sollte, d.h. der finanzielle Beitrag sollte auf derselben Stufe stehen wie meine sonstigen Verpflichtungen (z.B. Sonntagspflicht).
  • Ich bin NICHT der Meinung, wie der eine oder andere Blogger-Kollege, dass auch mit der Kirchensteuer alles gut werden kann. Die Schere zwischen dem materiellen Wohl- und dem geistlichen Notstand in der deutschen Kirche ist mittlerweile so groß, dass das derzeitige Finanzierungsmodell notwendigerweise zu einem völlig verzerrten Innen- und Außenbild der Kirche führen muss (das hatte ich mit "florierendes Großunternehmen mit angehängtem defizitären Religionsbetrieb" gemeint). 
  • Diese Schere besteht ganz konkret auch zwischen den "praktizierenden Katholiken" und den "Kirchensteuer-Katholiken". Mir ist klar, dass die Grenzziehungen nie eindeutig sind und Probleme aufwerfen - alle vorliegenden Daten legen aber nahe, dass mittlerweile nur ca. ein Viertel der Katholiken praktizieren (d.h. einigermaßen regelmässig am Gottesdienst teilnehmen und die zentralen Aussagen des Glaubensbekenntnisses der Kirche bejahen). 
  • Es sollte auf der Hand legen, dass ein Finanzierungsmodell, das zu 75% von Personen getragen wird, deren Verhältnis zur Kirche bestenfalls als "distanziert" beschrieben werden kann, nicht in Ordnung ist und zu Schiefständen aller Art führen muss.
  • Ein wesentlicher Schiefstand besteht z.B. darin, dass die große Gruppe der "Distanzierten" ganz automatisch das Klima und die Gepflogenheiten in der Kirche mitprägt. Religionsunterricht, Sakramentenkatechese, viele Gottesdienstformen folgen mittlerweile einem Prinzip des "kleinsten gemeinsamen Nenners"; manchmal hat man den Eindruck, dass die Pastoraltheologie dieses Prinzip völlig verinnerlicht hat. Das kann auf die Dauer nicht gutgehen.
Wie gesagt: Nur einige ergänzende Gedanken, die mir aber am Herzen liegen, um nicht missverstanden zu werden.

Mittwoch, 26. September 2012

Die Kirchensteuer ist ein Skandal

kath.net hat freundlicherweise einen Offen Brief von Theodor an die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht. Vielleicht antwortet ja jemand ...

Dienstag, 28. August 2012

Groß und klein ...


Tja, mein lieber Giuseppe, wenn Du mal so groß bist wie ich ...



... fällt Dir auch das Buch nicht mehr so oft auf den Kopf!

Die wirkliche Blasphemie

Im April dieses Jahres hat sich die russisch-orthodoxe Kirche dafür entschuldigt, ein Bild retuschiert zu haben, das Patriarch Kyrill zusammen mit dem russischen JustizministerAlexander Konovalov zeigt. Auf dem Original war eine teure Luxus-Uhr des Patriarchen zu sehen, in der manipulierten Fassung fehlte sie.

Diese kleine Episode versteht man erst dann richtig, wenn man eine Debatte kennt, die vergangenes Jahr in der russisch-orthodoxen Kirche geführt wurde. Sie wurde ausgelöst durch Äußerungen des Erzpriesters Wsewolod Tschaplin, der als Mitglied der Heiligen Synode des Moskauer Patriarchats für die Beziehungen der russisch-orthodoxen Kirche zur Gesellschaft verantwortlich zeichnet. Hier ein Bericht von portal-credo.ru:

Erzpriester Tschaplin hatte in einer Fernsehsendung am 11. April auf die Fragen von Jugendlichen, was vom Reichtum der Bischöfe und einiger Geistlicher zu halten sei, geantwortet, dass Geistliche das gesellschaftliche Prestige der Kirche widerspiegeln sollten. Es sei wichtig, dass die Bischöfe, die Kirchen und die kirchlichen Feiern nicht schlechter, sondern eher besser und schöner dastehen sollten als die Vertreter, Gebäude und Festakte der weltlichen Macht. 
Diese Worte sorgten in der russischen Öffentlichkeit für Empörung. So erkundigte sich der orthodoxe Moderator der wöchentlichen Fernsehsendung «Kirche und Welt mit Metropolit Ilarion (Alfejev) », Ivan Semenov, in einem offenen Brief an Erzpriester Tschaplin, ob seine Worte unkorrekt wiedergegeben seien, oder ob er sich ungeschickt ausgedrückt habe. Daraufhin antwortete ihm der Geistliche ebenfalls in einem offenen Brief, der sich vor allem gegen die ewiggestrige «Angewohnheit der dissidenten Intellektuellen, alles Starke, Teure und Mächtige zu verachten», richtete. In dem Brief heißt es: «Das Ausschmücken von Kirchen sowie der Kleider der Geistlichen, und zwar auch derjenigen, die außerhalb der Gottesdienste getragen werden sowie der Gegenstände, die die Geistlichen im offiziellen Rahmen umgeben, habe nicht ich erfunden, sondern ist eine Tradition der Kirche». Seit jeher hätten praktisch alle Bischöfe der christlichen Kirchen und auch der Russischen Orthodoxen Kirche in Residenzen gelebt, die denen der Zaren und Fürsten in nichts nachgestanden hätten. Sogar «Jesus Christus selbst hat in Häusern gespeist, deren Besitzern – im Luxus schwelgenden Dieben und skrupellosen Steuertreibern – heutige Intellektuelle nicht die Hand reichen würden. » Als Beispiel führte Erzpriester Tschaplin den Zöllner Zachäus an, dessen Gastmahl wohl mit unsauberem Geld bezahlt worden sei: «Welch eine Enttäuschung für diejenigen, welche die Kirche nur dann lieben, wenn sie schwach ist, nicht am Fernsehen auftritt, deren Geistliche in zerlumpter Soutane herumlaufen und […] deren Gotteshäuser halb verfallen sind.» Das dürfe aber in einem Land, wo Millionen Menschen sich als orthodoxe Christen bezeichneten, nicht mehr die Norm darstellen. Die Kirche brauche moderne und solide Gebäude, schöne Gewänder, goldene Ikonostasen und materiellen Wohlstand, um auf Augenhöhe mit denjenigen zu sein, die ihre Machtposition aufgrund von Reichtum ausnützten, sei dies ein Vertreter des Vatikans oder ein Geschäftsmann. 
Erzpriester Tschaplin hält es für puren Neid und geistig ungesund, wenn Christen endlos «Glanz und Elend» von Kleidern und Uhren erörterten. Der Patriarch fahre tatsächlich teure Autos und lebe in teuren Residenzen, aber er trage dieses Kreuz als «unvermeidlichen Bestandteil des Gehorsams eines Oberhauptes gegenüber seiner Kirche». Schließlich würden die Gläubigen es nicht verstehen, wenn ein Mufti oder ein Rabbiner ein prestigeträchtigeres Auto fahren würde als der Patriarch. 
Das eine ist es, historisch-gewachsene Kulturgüter in Kirchenbesitz zu verteidigen - einen Lebensstil "auf Augenhöhe" mit korrupten Staatsmännern und Oligarchen als Imperativ unseres Herrn Jesus Christus darzustellen, ist jene Art von wirklicher Blasphemie in Tateinheit mit Heuchelei (Retusche!), von der der Menschensohn den Tempel seines Vaters gereinigt sehen wollte (welche einschlägige Aktion, die in einem subversiven Buch mit dem Titel "Evangelium" berichtet wird, umfassend die "religiösen Gefühle" der seinerzeit Betroffenen verletzt hat).

