Donnerstag, 23. Februar 2012

Sehr nett ;-)

Schlagfertig muss man sein:
Unter dem Applaus der Anwesenden in der Audienzhalle Paul VI. führte Kardinal Dolan seine Mutter Shirley hinauf zum Podium des Papstes und stellte sie vor: „Heiliger Vater, hier ist meine Mutter!“ Dann fragte er, ob der Papst sie nun zur “First Lady” des Kardinalskollegiums machen könne. Schließlich sei er, Dolan, einer der wenigen im Kollegium, der jung genug sei, um eine noch lebende Mutter zu haben. 
Dann habe der Papst, wie Dolan berichtet, seiner Mutter gesagt: “Sie sehen zu jung aus, um die Mutter eines Kardinals zu sein.“ Sofort habe seine Mutter geantwortet: „Heiliger Vater, war das eine unfehlbare Aussage?“

Ganze Geschichte hier auf kath.net ...

Samstag, 18. Februar 2012

Adversus Schmidbergeris III

Pater Recktenwald hat auf seinem Portal zur katholischen Glaubenswelt auf den zweiten Beitrag meiner kleinen Reihe Bezug genommen und bezweifelt, ob man Pater Schmidberger Demagogie und Falschmünzerei vorwerfen sollte: "Ich neige aber eher dazu, dahinter statt eines bösen Willens einfach mangelnde theologische Kompetenz, fehlendes Problembewußtsein und die Unfähigkeit zu theologischer Reflexion zu sehen". Ich kann Pater Recktenwalds Bedenken sehr gut verstehen, halte das Ganze aber letztlich für eine Geschmacksfrage: ich persönlich ziehe es im Falle eines Falles vor, als Demagoge denn als Dummkopf angesehen zu werden.

Schauen wir uns ein weiteres Paradebeispiel der Schmidberger'schen Theologie aus seinem kath.net-Interview an. Auf die Frage "Was heißt es für Sie, >cum et sub Petro< die Wahrheit des Glaubens zu verteidigen?" gibt er folgende Antwort:
Der heutige Papst ist genauso wie jeder Gläubige an die dogmatischen Verlautbarungen seiner Vorgänger gebunden. „Cum et sub Petro“ die Wahrheit des Glaubens zu verteidigen bedeutet also nichts anderes, als unter dem Lehramt des ewigen Roms für die kirchliche Lehre einstehen, die Stiftungen Jesu Christi – sein Priestertum, sein Opfer, die Sakramente, insbesondere die Ehe – als Konkretisierungen dieses Glaubens zu schützen und zu fördern, bedeutet aber auch, für den Papst in seinem schweren Amte zu beten und ihn als Vater der Christenheit zu verehren.
Hier wird ganz deutlich, wie sich die Bruderschaft dem "Zugriff" des Hl. Vaters entziehen möchte. Ein Lehramt hat in diesem Text nicht der Papst inne, sondern man lebt "unter dem Lehramt des ewigen Roms" - für den Papst "in seinem schweren Amte" (welches Amt hat er denn, möchte man fragen) ist man freundlicherweise bereit zu beten und verehren tut man ihn als "Vater der Christenheit". Man kann lange rätseln, wird aber wohl kaum eine Antwort auf die Frage finden, was mit dem "Lehramt des Ewigen Roms" gemeint sein soll. Zur Erinnerung: die Kirche ist von ihrem Herrn nicht auf eine Stadt gegründet, sondern auf eine Person. Diese Person (nicht die Stadt) hat das höchste Lehramt in der Kirche inne und dieser Person schuldet der Katholik Gehorsam.

Das "Ewige Rom", von dem Pater Schmidberger und die Piusbruderschaft im allgemeinen gerne sprechen, ist also bei Licht besehen nichts anderes als eine fromm klingende Machination, die keinen anderen Zweck hat, als dem Nachfolger des Apostels Petrus den Gehorsam zu verweigern. Ich wäre gerne dabei, würde Pater Schmidberger versuchen, diesen Hütchenspieler-Trick bei einem der Pius-Päpste des 19. und 20. Jahrhunderts anzubringen, die er ja angeblich so verehrt: "In aller Ergebenheit, Hl. Vater, ich gehorche nicht Ihnen, sondern dem Ewigen Rom". Zumindest bei Pius IX. ist ganz gut überliefert, wie er auf den Versuch von Leuten reagiert hat, die gegen die Autorität seines Amtes die Tradition ausspielen wollten ...





