Dienstag, 28. August 2012

Groß und klein ...


Tja, mein lieber Giuseppe, wenn Du mal so groß bist wie ich ...



... fällt Dir auch das Buch nicht mehr so oft auf den Kopf!

Die wirkliche Blasphemie

Im April dieses Jahres hat sich die russisch-orthodoxe Kirche dafür entschuldigt, ein Bild retuschiert zu haben, das Patriarch Kyrill zusammen mit dem russischen JustizministerAlexander Konovalov zeigt. Auf dem Original war eine teure Luxus-Uhr des Patriarchen zu sehen, in der manipulierten Fassung fehlte sie.

Diese kleine Episode versteht man erst dann richtig, wenn man eine Debatte kennt, die vergangenes Jahr in der russisch-orthodoxen Kirche geführt wurde. Sie wurde ausgelöst durch Äußerungen des Erzpriesters Wsewolod Tschaplin, der als Mitglied der Heiligen Synode des Moskauer Patriarchats für die Beziehungen der russisch-orthodoxen Kirche zur Gesellschaft verantwortlich zeichnet. Hier ein Bericht von portal-credo.ru:

Erzpriester Tschaplin hatte in einer Fernsehsendung am 11. April auf die Fragen von Jugendlichen, was vom Reichtum der Bischöfe und einiger Geistlicher zu halten sei, geantwortet, dass Geistliche das gesellschaftliche Prestige der Kirche widerspiegeln sollten. Es sei wichtig, dass die Bischöfe, die Kirchen und die kirchlichen Feiern nicht schlechter, sondern eher besser und schöner dastehen sollten als die Vertreter, Gebäude und Festakte der weltlichen Macht. 
Diese Worte sorgten in der russischen Öffentlichkeit für Empörung. So erkundigte sich der orthodoxe Moderator der wöchentlichen Fernsehsendung «Kirche und Welt mit Metropolit Ilarion (Alfejev) », Ivan Semenov, in einem offenen Brief an Erzpriester Tschaplin, ob seine Worte unkorrekt wiedergegeben seien, oder ob er sich ungeschickt ausgedrückt habe. Daraufhin antwortete ihm der Geistliche ebenfalls in einem offenen Brief, der sich vor allem gegen die ewiggestrige «Angewohnheit der dissidenten Intellektuellen, alles Starke, Teure und Mächtige zu verachten», richtete. In dem Brief heißt es: «Das Ausschmücken von Kirchen sowie der Kleider der Geistlichen, und zwar auch derjenigen, die außerhalb der Gottesdienste getragen werden sowie der Gegenstände, die die Geistlichen im offiziellen Rahmen umgeben, habe nicht ich erfunden, sondern ist eine Tradition der Kirche». Seit jeher hätten praktisch alle Bischöfe der christlichen Kirchen und auch der Russischen Orthodoxen Kirche in Residenzen gelebt, die denen der Zaren und Fürsten in nichts nachgestanden hätten. Sogar «Jesus Christus selbst hat in Häusern gespeist, deren Besitzern – im Luxus schwelgenden Dieben und skrupellosen Steuertreibern – heutige Intellektuelle nicht die Hand reichen würden. » Als Beispiel führte Erzpriester Tschaplin den Zöllner Zachäus an, dessen Gastmahl wohl mit unsauberem Geld bezahlt worden sei: «Welch eine Enttäuschung für diejenigen, welche die Kirche nur dann lieben, wenn sie schwach ist, nicht am Fernsehen auftritt, deren Geistliche in zerlumpter Soutane herumlaufen und […] deren Gotteshäuser halb verfallen sind.» Das dürfe aber in einem Land, wo Millionen Menschen sich als orthodoxe Christen bezeichneten, nicht mehr die Norm darstellen. Die Kirche brauche moderne und solide Gebäude, schöne Gewänder, goldene Ikonostasen und materiellen Wohlstand, um auf Augenhöhe mit denjenigen zu sein, die ihre Machtposition aufgrund von Reichtum ausnützten, sei dies ein Vertreter des Vatikans oder ein Geschäftsmann. 
Erzpriester Tschaplin hält es für puren Neid und geistig ungesund, wenn Christen endlos «Glanz und Elend» von Kleidern und Uhren erörterten. Der Patriarch fahre tatsächlich teure Autos und lebe in teuren Residenzen, aber er trage dieses Kreuz als «unvermeidlichen Bestandteil des Gehorsams eines Oberhauptes gegenüber seiner Kirche». Schließlich würden die Gläubigen es nicht verstehen, wenn ein Mufti oder ein Rabbiner ein prestigeträchtigeres Auto fahren würde als der Patriarch. 
Das eine ist es, historisch-gewachsene Kulturgüter in Kirchenbesitz zu verteidigen - einen Lebensstil "auf Augenhöhe" mit korrupten Staatsmännern und Oligarchen als Imperativ unseres Herrn Jesus Christus darzustellen, ist jene Art von wirklicher Blasphemie in Tateinheit mit Heuchelei (Retusche!), von der der Menschensohn den Tempel seines Vaters gereinigt sehen wollte (welche einschlägige Aktion, die in einem subversiven Buch mit dem Titel "Evangelium" berichtet wird, umfassend die "religiösen Gefühle" der seinerzeit Betroffenen verletzt hat).