Das ist in der Tat "Dreck/Scheiße" im Mantel des "Göttlichen". Vor diesem Hintergrund liest sich das "Punk-Gebet" von "Pussy Riot" vielleicht doch noch einmal anders:
Kirchliches Lob für die verfaulten Führer
Prozession aus schwarzen Limousinen
In die Schule kommt der Pfarrer
Geh zum Unterricht – bring ihm Geld!
Der Patriarch Gundjaj glaubt an Putin
Besser würde der Hund an Gott glauben
Der Gürtel der Jungfrau ersetzt keine Demonstrationen
Die Jungfrau Maria ist bei den Protesten mit uns!
Das Prophetische in den Zeichen der Zeit zu erkennen, gerade auch dann, wenn diese Zeichen extrem verstörend sind, ist eine Kunst, die die Kirche nie verlernen sollte. Die Damen von "Pussy Riot" sind keine religiösen Vorbilder, aber sie verfügen offensichtlich über gesunde religiöse Intuitionen ...

Montag, 27. August 2012

Papsting

Als kleines Dankeschön an Alipius für die Ausrichtung des Schwester-Robusta-Preises, hier ein Beitrag zum Thema "Papst und Pferd":


Ok, es handelt sich zwar um Giuseppe Sarto (Pius X.), aber zum Zeitpunkt der Aufnahme war er erst Kardinal.

Vielleicht kann mir mal bei Gelegenheit jemand die Kopfbedeckung erklären? Von der Form her würde man wohl auf einen recht normalen Capello tippen, aber diese flauschige Oberfläche irritiert mich doch sehr.

Und dann wäre da noch dieses Halstuch ...

Vielen Dank!

Es gibt ja eigentlich schönere Dinge, als öffentlich der Trägheit überführt zu werden - immerhin eine der sieben Todsünden. Im vorliegenden Fall, der Verleihung des Schwester-Robusta-Preises der deutschsprachigen Blogoezese in der Kategorie "Trägheit" kann man sich mit der Annahme trösten, dass die abstimmenden Leser kein Urteil über das Seelenheil treffen, sondern hoffentlich überwiegend zum Ausdruck bringen wollten, dass sie sich von dem entsprechenden Blog mehr Beiträge erwarten.


 Eingehandelt habe ich mir die "Rüge" durch eine längere Blog-Pause in der ersten Hälfte dieses Jahres. Zu meiner Entschuldigung habe ich leider weder eine aufregende Weltreise, noch einen sechsmonatigen Rückzug in eine Kartause anzuführen, sondern die schnödeste aller denkbaren Begründungen: ziemlich viel Stress im Beruf und einen privaten Umzug.

Mein Dankeschön geht natürlich in erster Linie an Alipius, der wirklich keine Mühe scheut, diesen Wettbewerb auszurichten. Für alle, die mir ihre Stimme gegeben haben, habe ich in Zukunft eine prima Antwort bei möglicher Kritik: Ihr habt es nicht anders gewollt ;-)

Blasphemie, Sakrileg und der Staat

Die Kommentare zu meinem Beitrag über Pussy Riot legen den Verdacht nahe, dass ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt habe. Mir geht es natürlich nicht um eine Verteidigung dieser Mädchen-Gruppe und ihrer Aktion in der Moskauer-Erlöserkirche. Etwas anders sieht es aus, wenn ich mir die Frage stelle, mit wem ich mich eher solidarisieren würde: mit einer politischen Protestgruppe, die sich offensichtlich an der notorischen Paktiererei der Russisch-Orthodoxen Kirche mit dem Staat reibt - oder Herrn Putin? Da neige ich dann doch zu den Mädels, weil mir dieser auf den Rechtsstaat pfeifende De-Facto-Diktator mit seinen zynischen Sprüchen ("Besser 2 Jahre Arbeitslager als Steinigung") einfach völlig zuwider ist. Protest (und sei er noch so fehlgeleitet in den Mitteln) gegen einen Unrechtsstaat hat bei mir einen Sympathie-Bonus.

Viel wichtiger aber ist die Frage, wie man es mit dem staatlichen Schutz der Religion grundsätzlich hält. Und da neige ich zur Skepsis. Alles, was an entsprechenden Verfehlungen "physisch" ist (also Hausfriedensbruch, Vandalismus, etc.) kann mit den normalen Mitteln des Strafrechts verfolgt und bestraft werden - ein Sonderrecht der religiösen Sphäre ist hierfür meines Erachtens nicht notwendig. Man könnte in diesem "Aufgeld" für die religöse Komponente - auch im Kontext der Präambel des Grundgesetzes - eine Verbeugung des Staats vor der Religion. Ein solches Argument hat etwas für sich. Betrachte ich die konkrete Gesellschaftspolitik mittlerweile faktisch aller Parteien der Bundesrepublik und die entsprechenden gesetzgeberischen Maßnahmen, komme ich zu dem Schluss, dass derlei Symbolpolitik bestenfalls Heuchelei ist, dazu angetan, das Drama des Verlustes religiöser Substanz in Gesellschaft, Politik und Staat zu verdecken. Dann kann das Resultat meiner Meinung nach nur lauten: Nein Danke, lieber Staat! Schütze meine "religiösen Gefühle" lieber durch die Verhinderung der massenhaften Kindstötung, einen wirklichen Schutz der Familie, etc. Das ist die Pflicht - über die Kür sprechen wir dann später.

Der Einsatz für besondere "Schutzräume" der Religion ist mir auch deswegen suspekt, weil ich die gelegentliche Verächtlichmachung des Christentums (zum Beispiel im Bereich der "Kunst") für ein Sekundärphänomen halte. Das eigentliche Problem besteht darin, dass eine wachsende Zahl (wenn nicht bereits die deutliche Mehrheit) meiner Mitbürger meine Religion nicht mehr VERSTEHT. Sie mit irgendwelchen Appellen an Liberalität dazu zu bringen, uns unsere "irrationalen Skurrilitäten" durchgehen zu lassen, kann die Lösung dieses Grundproblems nicht sein - eher seine amtliche Besiegelung.

Das Christentum gehört seinem Selbstverständnis nach in die Mitte der Gesellschaft. Es ist "Lumen gentium". Auf das öffentliche Strahlen dieses Lichtes auch in einer weitgehend säkularisierten Umgebung sollten unsere Bemühungen vor allem gerichtet sein.


Sonntag, 26. August 2012

Für eine heute verstorbene Verwandte



Proficiscere, anima christiana, de hoc mundo,
In nomine Dei Patris omnipotentis, qui te creavit,
In nomine Iesu Christi Filii Dei vivi, qui pro te passus est,
In nomine Spiritus Sancti, qui in te effusus est;
Hodie sit in pace locus tuus
et habitatio tua apud Deum in sancta Sion,
cum sancta Dei Genitrice Virgine Maria,
cum sancto Ioseph, et omnibus Angelis et Sanctis Dei.
Ad auctorem tuum,
qui te de limo terrae formavit, revertaris.
Tibi itaque egredienti de hac vita sancta Maria,
Angeli et omnes Sancti occurrant.
Redemptorem tuum facie ad faciem videas
et contemplatione Dei potiaris in saecula saeculorum.
Amen.

Donnerstag, 23. August 2012

Pussy Riot - so einfach ist das nicht!

Die Blogoezese hat sich mit dem "Pussy Riot"-Prozess eher am Rande beschäftigt und sich dabei vielfach auf die Sekundärphänomene (z.B. im Kölner Dom) beschränkt. Lediglich Elsa hat sich mit einem sehr irritierenden Bildbeitrag (oder ist mir die Pointe entgangen?) klar positioniert und sich dabei offensichtlich von einem nicht besonders geschmackvoll titulierten Beitrag des Kollegen Kissler inspirieren lassen.

Ganz allgemein scheint eine Tendenz vorhanden zu sein, die Performance in der Erlöser-Kirche für eine religions-feindliche Aktion zu halten, deren Bestrafung für gerechtfertigt und lediglich das Strafmaß für (etwas) übertrieben. Man liegt wohl nicht ganz falsch, wenn man den zugrundeliegenden Gedankengang folgendermaßen skizziert: "Bei uns kommen die ganzen als Künstler getarnten Gotteslästerer ja immer ungeschoren davon - in Russland kriegen sie wenigstens eins auf die Mütze". Ganz selbstverständlich wird die ganze Angelegenheit auf jeden Fall in die aktuelle Blasphemie-Diskussion eingebaut und in diesem Kontext bewertet.