Mittwoch, 15. Februar 2012

Adversus Schmidbergeris II

In dem auf kath.net veröffentlichten Interview gibt Pater Schmidberger einen kurzen Abriss der "Argumente", die seine Bruderschaft gegen die Rechtgläubigkeit des II. Vatikanischen Konzils und eine "Hermeneutik der Kontinuität", d.h. die organische Anknüpfung seiner Lehren an die bisherige Lehrverkündigung der Kirche vorbringt. Nichts wäre besser geeignet, um sich ein klare Bild von der geistigen Verfassung der FSSPX zu machen als diese "ipsissima verba" eines "Distriktoberen":
In „Lumen gentium“ heißt es gleich in § 1, die Kirche sei das Sakrament der Einheit des Menschengeschlechtes. Aber wo in der Heiligen Schrift, bei welchem Kirchenvater, in welcher päpstlichen Verlautbarung und in welchem Konzil hat man jemals etwas Ähnliches gelesen? Die Kirche ist dazu eingesetzt, den mystischen Herrenleib aufzubauen und dazu die Seelen mit dem übernatürlichen Glaubens- und Gnadenleben zu beschenken, aber eben nicht zu einer innerweltlichen Menschheitsverbrüderung.
Das Konzil, so der implizite Vorwurf, verkündet die Kirche nicht mehr als von Gott eingesetztes Heils-Instrument, sondern will sie den flachen Idealen und Utopien einer "innerweltlichen Menschheitsverbrüderung" unterordnen (Wenn P. Schmidberger unter seinesgleichen ist, fügt er hier wahrscheinlich noch Hinweise auf die französische Revolution, die Freimaurerei und die UNO hinzu). Nun lesen wir einmal den Originaltext:
Christus ist das Licht der Völker. Darum ist es der dringende Wunsch dieser im Heiligen Geist versammelten Heiligen Synode, alle Menschen durch seine Herrlichkeit, die auf dem Antlitz der Kirche widerscheint, zu erleuchten, indem sie das Evangelium allen Geschöpfen verkündet (vgl. Mk 16,15). Die Kirche ist ja in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit. Deshalb möchte sie das Thema der vorausgehenden Konzilien fortführen, ihr Wesen und ihre universale Sendung ihren Gläubigen und aller Welt eingehender erklären. Die gegenwärtigen Zeitverhältnisse geben dieser Aufgabe der Kirche eine besondere Dringlichkeit, daß nämlich alle Menschen, die heute durch vielfältige soziale, technische und kulturelle Bande enger miteinander verbunden sind, auch die volle Einheit in Christus erlangen.
Der Taschenspielertrick von Pater Schmidberger besteht - wie bei allen geistigen Falschmünzern aller Zeiten - in einer Auslassung und in einer Hinzufügung. Das Konzil sagt nicht einfach, dass die Kirche das Sakrament der Einheit des Menschengeschlechtes sei, sondern "Zeichen und Werkzeug der innigsten Vereinigung mit Gott" sowie der "Einheit der ganzen Menschheit". "Werkzeug der innigsten Vereinigung mit Gott" (das ist die trickreiche Auslassung) will ja nichts anderes sagen, als dass in der Kirche und ihrem Gnadenleben der Mensch der Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott teilhaftig wird, d.h. - in der Sprache der Tradition, von der diese Leute immer faseln - sein übernatürliches Ziel erreicht. Diese Sendung der Kirche, den Menschen das Leben Gottes in Jesus Christus zu bringen, ist universal, d.h. sie richtet sich - pardon für die narzisstische Kränkung, aber es ist unser Herr selbst, der hier "kränkt" - nicht nur an die kleine Schar der Piusbruderschaft, sondern an alle Menschen. Die wahre "Einheit des Menschengeschlechtes", die in der immer stärker zusammenwachsenden Welt (das Konzil sieht hier beinahe prophetisch die "Globalisierung" voraus) zu einer immer realeren Vision wird, kann also nicht "innerweltlich" (das ist die bösartige Hinzufügung des Paters) realisiert werden, sondern nur "in Christus" und durch seine Kirche.

