Donnerstag, 28. März 2013

Ubi Caritas et Amor

Heute haben in der Gründonnerstagsmesse zwei unserer Töchter das "Ubi Caritas" (in der Version des Liber Usualis) gesungen. Mich hat das aus zwei Gründen sehr angerührt. Zum einen ist es einfach ein wundervoller Hymnus, der uns zeigen kann, wie "einfach" das Christentum eigentlich ist. Fast in jeder Situation unserer Lebens brauchen wir uns nur die Frage stellen: Wie würden wir jetzt denken, reden und handeln, wenn Jesus dabei wäre?

Zum anderen fühlt man in einem solchen Moment, wie leicht in der Liturgie die scheinbar riesige zeitliche Kluft zwischen uns und den "Vätern" überbrückt wird. Ein Hymnus, der wahrscheinlich im 8. Jahrhundert verfasst wurde; eine Melodie, die vielleicht noch älter ist - und zwei Teenager können sie im 21. Jahrhundert mit ganzem Herzen singen:
Ubi caritas et amor, Deus ibi est.  
Congregavit nos in unum Christi amor.
Exsultemus, et in ipso jucundemur.
Timeamus, et amemus Deum vivum.
Et ex corde diligamus nos sincero. 
Ubi caritas et amor, Deus ibi est. 
Simul ergo cum in unum congregamur: 
Ne nos mente dividamur, caveamus. 
Cessent iurgia maligna, cessent lites. 
Et in medio nostri sit Christus Deus. 
Ubi caritas et amor, Deus ibi est. 
Simul quoque cum beatis videamus, 
Glorianter vultum tuum, Christe Deus: 
Gaudium quod est immensum, atque probum, 
Saecula per infinita saeculorum. Amen.

Wo Güte und Liebe sind, da ist Gott. 
Christi Liebe hat uns geeint,
lasst uns frohlocken und jubeln in ihm!
Fürchten und lieben wollen wir den lebendigen Gott
und einander lieben aus lauterem Herzen. 
Wo Güte und Liebe sind, da ist Gott. 
Da wir allesamt eines geworden,
hüten wir uns, getrennt zu werden im Geiste!
aller Hader und böser Streit sollen weichen
und in unserer Mitte wohne der Herr. 
Wo Güte und Liebe sind, da ist Gott. 
Mit den Seligen wollen wir schauen
dein Antlitz, Christus, dereinst in der Herrlichkeit.
O, welch unermessliche und reine Freude
durch die grenzenlose Weite der Ewigkeit. Amen.

Montag, 25. März 2013

Daniel Deckers dreht durch ...

Die Redaktion von kath.net hat freundlicherweise den folgenden Beitrag von Theodor übernommen:


Der Kampf um die Deutungshoheit des gerade erst begonnenen Pontifikats ist in vollem Gange. Das ist angesichts der vielen irritierenden innerkirchlichen Vorgänge der letzten Wochen und Monate (vom überraschenden Rücktritt Benedikts XVI. bis zur ebenso unerwarteten Wahl Papst Franziskus’) vielleicht nachvollziehbar: so mancher würde gerne wissen, wie es nun weiter geht. Die naheliegende Vermutung, dass es in den meisten Bereichen, in denen sich der Boulevard und so mancher „Kirchenexperte“ in den deutschen Feuilletons Revolutionen erhofft, weitgehend so bleiben wird, wie es war – diese Vermutung mag man noch nicht wahrhaben, obwohl die Anzeichen sich verdichten: Papst Franziskus demonstriert Kontinuität zu seinem Vorgänger, auch mit Papst Franziskus glaubt die Kirche, was sie immer schon geglaubt hat und auch unter dem neuen Pontifikat werden auf dem Petersplatz lateinische Choralmessen gefeiert.

Man könnte angesichts des ganzen Geredes die Achseln zucken – auch Journalisten mit dem Spezialgebiet „Katholische Kirche“ müssen schließlich leben. Ein bestimmter Grad an bizarrer Verzerrung aller Tatsachen, noch dazu erschienen in der ehrwürdigen Frankfurter Allgemeinen Zeitung, kann dann aber doch nicht unwidersprochen bleiben.