Mir scheint diese Deutung grundsätzlich in die Irre zu gehen. Liest man die Schlusserklärungen der drei Angeklagten im Prozess (hier, hier und hier), treten ganz andere Deutungslinien hervor. Der Protest von "Pussy Riot" entzündet sich an der zynischen Inanspruchnahme der religiösen Ästhetik der Orthodoxie für seine politischen Zwecke. So erklärt Katja Samutsevich:
Our sudden musical appearance in the Cathedral of Christ the Savior with the song “Mother of God, Drive Putin Out” violated the integrity of this media image, generated and maintained by the authorities for so long, and revealed its falsity. In our performance we dared, without the Patriarch’s blessing, to combine the visual image of Orthodox culture and protest culture, suggesting to smart people that Orthodox culture belongs not only to the Russian Orthodox Church, the Patriarch and Putin, that it might also take the side of civic rebellion and protest in Russia.
[Unser überraschender musikalischer Auftritt in der Kathedrale Christi des Erlösers mit dem Lied "Mutter Gottes, vertreibe Putin" beschädigte die Integrität dieses medial vermittelten Bildes, das die Autoritäten so lange erzeugt und aufrecht erhalten hatten, und offenbarte seine Falschheit. In unserer Performance wagten wir - ohne den Segen des Patriarchen - die orthodoxe Kultur und die Kultur des Protestes visuell zu verbinden, um aufmerksamen Menschen zu vermitteln, dass die orthodoxe Kultur nicht nur der Russisch-Orthodoxen Kirche, dem Patriarchen und Putin gehört; dass sie ihm Gegenteil auf der Seite des zivilen Ungehorsams und des Protestes in Russland stehen könnte]
Der Kern des "Pussy Riot"-Prozesses besteht nicht in der Lästerung Gottes, sondern in der Inanspruchnahme der religiösen Tradition des Landes gegen das Putin-Regime. Sehr deutlich wird das in der vielzitierten Beschimpfung des Patriarchen im "Protest-Gebet":
Der Patriarch Gundjaj glaubt an Putin
Besser würde der Hund an Gott glauben
Der Gürtel der Jungfrau ersetzt keine Demonstrationen
Die Jungfrau Maria ist bei den Protesten mit uns!
So ist die Performance in der Erlöserkirche vor allem eine Anfrage an die Russisch-Orthodoxe Kirche, ihr Verhältnis zum herrschenden politischen System zu überprüfen. Liest man die Erklärung des Obersten Kirchenrates der Russisch-Orthodoxen Kirche zum Prozess, muss man annehmen, dass diese Anfrage bisher geflissentlich übersehen wird. Gleichzeitig offenbart diese Erklärung, wie tief die Identifikation von Religion und Nation im Denken der Kirche verwurzelt ist:
Unser Volk ist durch die Prüfungen der militanten Gottlosigkeit und der faschistischen Aggression gegangen. Das war uns eine tragische Lehre, die eine besondere Sensibilität gegenüber der Schmähung religiöser und nationaler Gefühle in uns herangebildet hat.
Wer religiöse und nationale Gefühle so eng zusammenrückt, wird immer in der Versuchung stehen, die mit dem Christentum grundsätzlich gegebene kritische Distanz zum Staat aufzugeben und zum Opfer politischer Instrumentalisierungen zu werden.

Für die auch in Deutschland virulente Blasphemie-Debatte kann der Fall "Pussy Riot" ein wichtiger Hinweis sein, den "Schutz des Staates" nicht allzu leichtfertig einzufordern. Zurecht erinnert eine der Angeklagten in ihrem Statement an die düstere Seite der Geschichte des Blasphemie-Begriffs und seiner Anwendung. Ihm ist nicht nur Sokrates zum Opfer gefallen, sondern auch unser Herr selbst und sein erster Blutzeuge Stephanus ...

Dienstag, 21. August 2012

Pius X. - SANTO SUBITO

Wie im Falle Johannes Paul II. wussten die Menschen auch beim Tod Pius X. sofort, dass hier ein ganz besonderer Mensch zu seinem himmlischen Vater heimgekehrt war. Dies zeigte sich nicht nur in der unmittelbar einsetzenden Verehrung durch die Römer, sondern auch in den Nachrufen der "weltlichen" Presse.

So schrieb die Londener "Times":
Alle jene, die echte Heiligkeit hochschätzen, vereinen sich mit der katholischen Kirche, die in Pius X. einen heiligen Priester, einen großen Bischof und einen großen Papst betrauert".
Auch die sozialistische Pariser "L'Humanité" konnte sich dem Charisma des Verstorbenen nicht entziehen:
"Der Papst ist gestorben ! Man muß sagen, daß er ein großer Papst war. Seine Politik war höchst einfach: die Werte des Glaubens mit apostolischer Entschiedenheit zur Geltung zu bringen. Er konnte diese Politik mit Autorität durchführen, weil die Einfachheit seiner Seele und die Echtheit seiner Tugend nie angezweifelt wurden. Man mag ihn beurteilen wie immer, man muß sagen, daß er ein großer Papst war".
Die hier geschilderte "Einfachheit seiner Seele" äußerte sich auch darin, dass Pius X. als erster Papst die traditionelle Einbalsamierung seines Leichnams verweigerte. Auf der Inschrift unter seinem Sarkophag kann man lesen:

PIUS PAPA X
PAUPER ET DIVES
MITIS ET HUMILIS CORDE
REIQUE CATHOLICAE VINDEX FORTIS
INSTAURARE OMNIA IN CHRISTO 
SATAGANS

PAPST PIUS X.
ARM UND REICH
SANFT UND DEMÜTIG VON HERZEN
DER STARKE VERTEIDIGER DER KATHOLISCHEN SACHE
BESTREBT, ALLES IN CHRISTUS ZU ERNEUERN

Hl. Pius X. - der Programmpapst

Alles in Christus erneuern
Da der Hl. Papst Pius X. nicht nur der Patron einer abtrünnigen Priesterbruderschaft ist (nein, er hätte dafür kein Verständnis gehabt!), sondern auch unsere Tochter Pia am 21. August Namenstag feiert, spielt er in unserer Familie seit langem eine besondere Rolle.

Lässt man einmal das dumme Gerede beiseite, das die heutige "Mainstream-Meinung" über Giuseppe Sarto prägt (wer es sich unbedingt antun will, der lese hier), entdeckt man eine wirklich beeindruckende Persönlichkeit.