Das ist in der Tat "Dreck/Scheiße" im Mantel des "Göttlichen". Vor diesem Hintergrund liest sich das "Punk-Gebet" von "Pussy Riot" vielleicht doch noch einmal anders:
Kirchliches Lob für die verfaulten Führer
Prozession aus schwarzen Limousinen
In die Schule kommt der Pfarrer
Geh zum Unterricht – bring ihm Geld!
Der Patriarch Gundjaj glaubt an Putin
Besser würde der Hund an Gott glauben
Der Gürtel der Jungfrau ersetzt keine Demonstrationen
Die Jungfrau Maria ist bei den Protesten mit uns!
Das Prophetische in den Zeichen der Zeit zu erkennen, gerade auch dann, wenn diese Zeichen extrem verstörend sind, ist eine Kunst, die die Kirche nie verlernen sollte. Die Damen von "Pussy Riot" sind keine religiösen Vorbilder, aber sie verfügen offensichtlich über gesunde religiöse Intuitionen ...

Montag, 27. August 2012

Papsting

Als kleines Dankeschön an Alipius für die Ausrichtung des Schwester-Robusta-Preises, hier ein Beitrag zum Thema "Papst und Pferd":


Ok, es handelt sich zwar um Giuseppe Sarto (Pius X.), aber zum Zeitpunkt der Aufnahme war er erst Kardinal.

Vielleicht kann mir mal bei Gelegenheit jemand die Kopfbedeckung erklären? Von der Form her würde man wohl auf einen recht normalen Capello tippen, aber diese flauschige Oberfläche irritiert mich doch sehr.

Und dann wäre da noch dieses Halstuch ...

Vielen Dank!

Es gibt ja eigentlich schönere Dinge, als öffentlich der Trägheit überführt zu werden - immerhin eine der sieben Todsünden. Im vorliegenden Fall, der Verleihung des Schwester-Robusta-Preises der deutschsprachigen Blogoezese in der Kategorie "Trägheit" kann man sich mit der Annahme trösten, dass die abstimmenden Leser kein Urteil über das Seelenheil treffen, sondern hoffentlich überwiegend zum Ausdruck bringen wollten, dass sie sich von dem entsprechenden Blog mehr Beiträge erwarten.


 Eingehandelt habe ich mir die "Rüge" durch eine längere Blog-Pause in der ersten Hälfte dieses Jahres. Zu meiner Entschuldigung habe ich leider weder eine aufregende Weltreise, noch einen sechsmonatigen Rückzug in eine Kartause anzuführen, sondern die schnödeste aller denkbaren Begründungen: ziemlich viel Stress im Beruf und einen privaten Umzug.