Daniel Deckers konstruiert in der FAZ vom 24.3.2013 eine sich formierende konservativen Ablehnungsfront gegen Papst Franziskus, die er mit bekannten Namen des konservativ-kirchlichen Publizismus (Paul Badde, u,a.) verknüpft und schließlich auch mit einer vermeintlich hinter der „Vatileaks“-Affäre stehenden  „gay lobby“ im Vatikan in Verbindung bringt. Dabei schreckt er auch vor Geschmacklosigkeiten nicht zurück, die einem den Atem verschlagen können:

„Der Kult um kostbare Gewänder und üppige Spitzen, das von allerlei erotischen Konnotationen umgebene heilige Spiel, die asexuellen Darstellungen der Gottesmutter Maria und eine überbordende Reliquienverehrung sind das öffentliche und seit Benedikt XVI. wieder päpstlich approbierte Gegenstück zu einer privaten Parallelwelt, in der den Reliquien allerlei Fetische entsprechen: der Marienverehrung der Kult um Magermodels und mädchenhafte Schlagersängerinnen; dem frauenfreien Altarraum die Männersauna und der Darkroom; und dem levitierten Hochamt mit Goldbrokat, Manipel und Spitzenrochetts das Tuntenballett“.

Gewährsmann für seine Identifizierung traditioneller Gottesdienstformen mit einem „Tuntenballett“ ist natürlich David Berger, der aufrechte Kämpfer gegen die „Homophobie“ in jenen konservativen Kirchenkreisen, in denen er selbst über Jahre hinweg reüssierte, bevor er „im Jahre 2010 seine Homosexualität öffentlich machte“.

Wenden wir uns den Fakten zu: Ja, die katholische Kirche hat ein manifestes Problem mit Homosexualität. Wer sich davon überzeugen möchte, lese die Ergebnisse der Studie, die ein anerkanntes Forscherteam unter der Leitung von Prof. Dr. Norbert Leygraf im Auftrag der DBK angefertigt und im letzten Dezember der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Diese Auswertung von 78 psychiatrischen Gutachten, die in den letzten 10 Jahre von Mißbrauchspriestern angefertigt worden waren, hat neben allerlei statistischen Daten wenig Auffälliges zu Tage gefördert – mit einer Ausnahme: unter den 78 Mißbrauchspriestern hatten 46% eine homo- oder bisexuelle Orientierung!

Die Einordnung des Ergebnisses der Studie spielt sich zwischen zwei Polen ab: entweder vergreifen sich homosexuelle Priester mehr als 10 mal häufiger an Kindern und Jugendlichen als ihre heterosexuellen Mitbrüder oder der katholische Klerus weist eine um den Faktor 10+x höheren Anteil an Homosexuellen auf als die männliche Durchschnittsbevölkerung – die Wahrheit kann auch überall dazwischen liegen.

Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die durch die Leygraf-Studie offengelegte Homosexuellen-Problematik irgendeinen Zusammenhang mit der kirchlichen „Goldbrokat-Fraktion“ hat, wie Deckers dies konstruiert. Kontext (z.B. das Jesuitenkolleg in Berlin) und zeitlicher Schwerpunkt der Missbrauchsfälle (70er, 80er und 90er Jahre) weisen in eine ganz andere Richtung.

Wenn Deckers in diesem Zusammenhang auch noch den Eindruck erweckt, als habe Benedikt XVI. die „Traditions“-Homosexuellen besonders gefördert, so sei er daran erinnert, dass es der Ratzinger-Papst war, der – motiviert auch durch die in seinem früheren Dikasterium zusammengelaufenen Informationen über die Mißbrauchsfälle – das kirchliche Verbot, Homosexuelle zu Priestern zu weihen, im November 2005 noch einmal eingeschärft hat.

Bliebe der Ideengeber von Herrn Deckers, der selbsternannte „schwule Theologe“ David Berger. Dieser hat sich 2010 keineswegs freiwillig zu seiner Homosexualität bekannt, wie Deckers es darstellt, sondern erst nachdem eindeutige und unappetitliche Beweise vorlagen, dass er parallel zu seiner Arbeit für konservative kirchliche Vereinigungen und Publikationsorgane seine Haut (und nicht nur diese) in einschlägigen Gay-Foren im Internet zu Markte getragen hatte.

Man kann mit dem neuen Pontifikat die unterschiedlichsten Hoffnungen verbinden. Möge es Papst Franziskus aber vor allem gelingen, die Konfrontation zwischen „rechts“ und „links“, zwischen „konservativ“ und „progressiv“ in der Kirche zu befrieden, die – zumindest in der westlichen Welt - nicht unerheblich zu ihrer Selbstblockade beiträgt und so absurde Blüten treibt wie den jüngsten Artikel des Kirchenredakteurs der FAZ.