Da ist zunächst der atemberaubende Weg vom Sohn eines Postboten in einer italienischen Kleinstadt bis zum "Diener der Diener Gottes": zwar hatte es schon im 18. und 19. Jahrhundert den einen oder anderen "Bürgerlichen" auf dem Stuhl Petri gegeben - ein Papst aus dem "Prekariat" war dennoch etwas ganz Neues, auch wenn Giuseppe Sarto seine "niedere Herkunft" im Laufe der Jahre in einen "geistlichen Adel" transformiert hatte. So beschreibt ihn der franz. Kultusminister Chaumié wie folgt:
"Er ist ein Mann von großer persönlicher Anziehungskraft und eine glänzende Erscheinung . ein offenes Antlitz, aus dem Entschiedenheit spricht, die jedoch durch die Augen gemildert ist . aus ihnen leuchtet der Glanz ewiger Jugend. Jedes Sich-zur-Schau-stellen liegt ihm fern; er hat aber auch nichts Serviles an sich. Seine Umgangsformen ... sind vollendet, es sind die eines Mannes, der vollkommen Herr seiner selbst ist".
Betrachtet man seine auffallend symmetrische kirchliche Laufbahn (8 Jahre Seminar, 9 Jahre Kaplan, 8 Jahre Pfarrer, 9 Jahre Domherr und Kapitelvikar, 10 Jahre Bischof von Mantua, 10 Jahre Patriach von Venedig, 11 Jahre Papst) etwas genauer, findet man das Paradebeispiel eines "Master-Plans". Selten zuvor und auch kaum danach hat ein Stellvertreter Christi vom ersten Tages seines Pontifikates an ein so klares, auf den verschiedenen Stationen seines bisherigen Wirkens erprobtes Programm gehabt, das er noch dazu auf einen einfachen Nenner zu bringen wusste. In seiner Antritts-Enzyklika "E supremi apostolatus cathedra" schreibt er:
"Gestützt auf die Kraft Gotttes verkünden wir, daß Wir für Unser Pontifikat kein anderes Programm kennen als das, alles zu erneuern in Christus, damit Christus alles und in allem sei".
Mit großer Kraft und Disziplin (zum Zeitpunkt seiner Wahl war er fast 70 Jahre alt) hat Pius X. dieses Programm in die Tat umgesetzt: die Erneuerung des liturgischen und sakramentalen Lebens (participatio actuosa: ihr sollt nicht in der Messe, sondern die Messe beten) der Gläubigen, die Reform des Kirchenrechtes, die Herausgabe eines Katechismus, die Stärkung der Katholischen Aktion, die Reform der Kurie, die Verbesserung der Priesterausbildung, die Gründung des Päpstlichen Bibelinstituts - die Liste ließe sich fast beliebig fortsetzen. Wer sich einen Rest an gutem Willen bewahrt hat, wird es angesichts dieses Reformprogramms nicht mehr fertigbringen, das Pontifikat des Sarto-Papstes auf die Bekämpfung des Modernismus zu verengen.

Ein besonderes Augenmerk hatte Pius X. auf die Förderung der "Katholischen Aktion", der ersten großen Laienbewegung des 20. Jahrhunderts. Sie ist gleichzeitig ein Musterbeispiel für die Tatsache, dass der Papst seine Reformbemühungen nicht auf dem Stuhl Petri begonnen, sondern bereits in seiner Zeit als Bischof von Mantua und Patriarch von Venedig umfassend erprobt hatte. Von der von ihm gewünschten Mitarbeit der Laien in den Pfarreien besaß er daher eine klare Vorstellung, dier er 1895 anläßlich einer Versammlung der "Opera dei Congressi Cattolici" so formulierte:
"Nur ein einziges Wort sage ich, um nur eines zu empfehlen: die Tat. Wir wollen nicht große Reden halten; das Geschwätz überlassen wir den Politikern. Uns geht es um Taten. Die Mitglieder der Pfarrausschüsse müssen die Mitarbeiter des Pfarrers sein, müssen ihn in seiner priesterlichen Tätigkeit unterstützen, im Religionsunterricht, in der Leitung der Jugendorganisationen, bei der Wiederherstellung von Frieden und Eintracht in den Familien [...] Wir wollen arbeiten, aber ohne zeitliche Vorteile zu erstreben, ohne private Interessen zu verfolgen, ohne persönlichen Ehrgeiz. Wir wollen unsere Pflichten Gott, dem Nächsten und uns selbst gegenüber untadelig erfüllen".
Klingt das nicht erstaunlich aktuell?




Montag, 20. August 2012

Bischof Erster Klasse

First Class Bishop
Und wieder das gute alte Sommerloch: Dem SPIEGEL ist es eine Schlagzeile wert, dass Bischof Tebartz-van Elst erster Klasse nach Indien gereist ist. Faktisch handelte es sich wohl um ein Upgrade auf der Grundlage von Bonusmeilen, die der mitfliegende Generalvikar zur Verfügung stellte. Da als Zweck der Reise der "Besuch sozialer Projekte" genannt wurde, ist es für das führende Organ des deutschen Qualitätsjournalismus natürlich Ehrensache, die Distanz zwischen dem "Luxus-Reisenden" Bischof und den Nutznießern besagter Hilfsprojekte genüßlich auszuwalzen. Im Kommentarbereich kann man sich dann vergewissern, dass genügend Menschen auf derlei Futter nach dem Modell "Pawlow" reagieren.

Besonders niederträchtig ist in dem "Bericht" die folgende Passage:
Katholiken in seinem Bistum kritisieren Tebartz-van Elst wegen des Umgangs mit dem Vermögen der Kirche. Die Kritik entzündete sich bislang insbesondere am neuen Bischofssitz direkt neben dem Limburger Dom, der mindestens 5,5 Millionen Euro kostet. Der Baukomplex besteht neben einem Wohnhaus unter anderen aus einer Privatkapelle für Tebartz-van Elst, Gäste- und Empfangsräumen, Wirtschaftsräumen, einer Bibliothek und einem eigenen Raum zur Aufbewahrung von Reliquien.
Der "neue Bischofssitz", der hier als bischöfliches "Wohnhaus" mit angegliederten Räumen firmiert, ist in Wirklichkeit das "Diözesane Zentrum St. Nikolaus": eine Kombination aus dem Arbeitsbereich der engsten Mitarbeiter des Bischofs, Konferenz- und Empfangsräumen sowie einer Kapelle. Bischof Tebartz-van Elst bewohnt im rückwärtigen Teil des Gebäudekomplexes eine 3-Zimmer-Wohnung ("kombiniertes Wohn- und Esszimmer neben der Küche" und ein Schlafzimmer mit angrenzendem Bad).

Liebe Kollegen vom SPIEGEL: Man kann ja über alles reden, z.B. auch über die Angemessenheit oder Nicht-Angemessenheit von Erster-Klasse-Flügen bei Bischöfen. Die bösartige Verdrehung aller Fakten in obiger Passage zeigt aber leider mal wieder: eine sachliche Diskussion ist beim Thema "Kirche" das Letzte was ihr wollt ...

Montag, 13. August 2012

Katholisches Sommerloch

Der Gipfel der Gipfelkreuze
Touristen aus arabischen Ländern sind in Bayern gerngesehene Gäste. Besonders auf dem höchsten Berg Deutschlands scheint man an dieser Besuchergruppe interessiert - und zu manchem Zugeständnis bereit zu sein. So berichtete kath.net, die Betreibergesellschaft der Zugspitzbahn habe aus Prospekten für den arabischen Raum das Gipfelkreuz "herausretuschiert", um Gäste mit muslimischem Glaubenshintergrund nicht unnötig zu verschrecken. 

Nun ja, ganz so wild scheint es nicht zu sein - retuschiert hat man wohl nicht, sondern für die entsprechenden Projekte Bildmaterial ohne Gipfelkreuz ausgewählt. Angesichts der Tatsache, dass es selbige Betreibergesellschaft war, die vor einiger Zeit besagtes Kreuz neu hat vergolden lassen, muss man wohl nicht gleich das christliche Abendland im Sommerloch versinken sehen. Man wird wohl eher schmunzeln bei der Vorstellung, wie verstört der geneigte Moslem dreinschauen wird, wenn er am Ziel seiner Reise ankommt und dann doch unter dem Zeichen des Kreuzes das Panorama genießen muss.

Aber auch für diesen Fall haben die Tourismus-Manager schon seit längerem vorgesorgt. Kann sich der so hereingelegte Mohammedaner doch an Ort und Stelle in einen passenden Gebetsraum zurückziehen, der vor 2 Jahren für seinesgleichen eingerichtet wurde, damit er in luftiger Höhe sein Stundengebet verrichten kann. 

Sollte ihm die ganze Sache - trotz zahlreicher arabischer Spezialitäten auf der Speisekarte des Plattformrestaurants - doch auf den Magen schlagen, kann er sich auf ein, seinen speziellen kulturellen Bedürfnissen angepasstes, stilles Örtchen begeben. Dort muss er sich nicht mit Toilettenpapier herumschlagen, sondern darf sich der alternativ zur Verfügung gestellten Duschbrause bedienen. 