Mein Dankeschön geht natürlich in erster Linie an Alipius, der wirklich keine Mühe scheut, diesen Wettbewerb auszurichten. Für alle, die mir ihre Stimme gegeben haben, habe ich in Zukunft eine prima Antwort bei möglicher Kritik: Ihr habt es nicht anders gewollt ;-)

Blasphemie, Sakrileg und der Staat

Die Kommentare zu meinem Beitrag über Pussy Riot legen den Verdacht nahe, dass ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt habe. Mir geht es natürlich nicht um eine Verteidigung dieser Mädchen-Gruppe und ihrer Aktion in der Moskauer-Erlöserkirche. Etwas anders sieht es aus, wenn ich mir die Frage stelle, mit wem ich mich eher solidarisieren würde: mit einer politischen Protestgruppe, die sich offensichtlich an der notorischen Paktiererei der Russisch-Orthodoxen Kirche mit dem Staat reibt - oder Herrn Putin? Da neige ich dann doch zu den Mädels, weil mir dieser auf den Rechtsstaat pfeifende De-Facto-Diktator mit seinen zynischen Sprüchen ("Besser 2 Jahre Arbeitslager als Steinigung") einfach völlig zuwider ist. Protest (und sei er noch so fehlgeleitet in den Mitteln) gegen einen Unrechtsstaat hat bei mir einen Sympathie-Bonus.

Viel wichtiger aber ist die Frage, wie man es mit dem staatlichen Schutz der Religion grundsätzlich hält. Und da neige ich zur Skepsis. Alles, was an entsprechenden Verfehlungen "physisch" ist (also Hausfriedensbruch, Vandalismus, etc.) kann mit den normalen Mitteln des Strafrechts verfolgt und bestraft werden - ein Sonderrecht der religiösen Sphäre ist hierfür meines Erachtens nicht notwendig. Man könnte in diesem "Aufgeld" für die religöse Komponente - auch im Kontext der Präambel des Grundgesetzes - eine Verbeugung des Staats vor der Religion. Ein solches Argument hat etwas für sich. Betrachte ich die konkrete Gesellschaftspolitik mittlerweile faktisch aller Parteien der Bundesrepublik und die entsprechenden gesetzgeberischen Maßnahmen, komme ich zu dem Schluss, dass derlei Symbolpolitik bestenfalls Heuchelei ist, dazu angetan, das Drama des Verlustes religiöser Substanz in Gesellschaft, Politik und Staat zu verdecken. Dann kann das Resultat meiner Meinung nach nur lauten: Nein Danke, lieber Staat! Schütze meine "religiösen Gefühle" lieber durch die Verhinderung der massenhaften Kindstötung, einen wirklichen Schutz der Familie, etc. Das ist die Pflicht - über die Kür sprechen wir dann später.

Der Einsatz für besondere "Schutzräume" der Religion ist mir auch deswegen suspekt, weil ich die gelegentliche Verächtlichmachung des Christentums (zum Beispiel im Bereich der "Kunst") für ein Sekundärphänomen halte. Das eigentliche Problem besteht darin, dass eine wachsende Zahl (wenn nicht bereits die deutliche Mehrheit) meiner Mitbürger meine Religion nicht mehr VERSTEHT. Sie mit irgendwelchen Appellen an Liberalität dazu zu bringen, uns unsere "irrationalen Skurrilitäten" durchgehen zu lassen, kann die Lösung dieses Grundproblems nicht sein - eher seine amtliche Besiegelung.

Das Christentum gehört seinem Selbstverständnis nach in die Mitte der Gesellschaft. Es ist "Lumen gentium". Auf das öffentliche Strahlen dieses Lichtes auch in einer weitgehend säkularisierten Umgebung sollten unsere Bemühungen vor allem gerichtet sein.


Sonntag, 26. August 2012

Für eine heute verstorbene Verwandte



Proficiscere, anima christiana, de hoc mundo,
In nomine Dei Patris omnipotentis, qui te creavit,
In nomine Iesu Christi Filii Dei vivi, qui pro te passus est,
In nomine Spiritus Sancti, qui in te effusus est;
Hodie sit in pace locus tuus
et habitatio tua apud Deum in sancta Sion,
cum sancta Dei Genitrice Virgine Maria,
cum sancto Ioseph, et omnibus Angelis et Sanctis Dei.
Ad auctorem tuum,
qui te de limo terrae formavit, revertaris.
Tibi itaque egredienti de hac vita sancta Maria,
Angeli et omnes Sancti occurrant.
Redemptorem tuum facie ad faciem videas
et contemplatione Dei potiaris in saecula saeculorum.
Amen.

