Dienstag, 25. Oktober 2011

Die Piusbrüder und die Action Française

Vor kurzem hat die Piusbruderschaft auf Ihrer deutschen Homepage einen Artikel von Michael Klonovsky aus dem Focus veröffentlicht. Die eine oder andere Passage in diesem Beitrag ist ganz nett formuliert, etwa diese:
Papstgegner waren Männer wie Kaiser Friedrich Barbarossa, Heinrich VIII., Luther, Calvin, Voltaire, Robespierre, Napoleon, Bismarck, Nietzsche oder Stalin; eine Institution, die dergleichen überstanden hat, muss sich vor Claudia Roth und Volker Beck nur in Maßen fürchten.
Der Autor zollt der katholische Kirche Respekt für ihre reaktionäre Ausstrahlung, macht aber keinen Hehl daraus, dass er den Glauben dieser Kirche für unsinnig hält. Hierfür beruft er sich auf den Preußenkönig Friedrich II.:
"Wenn man eine lächerliche Religion abschafft", auch darüber war sich der Preußenkönig im Klaren, "dann tritt etwas noch Unsinnigeres an ihre Stelle." In der Tat sind die aktuellen Ersatzreligionen ziemlich unsinnig, weil deren Anhänger nicht zu glauben meinen, sondern zu wissen wähnen.
Um ganz deutlich zu machen, woher bei diesem "Papst-Verteidiger" der Wind weht, sei der Schlusssatz seines Beitrages zitiert:
Er sei "nicht christlich, aber katholisch", bekannte Charles Maurras – eine Idee, die mir von Tag zu Tag plausibler erscheint.
Macht man sich deutlich, dass "nicht christlich, aber katholisch" das Leitmotiv der Action Française war, jener royalistisch-nationalistischen Bewegung im Frankreich der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts und berücksichtigt man, dass bereits der Namensgeber der Bruderschaft, der hl. Papst Pius X. diese Bewegung verurteilt hat, wundert man sich doch sehr, dass nicht wenigstens der Schlußsatz des Beitrags von der Redaktion mit einer entsprechenden einschränkenden Note versehen wurde.

Vielleicht muss man sich aber doch nicht allzu sehr wundern, denn die Ideologie der AF kommt dem politisch-gesellschaftlichen Denken der Piusbruderschaft sehr nahe. Die schroffe Ablehnung von "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit", die - vorsichtig ausgedrückt - starke Reserve gegen Republik und Demokratie sowie der antisemitische Einschlag stellen deutliche Schnittmengen dar.

Ich bin mir sicher, dass der Hl. Vater auf ein "Viva Benedetto" sehr gut verzichten kann, wenn es von Leuten stammt, denen die Kirche als possierliches anti-zeitgeistiges Relikt in den Kram passt, die ihren Glauben aber für Unsinn halten.



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