Da sage noch einer, der Bayer habe nicht ein feines Näschen für multikulturelles Entgegenkommen oder verweigere sich bockbeinig den Erfordernissen der politischen Korrektheit im Umgang mit Minderheiten.

Nein, der Bayer ist seit eh und je weltoffen - es waren Preußen, die die seinerzeitige "Toiletten-Eröffnung" alarmistisch und äußerst unfein als "Halal Kacken" verunglimpft haben.


 

Forever my Pope ...

Robert Spaemann erzählt in dem vor kurzem erschienenen - und in jeder Hinsicht lesenswerten -  autobiographischen Gesprächsband "Über Gott und die Welt" von einer Begegnung mit Johannes Paul II. in Castel Gandolfo. Bei dieser Gelegenheit sprach der Papst über die Frage der Allerlösung - im vollen Bewußtsein, dass ihm diese Irrlehre von den Lord-Siegel-Bewahrern der katholischen Rechtgläubigkeit unterstellt wurde.

Spaemann berichtet:
So kam er von sich aus auf dieses Thema zu sprechen. Er sagte ungefähr: "Wie ist die Lehre von der ewigen Hölle, also die Lehre von Gotte sGerechtigkeit, vereinbar mit seiner allmächtigen Güte?" Hier rekurrierte der Papst auf das thomistische Lehrstück über die Eigenschaften Gottes. Er sagte dem Sinne nach: Wir müssen Gott verschiedene positive Eigenschaften zuschreiben, so die Gerechtigkeit, so die Barmherzigkeit. Es sind dies für uns zwei verschiedene Eigenschaften. Ein Mensch kann die eine der beiden besitzen, ohne die andere zu besitzen. In Gott gibt es keine Pluralität von Eigenschaften. Sein Wesen ist einfach. Nur wir sehen das Licht gebrochen in die Regenbogenfarben. Das bedeutet: Gerechtigkeit und Barmherzigkeit sind in Gott nicht zwei verschiedene Eigenschaften. Wir können uns aber die Identität dieser beiden Eigenschaften nicht vorstellen. Wir können sie lediglich denkend postulieren.
Was aber bedeutet das konkret? (Der Papst sprach übrigens deutsch). "Es bedeutet", so sagte er, "dass Gott am Ende jedem Menschen im Tiefsten seines Wesens gerecht werden wird. Und das ist sowohl seine Gerechtigkeit wie seine Barmherzigkeit". Er beendete das Gespräch mit den Worten: "Viele Fragen, wenig Antworten".
Man sieht beim Lesen dieser letzten Worte das spitzbübische und zugleich weise Augenzwinkern von JP II vor sich. Was für ein Theologe ...

Mittwoch, 8. August 2012

Die schiefe Bahn

Die CDU streitet angeblich über das Ehegatten-Splitting für schwule Lebensgemeinschaften. Angeblich deshalb, weil jeder der Beteiligten weiss, dass diese Position nicht zu halten ist und die CSU lediglich einmal wieder versucht, sich ihrer konservativen Wählerschaft anzuempfehlen. Konservativ heißt hier nach bester CSU-Manier: "Wir machen jede gesellschaftliche Fehlentwicklung mit - nur einige Monate später als alle anderen". 

Das Vorenthalten des Ehegatten-Splittings für Lebensgemeinschaften ist in dem Kontext, den die konservative "C"-Partei trägt und mit herbei geführt hat, auch sachlich nicht haltbar. Es ist eine "Ungleichbehandlung" und die wird das Verfassungsgericht nicht durchgehen lassen. Dass es sich nur dann um eine "Ungleichbehandlung" handeln würde, wenn Ehe und schule Lebensgemeinschaft das Gleiche wären, wird diese Logik nicht aufhalten können. Denn "faktisch" sind Ehe und Lebensgemeinschaft das Gleiche, da die Lebensgemeinschaft sich von der Ehe in 90% aller wesentlichen Punkte vor dem Gesetzt nicht mehr unterscheidet. Wie dann die letzten 10% verteidigen?

Solche Nachhutgefechte sind peinlich: erstens verliert man sie und zweitens argumentiert man nicht mehr konsistent, weil man das Hauptgefecht nicht mehr führt. Bei diesem würde es um die Ehe, ihr (vorstaatliches) Wesen und ähnliche Dinge handeln. Aber dieses Hauptgefecht hat man eben preisgegeben. Der Rest geht nach dem Gesetz der schiefen Bahn dahin.

Die nächste "Grundsatzdebatte" steht übrigens schon vor der Tür: das Adoptionsrecht für homosexuelle Lebensgemeinschaften. Auch dieses Gefecht kann man sich sparen, weil man es ebenso verlieren wird. Das liegt daran, dass man sich - auch bei der CSU - längst auf die Definition "Wo Kinder erzogen werden, da ist Familie" eingelassen hat. Warum sollte also "Schwuchtel + Schwuchtel + Adoptivkind" nicht eine Familie sein können? Dagegen würden wieder nur naturrechtliche Argumente helfen. Da man sich diese beim Themenkomplex "Ehe und Familie" längst hat aus der Hand schlagen lassen, wird man mit ihnen in der öffentlichen Debatte keinen Blumentopf mehr gewinnen können - man argumentiert ja wieder inkonsistent.

So wird die kranke Politik der "Homo-Gleichstellung" also weiter gehen bis zum bitteren Ende. Eine "konservative" Partei, die sich dagegen einigermaßen glaubwürdig zur Wehr setzen könnte, gibt es im Spektrum der Bundesrepublik nicht mehr. Das können auch die angesprochenen Nachhutgefechte nicht verschleiern.

P.S.: Nein, die Verwendung des Ausdrucks "Schwuchtel" ist nicht unchristlich und lieblos. Ich respektiere Homosexuelle durchaus. Wer allerdings so etwas Menschenverachtendes wie die Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare fordert, der verdient keine Argumente mehr, sondern Abscheu. Zur Kennzeichnung derselben dient besagter Ausdruck. Auch wenn es nichts helfen wird ...

Samstag, 21. Juli 2012

Beschneidung

Mit oder ohne - das ist hier die Frage
Die Diskussion um die Rechtmässigkeit der Beschneidung trägt alle pathologischen Symptome, die öffentliche Diskussionen in Deutschland regelmässig annehmen, wenn das Thema "Religion" oder "Weltanschauung" tangiert sind.

Mal vorab: ich halte die rituelle Beschneidung von Knaben für überflüssig, wie die meisten rituellen Vorschriften von Religionen. Das liegt daran, dass wir zuhause Christen sind: unser Sohn ist nicht beschnitten, wir essen Schweinefleisch, achten nicht auf die Trennung von Fleischigem und Milchigem, Frau und Töchter gehen zyklusunabhängig in den Gottesdienst, etc. Für mich sind die entsprechenden Regelungen des Alten Testaments religiös überformte kulturelle Übereinkünfte, die in der Regel einen praktischen Hintergrund hatten (z.B. denjenigen der Sicherstellung von Hygiene oder der Abgrenzung von religiösen Praktiken anderer Bevölkerungsgruppen). Um dies im 21. Jahrhundert für einen unumgänglichen Willen Gottes zu halten, muss man meines Erachtens ein Problem mit dem Zueinander von Religion und Vernunft haben - um es einmal zurückhaltend zu formulieren. Aber das ist nur meine Privatmeinung. Grundsätzlich achte ich die religiösen Gewohnheiten anderer Menschen - und seien sie noch so skurril.