Donnerstag, 23. August 2012

Pussy Riot - so einfach ist das nicht!

Die Blogoezese hat sich mit dem "Pussy Riot"-Prozess eher am Rande beschäftigt und sich dabei vielfach auf die Sekundärphänomene (z.B. im Kölner Dom) beschränkt. Lediglich Elsa hat sich mit einem sehr irritierenden Bildbeitrag (oder ist mir die Pointe entgangen?) klar positioniert und sich dabei offensichtlich von einem nicht besonders geschmackvoll titulierten Beitrag des Kollegen Kissler inspirieren lassen.

Ganz allgemein scheint eine Tendenz vorhanden zu sein, die Performance in der Erlöser-Kirche für eine religions-feindliche Aktion zu halten, deren Bestrafung für gerechtfertigt und lediglich das Strafmaß für (etwas) übertrieben. Man liegt wohl nicht ganz falsch, wenn man den zugrundeliegenden Gedankengang folgendermaßen skizziert: "Bei uns kommen die ganzen als Künstler getarnten Gotteslästerer ja immer ungeschoren davon - in Russland kriegen sie wenigstens eins auf die Mütze". Ganz selbstverständlich wird die ganze Angelegenheit auf jeden Fall in die aktuelle Blasphemie-Diskussion eingebaut und in diesem Kontext bewertet.

Mir scheint diese Deutung grundsätzlich in die Irre zu gehen. Liest man die Schlusserklärungen der drei Angeklagten im Prozess (hier, hier und hier), treten ganz andere Deutungslinien hervor. Der Protest von "Pussy Riot" entzündet sich an der zynischen Inanspruchnahme der religiösen Ästhetik der Orthodoxie für seine politischen Zwecke. So erklärt Katja Samutsevich:
Our sudden musical appearance in the Cathedral of Christ the Savior with the song “Mother of God, Drive Putin Out” violated the integrity of this media image, generated and maintained by the authorities for so long, and revealed its falsity. In our performance we dared, without the Patriarch’s blessing, to combine the visual image of Orthodox culture and protest culture, suggesting to smart people that Orthodox culture belongs not only to the Russian Orthodox Church, the Patriarch and Putin, that it might also take the side of civic rebellion and protest in Russia.
[Unser überraschender musikalischer Auftritt in der Kathedrale Christi des Erlösers mit dem Lied "Mutter Gottes, vertreibe Putin" beschädigte die Integrität dieses medial vermittelten Bildes, das die Autoritäten so lange erzeugt und aufrecht erhalten hatten, und offenbarte seine Falschheit. In unserer Performance wagten wir - ohne den Segen des Patriarchen - die orthodoxe Kultur und die Kultur des Protestes visuell zu verbinden, um aufmerksamen Menschen zu vermitteln, dass die orthodoxe Kultur nicht nur der Russisch-Orthodoxen Kirche, dem Patriarchen und Putin gehört; dass sie ihm Gegenteil auf der Seite des zivilen Ungehorsams und des Protestes in Russland stehen könnte]
Der Kern des "Pussy Riot"-Prozesses besteht nicht in der Lästerung Gottes, sondern in der Inanspruchnahme der religiösen Tradition des Landes gegen das Putin-Regime. Sehr deutlich wird das in der vielzitierten Beschimpfung des Patriarchen im "Protest-Gebet":
Der Patriarch Gundjaj glaubt an Putin
Besser würde der Hund an Gott glauben
Der Gürtel der Jungfrau ersetzt keine Demonstrationen
Die Jungfrau Maria ist bei den Protesten mit uns!
So ist die Performance in der Erlöserkirche vor allem eine Anfrage an die Russisch-Orthodoxe Kirche, ihr Verhältnis zum herrschenden politischen System zu überprüfen. Liest man die Erklärung des Obersten Kirchenrates der Russisch-Orthodoxen Kirche zum Prozess, muss man annehmen, dass diese Anfrage bisher geflissentlich übersehen wird. Gleichzeitig offenbart diese Erklärung, wie tief die Identifikation von Religion und Nation im Denken der Kirche verwurzelt ist:
Unser Volk ist durch die Prüfungen der militanten Gottlosigkeit und der faschistischen Aggression gegangen. Das war uns eine tragische Lehre, die eine besondere Sensibilität gegenüber der Schmähung religiöser und nationaler Gefühle in uns herangebildet hat.
Wer religiöse und nationale Gefühle so eng zusammenrückt, wird immer in der Versuchung stehen, die mit dem Christentum grundsätzlich gegebene kritische Distanz zum Staat aufzugeben und zum Opfer politischer Instrumentalisierungen zu werden.