Mittwoch, 20. März 2013

Glaubensinfo á la DBK

Auf dem millionenschweren Portal "katholisch.de" der Deutschen Bischofskonferenz kann man folgende Kurzinfo über das Papstamt lesen:
"Das Papstamt ist eine Besonderheit der römisch-katholischen Kirche [falscher Ansatz und falsche Info - Kopten!]. Es hat seinen Ursprung in den Worten Jesu "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen" (Mt 16,18) in der Apostelgeschichte [äh, was nun?] und blickt auf eine lange Tradition zurück, die früher jedoch anders war als heute [alles klar!]"
Vielleicht noch einmal nachlesen, nachdenken und dann neu schreiben?

Dienstag, 19. März 2013

Keine Revolution

Die Auguren und Kommentatoren des neuen Papstes arbeiten seit Tagen auf vollen Touren. Neben den üblichen alten Zöpfen ("Wird er nun endlich eine Mischung aus Michail Gorbatschov und Margot Käsmann" * gähn *) gibt es auch diejenigen, die mit großer Sorge nach Rom schauen und den "Neuen" heimtückischer revolutionärer Pläne verdächtigen (so zuletzt auch Herr von Schönburg in der WELT).

Ich habe dagegen eine gewisse Neigung, mich an das zu halten, was ich sehe und höre.

Und ich höre bisher einen konservativen Hirten im allerbesten Sinne des Wortes. Vom Bewahren (conservare) war in seiner Antritts-Predigt heute vor allem die Rede, vom gütig-zärtlichen Behüten all dessen, was Gott uns geschenkt hat: der Schöpfung, der Menschen, die uns anvertraut sind und vor allem unseres eigenen Herzens, das schließlich der Ursprung alles Guten und des Bösen sei.

Gesehen habe ich heute eine Messe zur Amtseinführung, die ebenfalls gar keine Anzeichen einer Revolution trug. Ein lateinisches Hochamt mit dem römischen Kanon (was für ein wundervolles Hochgebet!), begleitet vom lateinischen Choral: Missa de Angelis, Tu es pastor ovium, Ave verum, Salve Regina und Te Deum. Auf dem Altar das "benediktinische Ensemble" mit einem großen, zentralen Kreuz als Fixpunkt der Zelebration (das gab es bei der Einführungsmesse Benedikts noch nicht - seinerzeit war noch "tabula rasa").

Aufgefallen sind mir nur zwei wesentliche Änderungen:

  • Franziskus hat die Gabenprozession im bisherigen Stil abgeschafft. Das ist äußerst wohltuend. Ich habe diese Überreichung von Gaben an den sitzenden Hl. Vater immer als etwas potentatenhaft und als Störung des liturgischen Ablaufs empfunden. Wir bringen unsere Gaben zum Altar, nicht zum Papst.
  • Neben dem Altar stand eine Madonna (ein Geschenk der brasilianischen Kirche an Papst Paul VI.). Papst Franziskus liebt die Muttergottes, der er ja auch an seinem ersten Morgen im Amt Blumen nach Santa Maria Maggiore gebracht hat. Wie schön und wie katholisch!
Noch eine liturgische Kleinigkeit: zum zweiten Mal hat Papst Franziskus in einer Messe das "Suscipiat" als Schlußgebet des Offertoriums verwendet. Auch das ist für mich ein schönes Signal - ich vermisse es in so vielen Messen.

Langer Rede, kurzer Sinn: Papst Franziskus hat bisher kein Signal irgendeiner "progressistischen" Gesinnung (um mal einen Begriff aus dem vertrauten Lagerdenken zu verwenden) gegeben. Er lehnt aber wohl alles ab, was man als Personenkult missverstehen könnte. Das kann der Kirche und uns allen nur gut tun. Dass er auf eine gewisse Einfachheit Wert legt, macht ihn einfach sympathisch. Und sollte er das Anlegen der Hermelin-Mozetta vor dem Habemus Papam wirklich mit den Worten "Das können Sie selbst anziehen" zu Msgr. Marini abgelehnt haben, dann kann ich darüber herzlich lachen.

Vielleicht gewöhnt er den Menschen auf dem Petersplatz auch noch das Popstar-Theater ab, das einen schon so lange nervt. Es geht nicht um "Benedetto, Benedetto" oder "Francesco, Francesco"-Fangesänge, sondern darum, dem obersten Hirten der Kirche zuzuhören und gemeinsam mit ihm zu beten.

Herzlich Willkommen, Papa Francesco!