Nun kann man sich der ganzen Beschneidungs-Causa juristisch nähern und dann landet man natürlich prompt bei den "Menschenrechten" - darunter tun gerade wir Deutschen es nicht. Es gibt für uns eigentlich gar keine Frage, die man nicht auf dieser Ebene diskutieren könnte, ja geradezu müsste. Heraus kommen dann kluge Artikel, wie der von Bettina Röhl im SPIEGEL: "Plädoyer für das Grundgesetz". Man merkt gleich: es geht ums Ganze! Zunächst muss die Angelegenheit angesichts der Bemühungen des Bundestages, sie auf dem kleinen, gesetzgeberischen Dienstweg aus der Welt zu schaffen, erst einmal auf das richtige Niveau ("Grundgesetz"!) gehoben werden:
Der Bundestag könnte allerdings zu viel versprochen haben, wenn er Abhilfe mit einem einfachen Gesetz in Aussicht stellt. Denn es könnte, wenn die Beschneidung nicht nur gegen ein Strafgesetz, sondern unmittelbar gegen das Grundgesetz verstieße, einer nicht ganz unproblematischen Verfassungsänderung bedürfen.
Geht's noch? Die Beschneidung soll unmittelbar gegen das Grundgesetz verstossen, wenn ein entsprechendes Gesetz sie erlaubt? Ist die Dame des Lesens mächtig? Artikel 2 des Grundgesetzes - und nur auf diesen könnte man sich ja berufen - lautet:
Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.
Aber lassen wir Frau Bettina Röhr ruhig weiter die Grundrechte abwägen. Letztlich krankt die ganze Diskussion an der Einordnung der Beschneidung in die Kategorien "körperliche Schädigung" oder gar "Verstümmelung". Das ist aber offensichtlich Unfug. Was Eltern tun, die ihren Sohn beschneiden lassen, ist schlicht die Wahl einer Option:
  1. Penis mit Vorhaut
  2. Penis ohne Vorhaut
Für beide Optionen gibt es gute Gründe und beiden Optionen ist eines gemeinsam: die beiden Hauptfunktionen des entsprechenden Organs können ohne Einschränkungen ausgeübt werden. Also nichts mit  "Verstümmelung" und nichts mit "körperlicher Schädigung".

Eltern dürfen ihrem Sohn auch die Ohren etwas näher an den Kopf rücken lassen, wenn sie sie für "abstehend" halten. So manche Mutti lässt dem Töchterchen im zarten Alter bereits Löcher für Ohrringe stechen. Kein Problem, weil der Eingriff nicht übermässig riskant ist und die Ohren weiterhin prima funktionieren.

Niemand käme auf die Idee, in diesen Fällen von Menschenrechten zu schwafeln oder die Berechtigung der Eltern in Zweifel zu ziehen, in dieser Weise Entscheidungen für das Kind zu treffen.

Also, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger: einfach Luft ab- und die Kirche im Dorf lassen. 







Freitag, 20. Juli 2012

Die Bruderschaft tritt nach

Federico Lombardi
Pressesprecher des Vatikans
Der Vatikan hat auf die Erklärung des Generalkapitels der FSSPX reagiert. Das Vatikanische Presseamt liess verlautbaren:
Das Generalkapitel der Priesterbruderschaft St. Pius X., welches kürzlich zu Ende ging, hat eine Erklärung veröffentlicht, welche auf die Möglichkeit einer kanonischen Normalisierung der Beziehungen der Bruderschaft und des Heiligen Stuhls Bezug nimmt. 
Obwohl sie veröffentlicht wurde, bleibt die Erklärung vorrangig ein internes Dokument, welches für die Mitglieder der Bruderschaft zu Studien- und Diskussionszwecken dient. [tale Dichiarazione rimane anzitutto un documento interno, per lo studio e la discussione fra i membri della Fraternität.] 
Der Heilige Stuhl hat die Erklärung zur Kenntnis genommen, erwartet aber in Kürze eine offizielle Mitteilung der Priesterbruderschaft bezüglich der Fortführung des Dialogs zwischen der Bruderschaft und der Päpstlichen Komission 'Ecclesia Dei'.
Die Botschaft ist deutlich: Der Vatikan erwartet gemäß den Regeln des vereinbarten Gesprächsprozesses eine Antwort der FSSPX auf den zuletzt übermittelten Text eines Einigungsdokumentes und ist nicht bereit, schwülstige öffentliche Deklarationen des Generalkapitels als Ersatz für eine solche direkte und nicht-öffentliche Antwort zu akzeptieren. Entsprechend wird die öffentliche Erklärung des Generalkapitels als internes Dokument der FSSPX eingestuft, nicht als Teil des Gesprächsprozesses.

Die Bruderschaft hat auf diese vatikanische Mahnung sofort im Stile der wiedergefundenen "Einigkeit in der Unverschämtheit" reagiert und dem Vatikan vorgeworfen, seine Stellungnahme werde der Deklaration des Generalkapitels "nicht gerecht", verbunden mit einem Seitenhieb auf angebliche anti-autoritäre Gepflogenheiten "moderner Theologen".

Die Botschaft ist klar: die FSSPX hat für sich den vertrauten, nichtöffentlichen Gesprächsprozess mit Rom suspendiert und kehrt zurück zur öffentlichen Agitation.

Fast möchte man meinen, die Bruderschaft bettele nun durch Provokationen um die erneute Exkommunikation - hierfür spricht auch ein Text des französischen Distriktoberen, der vor einigen Tagen an die Öffentlichkeit gelang.

Der soziologische Mechanismus ist simpel und von totalitären Systemen her wohl bekannt: man benötigt den Druck von außen in Form einer konstruierten und provozierten Verfolgungssituation, um den Druck im inneren zu kompensieren, den eigenen "Laden" zusammenzuhalten und die Anhängerschaft zu binden.

Es ist bitter, aber es führt kein Weg an der Einsicht vorbei, dass die FSSPX soziologisch von fundamentalistischen muslimischen Gruppierungen kaum zu unterscheiden ist.

Donnerstag, 19. Juli 2012

Die Reihen fest geschlossen

Das stehen Sie und können nicht anders ...
Die Piusbruderschaft hat heute die bereits angekündigte Erklärung zu den Ergebnissen des jüngsten Generalkapitels veröffentlicht. Wie nach den letzten Signalen nicht anders zu erwarten, hat man sich gegen die weitere Verfolgung der Einigungsbemühungen entschieden.

Diese Entscheidung ist in dem - gewohnt verschwurbelten - Text etwas verklausuliert, aber letztlich doch ganz eindeutig:
"So harrt sie [die Bruderschaft] dem Augenblick entgegen, da eine ernste, offene Disputation möglich sein wird, die auf eine Rückkehr der kirchlichen Autoritäten zur Tradition abzielt".
Wir erinnern uns: die Kompromisslinie, die sich zwischen dem Vatikan und der Leitung der Bruderschaft angebahnt hatte, beruhte letztlich auf einer Ausklammerung der eigentlichen dogmatischen Differenzen - bruderschaftsintern war dies als eine "rein praktische" Lösung bezeichnet und von den Führern der interne Opposition (darunter drei der vier Weihbischöfe und der einflussreiche französische Distriktobere) bekämpft worden.

Nachdem die Glaubenskongregation zuletzt darauf bestanden hatte, dass ein Einigungspapier wenigstens einige minimale dogmatische Zugeständnisse bzgl. der Lehren des II. Vatikanums enthalten müsste, hat der Generalobere Fellay diese Gelegenheit genutzt, die Reihen wieder zu schließen. Dies ist letztlich konsequent und nachvollziehbar, da sein "Laden" kurz vor dem Auseinanderbrechen stand.

Wenn die Bruderschaft nun in der oben zitierten Passage schreibt, man harre auf die Möglichkeit einer ernsten Disputation, so ist dies die Absage an die "rein praktische Lösung" und die Rückkehr zur inhaltlichen Kontroverse.

Um ganz deutlich zu machen, wie die Dinge stehen, wird als Ziel einer solchen Disputation die "Rückkehr der kirchlichen Autoritäten zur Tradition" benannt. Im Klartext: eigentlich ist "Rom", "die Konzilskirche", etc. im häretischen Schisma und die allein-wahre Bruderschaftskirche wartet auf deren Bekehrung. Nichts Neues unter der Sonne, sondern die üblichen Unverschämtheiten.