Was, Herr Pater, bleibt von ihrem Argument übrig, wenn man den Text von Lumen Gentium mit der ehrlichen Gesinnung liest, die einem Kind der Kirche (ja, der auf den Felsen Petri erbauten lebendigen Kirche Jesu Christi und nicht des "Ewigen Roms", was auch so eine unreinliche Konstruktion ihrer After-Theologie ist) angemessen und selbstverständlich ist? Haben Sie diesen Text nie gelesen oder ist er für sie nur ein Steinbruch, aus dem man sich mit unlauteren Methoden bedient, um seine Ideologie zu transportieren? Schlimmer noch: Ist das vielleicht auch ganz allgemein Ihr Umgang mit den Texten der kirchlichen Tradition, die sie angeblich so hoch schätzen? Das mag Ihnen bei Ihrem Fanclub durchgehen, aber - Vorsicht! - es gibt Menschen, die Ihnen auf die Finger schauen und gegebenenfalls auch klopfen, weil ihnen diese Texte ("vor"- und "nachkonziliar") heilig sind und weil sie es nicht vertragen, wenn mit der Sprache (die ja auch ihre Heiligkeit hat für eine Religion, an deren Anfang der "Logos" steht) Schindluder getrieben wird von Demagogen und anderen Betrügern - tragen sie nun ein geistliches Gewand oder nicht.

Adversus Schmidbergeris I

Pater Franz Schmidberger, FSSPX, ist zur Zeit ein begehrter Interview-Partner. Nicht nur Paul Badde in der Welt, sondern auch Armin Schwibach auf kath.net geben dem bekanntesten und "ranghöchsten" deutschen Vertreter der Piusbruderschaft eine Plattform zur Rechtfertigung der weiterhin ablehnenden Haltung der FSSPX gegenüber dem Einigungsvorschlag des Hl. Vaters.

Dahinter steckt wohl der gute Wille, diese Einigung im Sinne des Hl. Vaters zu unterstützen - es ist aber doch schwer zu verstehen, warum "kernkatholische" Journalisten Pater Schmidberger seine teilweise unsäglichen Polemiken gegen das Lehramt und in besonderer Weise gegen das II. Vatikanische Konzil weitestgehend unwidersprochen durchgehen lassen.

Ich werde in den Nächten Posts einige der skandalösen Aussagen Schmidbergers etwas detaillierter beleuchten. Was einem aber als ewiger basso continuo der Bruderschaft jenseits aller Details auf die Nerven geht, ist die anmassende Behauptung der eigenen Erwählung. So sagt Schmidberger am Ende des Badde-Interviews:
Die Pius-Bruderschaft hat viele Krisen gesehen und ist aus all diesen immer eher gestärkt als geschwächt hervorgegangen. Darüber hinaus hat sie sich mit all ihren Mitgliedern und Häusern am 8. Dezember 1984 der Muttergottes geweiht und geschenkt. Ich glaube kaum, dass Gott ein Werk Seiner eigenen Mutter fallen lässt.
Hier haben wir den ersten kleinen, aber ganz typischen Hütchenspieler-Trick: Aus der Tatsache, dass die Bruderschaft sich der Muttergottes geweiht hat, wird im letzten Satz die Aussage, sie - die Bruderschaft - sei "ein Werk Seiner eigenen Mutter". Nein, die FSSPX ist zunächst einmal das Werk eines im Stande der Exkommunikation gestorbenen Erzbischofs und der von ihm in einem schismatischen Akt geweihten Bischöfe.

Dienstag, 7. Februar 2012

Bischof Müller platz die Hutschnur!

Gestern hatte ich mal wieder - mit dem üblichen schlechten Gewissen - über das etwas seichte öffentliche Gerede eines deutschen Bischofs gemosert. Heute hat mir ein anderer deutscher Bischof bewiesen, dass es auch gänzlich unseicht geht: klare Worte und deftige Polemik (ja, wenn es denn sein muss auch einmal "ad hominem", Herr Bundestagspräsident) - das Ganze kombiniert mit theologischer Klarheit und echter ökumenischer Gesinnung im Geiste des 2. Vatikanums.

Ich kann mich gar nicht so recht erinnern, wann ich das letzte Mal einen deutschen Bischof so kraftvoll habe schreiben sehen. Also: Tag im Kalender rot anstreichen, den Text noch einmal freudig lesen und den guten Bischof Müller heute ganz fest ins Nachtgebet einschließen.

