Dienstag, 19. März 2013

Keine Revolution

Die Auguren und Kommentatoren des neuen Papstes arbeiten seit Tagen auf vollen Touren. Neben den üblichen alten Zöpfen ("Wird er nun endlich eine Mischung aus Michail Gorbatschov und Margot Käsmann" * gähn *) gibt es auch diejenigen, die mit großer Sorge nach Rom schauen und den "Neuen" heimtückischer revolutionärer Pläne verdächtigen (so zuletzt auch Herr von Schönburg in der WELT).

Ich habe dagegen eine gewisse Neigung, mich an das zu halten, was ich sehe und höre.

Und ich höre bisher einen konservativen Hirten im allerbesten Sinne des Wortes. Vom Bewahren (conservare) war in seiner Antritts-Predigt heute vor allem die Rede, vom gütig-zärtlichen Behüten all dessen, was Gott uns geschenkt hat: der Schöpfung, der Menschen, die uns anvertraut sind und vor allem unseres eigenen Herzens, das schließlich der Ursprung alles Guten und des Bösen sei.

Gesehen habe ich heute eine Messe zur Amtseinführung, die ebenfalls gar keine Anzeichen einer Revolution trug. Ein lateinisches Hochamt mit dem römischen Kanon (was für ein wundervolles Hochgebet!), begleitet vom lateinischen Choral: Missa de Angelis, Tu es pastor ovium, Ave verum, Salve Regina und Te Deum. Auf dem Altar das "benediktinische Ensemble" mit einem großen, zentralen Kreuz als Fixpunkt der Zelebration (das gab es bei der Einführungsmesse Benedikts noch nicht - seinerzeit war noch "tabula rasa").

Aufgefallen sind mir nur zwei wesentliche Änderungen:

  • Franziskus hat die Gabenprozession im bisherigen Stil abgeschafft. Das ist äußerst wohltuend. Ich habe diese Überreichung von Gaben an den sitzenden Hl. Vater immer als etwas potentatenhaft und als Störung des liturgischen Ablaufs empfunden. Wir bringen unsere Gaben zum Altar, nicht zum Papst.
  • Neben dem Altar stand eine Madonna (ein Geschenk der brasilianischen Kirche an Papst Paul VI.). Papst Franziskus liebt die Muttergottes, der er ja auch an seinem ersten Morgen im Amt Blumen nach Santa Maria Maggiore gebracht hat. Wie schön und wie katholisch!
Noch eine liturgische Kleinigkeit: zum zweiten Mal hat Papst Franziskus in einer Messe das "Suscipiat" als Schlußgebet des Offertoriums verwendet. Auch das ist für mich ein schönes Signal - ich vermisse es in so vielen Messen.

Langer Rede, kurzer Sinn: Papst Franziskus hat bisher kein Signal irgendeiner "progressistischen" Gesinnung (um mal einen Begriff aus dem vertrauten Lagerdenken zu verwenden) gegeben. Er lehnt aber wohl alles ab, was man als Personenkult missverstehen könnte. Das kann der Kirche und uns allen nur gut tun. Dass er auf eine gewisse Einfachheit Wert legt, macht ihn einfach sympathisch. Und sollte er das Anlegen der Hermelin-Mozetta vor dem Habemus Papam wirklich mit den Worten "Das können Sie selbst anziehen" zu Msgr. Marini abgelehnt haben, dann kann ich darüber herzlich lachen.

Vielleicht gewöhnt er den Menschen auf dem Petersplatz auch noch das Popstar-Theater ab, das einen schon so lange nervt. Es geht nicht um "Benedetto, Benedetto" oder "Francesco, Francesco"-Fangesänge, sondern darum, dem obersten Hirten der Kirche zuzuhören und gemeinsam mit ihm zu beten.

Herzlich Willkommen, Papa Francesco!

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