Um auch die Genossinnen und Genossen in den Pius-Gemeinden hinreichend auf das nun Kommende (die Erneuerung des Bruchs mit Rom) einzuschwören, enthält die Erklärung noch eine peinliche Verbrämung der eigenen schismatischen Verstockung als Martyrium:
"Wir vereinigen uns mit den verfolgten Christen in den verschiedenen Ländern der Welt, die für den katholischen Glauben leiden, sehr oft sogar bis zum Martyrium".
Das ist unlogisch, verehrte Piusbrüder! Die allermeisten dieser verfolgten katholischen Christen stehen in voller Gemeinschaft mit den bösen "kirchlichen Autoritäten", die erst noch zur Tradition zurückkehren müssen - ja es gehören sogar zahlreiche dieser kirchlichen Autoritäten zu den Verfolgten. Sie erkennen das Vaticanum II an. Sie feiern die Messe nach dem neuen Ordo (also wahrscheinlich nicht gültig). Sie haben mit "Märtyrern im Kampf gegen Rom" rein gar nichts zu tun.

Mittwoch, 18. Juli 2012

Jungfrau und Müller

P. Matthias Gaudron
"Glaubensgärtner" der Piusbruderschaft
Pater Matthias Gaudron führt den Titel "Dogmatiker der Piusbruderschaft" - ich frage mich immer, ob sich darin schlicht eine barocke Freude an Titeln ausdrückt oder die Bruderschaft auf diese Weise betonen will, dass es in ihren Reihen nur einen Priester gibt, der dieses Fach studiert hat. Meist lese ich dann einige Interviews verschiedener FSSPX-Granden und komme zu dem Ergebnis: es kann sich nur um Grund No 2 handeln.

Wie dem auch sei: Möchte die Bruderschaft eine Stellungnahme abgeben (oftmals in Form einer weiteren Fatwa gegen ein Mitglied des deutschen Episkopats) und hat dabei das Gefühl, das argumentative Niveau von kreuz.net überschreiten zu müssen, wird besagter Pater vorgeschickt (es handelt sich bei Matthias Gaudron übrigens um einen grundsympathischen Kerl, dem man jede Menge Humor zutraut).

Es war abzusehen, dass die Ernennung von Gerhard Ludwig Müller zum Präfekten der Glaubenskongregation ohne besagte Fatwa nicht abgehen würde und natürlich hat das gar nichts damit zu tun, dass Bischof Müller sich wiederholt erdreistet hat, die Bruderschaft daran zu erinnern, dass das Verhältnis katholischer Priestern (auch Vereinigungen solcher Priester) zu katholischen Bischöfen (besonders zuständigen Diözesanbischöfen) vom Gehorsam, dem "Schmiermittel" des kirchlichen Apparates göttlicher Ordnung, geprägt sein sollte.

Gerhard Ludwig Müller
"Glaubensbock" der römisch-katholischen Kirche
Auf jeden Fall hat Pater Gaudron dem frisch ernannten Präfekten (von kreuz.net, dem pervers-publizistischen Sprachrohr des Sedi-Flügels der Bruderschaft, flugs zum "Glaubensbock" gekürt) einige Häresien nachgewiesen, darunter auch seine angebliche Leugnung der "Virginitas in partu".

Erfreulicherweise hat sich in der Blogoezese - zu deren Vorzügen es gehört, dass es dort mehr als einen Dogmatiker gibt - gleich eine theologische Diskussion zu dieser Frage entwickelt. Während Pro Spe Salutis die einschlägigen Äußerungen Müllers für bedenklich hält, sieht sophophilo die Sache wesentlich entspannter. Kern des Disputes ist eine Passage in Müllers Dogmatik-Lehrbuch:
"Es geht nicht um abweichende physiologische Besonderheiten in dem natürlichen Vorgang der Geburt (wie etwas die Nichteröffnung der Geburtswege, die Nichtverletzung des Hymen und der nicht eingetretenen Geburtsschmerzen), sondern um den heilenden und erlösenden Einfluß der Gnade des Erlösers auf die menschliche Natur, die durch die Ursünde "verletzt" worden war. […] Der Inhalt der Glaubensaussage bezieht sich also nicht auf physiologisch und empirisch verifizierbare somatische Details".
Diese Formulierung ist in der Tat nicht ganz überzeugend, freilich aus ganz anderen Gründen als dies der Gaudronsche Handbuch-Positivismus vorgibt (man würde zu gerne einmal wissen, nach welchen Kriterien der Piusbruder das Verhältnis der gerade in dieser Frage durchaus unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen der verschiedenen Autoren bestimmt und gewichtet! So einfach ist es mit "der Tradition" im Detail eben nicht!).

Es kann gar kein Zweifel bestehen, dass Müllers Aussage, der Kern der Glaubensaussage beziehe sich nicht auf physiologische Details, völlig richtig ist. Wir glauben, dass Maria "virgo intacta" war und dass dies eine Bedeutung im Heilsgeschehen hat - die physiologischen Details sind demgegenüber selbstverständlich zweitrangig. Spannend wird es auf der Ebene des Zueinanders dieser Ebenen. Denn weder darf aus der Zweitrangigkeit der physiologischen Details auf ihre völlige Bedeutungslosigkeit geschlossen werden (sie sichern die konkrete Glaubensaussage gegen eine Verdunstung ins Nichtssagend-Allgemeine), noch dürfen die Details für das Eigentliche gehalten werden, als wäre der Sinn von Glaubensaussagen das Mirakulös-Spektakuläre.

Die Schwäche von Müllers Formulierung liegt also gerade in der fehlenden Vermittlung dieser beiden Ebenen. Daher klingt seine Bestimmung des Inhalts der Glaubensaussage (der "heilende und erlösende Einfluß der Gnade des Erlösers auf die menschliche Natur") arg allgemein. Anders ausgedrückt: dieser Satz ist auch wahr in völliger Unabhängigkeit von der zur Diskussion stehenden Frage nach der "virginitas in partu".

Müller hätte gut daran getan, den einschlägigen Beitrag Karl Rahners zu Rate zu ziehen (Virginitas in partu", in: Schriften zur Theologie IV, Einsiedeln 1960, 173 ff.), der - als "defensor traditionis" (!) in Auseinandersetzung mit einer von ihm für unzureichend gehaltenen Abhandlung Albert Mitterers - genau diese Vermittlung der "Virginitas in partu" in das Heilsgeschehen vornimmt:
"Biblisch kann der gemeinte Ansatz so formuliert werden: Die konkrete Weise der Geburt erscheint nach dem Zeugnis der Schrift (Gn 3,16) als ein Vorgang, der (neben seiner menschlichen, positiven, gottgewollten Struktur und Sinnhaftigkeit) auch (an sich wie alles andere in der Welt) das Stigma der Sünde und des Todes als der durchgängigen Weltmächte an sich trägt. Ist Maria aber Mutter des erlösenden Wortes Gottes, gehört ihr Gebären als das der Sündenlosen zum Neuanfang der Welt, dann kann ihre Geburt dieses Stigma nicht an sich tragen; diese Geburt muss ‚anders‘ sein. Diejenige, die als von der Konkupiszenz Freie die passiven Vorgänge im Bereich ihres Lebens restlos (wenn auch infralapsarisch) in die Grundentscheidung ihrer Person hineinintegriert, das passiv Erfahrene zum reinen Ausdruck ihrer aktiven Entscheidung zu machen vermag, erfasst das passive Widerfahrnis der (aktiven) Geburt nicht in der gleichen Weise wie diejenigen Menschen, die das an ihnen durch die Mächte des Lebens in der Welt geschehende immer als das Fremde, das Einschränkende, das über sie zum Schaden ihrer Freiheit Verfügende erfahren".
Sancta Maria
Virgo ante partum, in partu et post partum
Präziser kann man den "Inhalt der Glaubensaussage" wohl kaum formulieren: Maria ist diejenige, die - weil sie bereits in dem mit Christus angebrochenen neuen Äon steht - "das passiv Erfahrene zum reinen Ausdruck ihrer aktiven Entscheidung zu machen vermag". Wo für die unter der Erbsünde und ihren Folgen stehende Mutter passiv leidet und die Geburt dadurch in ihren Begleiterscheinungen auch Ausdruck der menschlichen Gottferne ist, kann Maria sie in das aktive Mitwirken am Anbruch des Reiches Gottes machen. Da eine Geburt kein rein geistiger Vorgang ist und auch in diesem Fall nicht sein kann (Christus ist wahrer Mensch!), muss das "Andere" dieser Geburt sich auch leiblich auswirken - über die Details dieses physiologischen Vorgangs kann man spekulieren - verpflichtender Bestandteil der Glaubensaussage sind sie nicht.