Ach ja, noch ein paar Kostproben als Appetitanreger:
Aber von einer Neuevangelisierung eines müde gewordenen christlichen Europas, der Weitergabe des Glaubens an die Jugend und einer Vertiefung der sakramentalen und personalen Frömmigkeit ist wenig zu hören. Stattdessen richten sich die „Kirchenträume“ auf Zustände und Vorgänge, die man bei anderen christlichen Gemein-schaften als Errungenschaften sieht, die als Ausweis gelten für den „Protestantismus“ als die modernere Version des Christentums: Liberalisierung der Sexualmoral, Zugeständnisse in der Bioethik, Zulassung von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern unter Maßgabe feministischer Ideologien, die demokratische Abstimmung über die Glaubenswahrheiten, womit der Mensch bestimmt, was Gott eigentlich zu offenbaren gehabt hätte. Kern und Stern aller Reform-Rhetorik ist der verbissene Kampf gegen den Zölibat der Priester wie zu Reformationszeiten.
Wie wollte man das besser sagen?
Spätestens wenn ein theologisierender Politiker im Brustton selbstverliebter Ignoranz als „protestantisch veranlagter Katholik“ sich während einer Predigt selbst uraufführt, bedarf es der Nachfrage, was denn unter „Protestantismus“ zu verstehen ist, der den Katholizismus endlich aus dem Mittelalter herausführen und mit der Moderne versöhnen soll.
Uups, "theologisierender Politiker", "selbstverliebte Ignoranz" - da kappt jemand in heiligem Zorn die Taue zum ZdK.
Ein einziger gewissenhafter Katholik wie der heilige Thomas Morus, der für den Primat der Wahrheit seinen Kopf verlor, hat für die Erneuerung der Kirche unendlich viel mehr getan als die feige Mehrheit, die mit dem Eid auf einen Machtpolitiker als oberstes Haupt der Kirche von England Christus als König und Haupt verlor, der seine Kirche unzerstörbar auf Petrus gebaut hat.
Vielen Dank, Exzellenz!

Montag, 6. Februar 2012

Kardinal Marx und der Zivilisationsbruch

Seit Donnerstag geht mir das Interview im Kopf herum, das Kardinal Marx der ZEIT gegeben hat. Genauer gesagt, ist es eine kurze Sentenz, der mir wieder und wieder aufstößt:
Ich halte nichts vom Begriff der »guten alten Zeit«, das ist eine Erfindung der Nachgeborenen. Was mich zum Beispiel bedrückt: In einem Land, wo wahrscheinlich die Kenntnis der Zehn Gebote intensiver war als heute, wo die Ehen stabiler waren, wo der Kirchenbesuch erheblich über unserem heutigen lag, ist der größte Zivilisationsbruch aller Zeiten passiert.
Man kann das ganz harmlos finden, vielleicht sogar "nachdenklich". Mir will aber nicht einleuchten, warum ein deutscher Kardinal in diesem Zusammenhang die antifaschistische Keule schwingen muss und einen negativen Zusammenhang zwischen "höherem Kirchenbesuch" und dem "größten Zivilisationsbruch aller Zeiten" herstellt. DAS (und nicht jede Rede von der "guten alten Zeit") ist grob unhistorisch. Es waren nicht die regelmässigen Kirchgänger und schon gar nicht die katholischen, die Herrn Hitler und seine Partei gewählt haben (zur Erinnerung: die NSDAP hat in den freien Wahlen der Weimarer Republik nie mehr als 20% der Katholiken für sich gewinnen können). Und was soll die Herstellung des Zusammenhang überhaupt bedeuten? Dass die Nichtkenntnis der Zehn Gebote, die Lebensabschnittsgemeinschaft und die Abstinenz vom Kirchgang mehr Zivilisation hervorbringen?

Und weiter: stünde es kirchlichen Würdenträgern nicht gut an, in Interviews dieser Art einmal die Zivilisationsbrüche unserer Tage zumindest beim Namen zu nennen? Zum Beispiel die Tatsache, dass Jahr für Jahr ca. 150.000 Kinder das Licht der Welt nicht erblicken dürfen. Oder - wenn wir schon beim historischen Vergleich sind - das Faktum, dass Menschen mit Down-Syndrom heute mit höherer Effizienz getötet werden als zu Zeiten des staatlich verordneten Euthanasie-Programms?

Ein letztes: Der Kardinal beklagt die Neigung zur Schwarz-Weiß-Argumentation und analysiert in diesem Zusammenhang auch die Haltung "radikaler katholischer Internetseiten" mit dem Satz "Man will klare Verhältnisse, so unklar die Lage oft auch ist". Einige Zeilen vorher sagt er über den Weltbild-Ausstieg:
Aber müssen Bischöfe selbst erwerbswirtschaftlich tätig sein? Das, meine ich, muss nicht sein.
Jahre-, wenn nicht jahrzehntelang haben die Bischöfe in dieser Frage nach dem Motto "die Lage ist nicht so klar" gehandelt. Es waren nicht zuletzt die bösen "katholischen Internetseiten", die nun einen Sinneswandel erzwungen haben.

Fremdschämen bezüglich der "guten alten Zeit" und Schönreden bei den eigenen Fehlern - mir gefällt diese Kombination nicht besonders gut ...