In den Worten Rahners:
"die Lehre der Kirche sagt mit dem Kern der Tradition: die (aktive) Geburt Marias ist (von dem Kind und seiner Mutter her), so wie ihr Empfangen, von der Gesamtwirklichkeit her (als ganzmenschlicher Akt dieser ‚Jungfrau‘) auch in sich (und nicht nur von der Empfängnis her wie nach Mitterer) dieser Mutter entsprechend und darum einmalig, wunderbar, ‚jungfräulich‘, ohne dass wir aus diesem Satz (der in sich aber verständlich ist) die Möglichkeit haben, sicher und für alle verpflichtend, Aussagen über konkrete Einzelheiten dieses Vorgangs abzuleiten".
Ein im engeren Sinne geistlicher Lackmus-Test sei an dieser Stelle dringend empfohlen: Glaubensaussagen müssen meditiert, betrachtet werden können. Der Rahnersche Text kann auch gelesen werden als Anleitung zu einer solchen vertiefenden Betrachtung der Heilsgeheimnisse - das zeichnet ihn aus und beglaubigt ihn. Nur ein religiös abnormer Charakter kann sich vorstellen, im Mittelpunkt einer solchen Betrachtung stünden unversehrte Hymen und nicht eröffnete Geburtskanäle.


Dienstag, 17. Juli 2012

Auch eine Berufung

Melinda Gates III.
zum Thema Familienplanung
- echt jetzt?
Melinda Gates, Milliardärsgattin, Erfinderin von "Karl Klammer" (wer erinnert sich?) und unangefochtene Königin der Philanthropie, hat den Sinn ihres Lebens entdeckt und es gleich der "ZEIT" erzählt:
"Ich werde die Familienplanung in den nächsten 30 Jahre zu meiner obersten Priorität machen".
Macht das denn Sinn, mit 47 Jahren noch 30 Jahre Familienplanung betreiben zu wollen - und das gar als oberste Priorität?

Es geht natürlich nicht um die persönliche Familienplanung von Bill und Melinda, sondern um die Rettung der Welt vor all' diesen überflüssigen Mäulern. Drunter tut es Linda (immerhin auf Platz 6 der "Liste der mächtigsten Frauen der Welt") nicht.

Und ganz aufgeregt ist die Gute:
"In London wollen wir mit dem UN-Bevölkerungsprogramm, vielen Regierungen und NGOs beschließen, dass wir weiteren 120 Millionen Frauen bis 2020 Zugang zu Verhütungsmitteln verschaffen."
So löst man die Probleme des Planeten: nicht durch Bildung, nachhaltige Entwicklung oder ein partnerschaftliches Verständnis der Beziehung von Mann und Frau, sondern mit technokratischen Programmen:
"Die besondere Fähigkeit unserer Stiftung liegt darin, den Müttern zuzuhören. Meist suchen sie nach etwas, was sie wie die Dreimonatsspritze nutzen können, ohne dass ihr Mann es bemerkt."
Dumme, lendengesteuerte Männer und schlaue Frauen mit "Dreimonatsspritzen" - von so schlichter Brillianz kann ein Weltbild sein.

Würde der halsstarrige alte Mann in Rom das nur endlich verstehen; die schöne, neue Welt wäre zum Greifen nahe.


Erhörte Gebete

Versöhnung vorerst gescheitert -
Fellay bleibt lieber selber Papst!
Ein bitterer Kelch scheint an den Katholiken vorbei gegangen zu sein: in scheinbar voller Gemeinschaft mit einer Gruppe von unverbesserlichen Schismatikern und Häretikern leben zu müssen. Eine "Wiederversöhnung" von öffentlichen Sündern ertragen zu müssen, die es nicht ein einziges Mal fertig gebracht haben, ihre Schuld auch nur ansatzweise zu bereuen.

Menschen in gewisser Weise "kirchenamtlich" als Lordsiegelbewahrer der Tradition eingesetzt zu sehen, die aus dieser hl. Tradition mit fast jeder öffentlichen Äußerung eine Karikatur machen. Das II. Vatikanische Konzil ("Sacrosanctum Concilium") dem Spott von theologisierenden Patres preisgegeben zu sehen, die in jedem Interview, jeder Stellungnahme, jeder neuen Anklage ihr Verharren im Stande der intellektuellen Adoleszenz prostituieren.

Eine gnädige Vorsehnung scheint es uns zu ersparen, eine "Übereinkunft" ertragen zu müssen zwischen dem Stellvertreter Christi auf Erden und einer Gruppe von Personen, deren Gründer dem seligen Vorgänger dieses Stellvertreters öffentlich ins Gesicht gespuckt hat. Die unter ständiger Berufung auf ein halluziniertes "Ewiges Rom" (welch lächerliches Deckmäntelchen für die eigene Hybris!) den Sitz des Hl. Apostels Petrus mit Kübeln von Dreck und Kot übergiessen. 

Aber hätte man nicht hoffen müssen auf die Wiederherstellung der Einheit? Natürlich hat man darauf hoffen müssen - aber eben auf die "Wiederherstellung der Einheit". Diese gibt es mit Sündern aber nur auf der Grundlage von "Reue und Vorsatz". 

Aber darf man die Piusbrüder denn Sünder nennen? Ja, das darf man. Die verbotenen Bischofsweihen waren Sünde, die schwerste denkbare Sünde gegen die göttliche Ordnung der Kirche. Bis heute hat sich die Bruderschaft von dieser Sünde, ihrer "Gründungsurkunde", ohne die es sie in ihrer heutigen Gestalt gar nicht geben würde, mit der sie ihre mehr als 500 Priester dauerhaft der Gemeinschaft und Einheit mit dem Hl. Vater und den Nachfolgern der Apostel entzogen hat - bis heute hat sie sich von dieser Sünde nicht distanziert. Selbst die Bereitschaft Benedikts XVI., mit der Aufhebung der Exkommunikation Gnade vor Recht gehen zu lassen, hat sie dazu nicht bringen können. 

Beten wir also, dass ihre Verstockung nicht von Dauer sei.





Samstag, 5. Mai 2012

Wer anderen eine Grube gräbt ...

Die, na sagen wir mal, elegant komponierten Passagen in der Doktorarbeit von Frau Ministerin Schavan sind nicht von Pappe. Auf dem entsprechenden Blog "Schavanplag" kann man sich bei Bedarf etwas darein vertiefen.

Da kommt einem doch gleich ein Video in Erinnerung:


Donnerstag, 23. Februar 2012

Sehr nett ;-)

Schlagfertig muss man sein:
Unter dem Applaus der Anwesenden in der Audienzhalle Paul VI. führte Kardinal Dolan seine Mutter Shirley hinauf zum Podium des Papstes und stellte sie vor: „Heiliger Vater, hier ist meine Mutter!“ Dann fragte er, ob der Papst sie nun zur “First Lady” des Kardinalskollegiums machen könne. Schließlich sei er, Dolan, einer der wenigen im Kollegium, der jung genug sei, um eine noch lebende Mutter zu haben. 
Dann habe der Papst, wie Dolan berichtet, seiner Mutter gesagt: “Sie sehen zu jung aus, um die Mutter eines Kardinals zu sein.“ Sofort habe seine Mutter geantwortet: „Heiliger Vater, war das eine unfehlbare Aussage?“

Ganze Geschichte hier auf kath.net ...