Für die auch in Deutschland virulente Blasphemie-Debatte kann der Fall "Pussy Riot" ein wichtiger Hinweis sein, den "Schutz des Staates" nicht allzu leichtfertig einzufordern. Zurecht erinnert eine der Angeklagten in ihrem Statement an die düstere Seite der Geschichte des Blasphemie-Begriffs und seiner Anwendung. Ihm ist nicht nur Sokrates zum Opfer gefallen, sondern auch unser Herr selbst und sein erster Blutzeuge Stephanus ...

Dienstag, 21. August 2012

Pius X. - SANTO SUBITO

Wie im Falle Johannes Paul II. wussten die Menschen auch beim Tod Pius X. sofort, dass hier ein ganz besonderer Mensch zu seinem himmlischen Vater heimgekehrt war. Dies zeigte sich nicht nur in der unmittelbar einsetzenden Verehrung durch die Römer, sondern auch in den Nachrufen der "weltlichen" Presse.

So schrieb die Londener "Times":
Alle jene, die echte Heiligkeit hochschätzen, vereinen sich mit der katholischen Kirche, die in Pius X. einen heiligen Priester, einen großen Bischof und einen großen Papst betrauert".
Auch die sozialistische Pariser "L'Humanité" konnte sich dem Charisma des Verstorbenen nicht entziehen:
"Der Papst ist gestorben ! Man muß sagen, daß er ein großer Papst war. Seine Politik war höchst einfach: die Werte des Glaubens mit apostolischer Entschiedenheit zur Geltung zu bringen. Er konnte diese Politik mit Autorität durchführen, weil die Einfachheit seiner Seele und die Echtheit seiner Tugend nie angezweifelt wurden. Man mag ihn beurteilen wie immer, man muß sagen, daß er ein großer Papst war".
Die hier geschilderte "Einfachheit seiner Seele" äußerte sich auch darin, dass Pius X. als erster Papst die traditionelle Einbalsamierung seines Leichnams verweigerte. Auf der Inschrift unter seinem Sarkophag kann man lesen:

PIUS PAPA X
PAUPER ET DIVES
MITIS ET HUMILIS CORDE
REIQUE CATHOLICAE VINDEX FORTIS
INSTAURARE OMNIA IN CHRISTO 
SATAGANS

PAPST PIUS X.
ARM UND REICH
SANFT UND DEMÜTIG VON HERZEN
DER STARKE VERTEIDIGER DER KATHOLISCHEN SACHE
BESTREBT, ALLES IN CHRISTUS ZU ERNEUERN

Hl. Pius X. - der Programmpapst

Alles in Christus erneuern
Da der Hl. Papst Pius X. nicht nur der Patron einer abtrünnigen Priesterbruderschaft ist (nein, er hätte dafür kein Verständnis gehabt!), sondern auch unsere Tochter Pia am 21. August Namenstag feiert, spielt er in unserer Familie seit langem eine besondere Rolle.

Lässt man einmal das dumme Gerede beiseite, das die heutige "Mainstream-Meinung" über Giuseppe Sarto prägt (wer es sich unbedingt antun will, der lese hier), entdeckt man eine wirklich beeindruckende Persönlichkeit.

Da ist zunächst der atemberaubende Weg vom Sohn eines Postboten in einer italienischen Kleinstadt bis zum "Diener der Diener Gottes": zwar hatte es schon im 18. und 19. Jahrhundert den einen oder anderen "Bürgerlichen" auf dem Stuhl Petri gegeben - ein Papst aus dem "Prekariat" war dennoch etwas ganz Neues, auch wenn Giuseppe Sarto seine "niedere Herkunft" im Laufe der Jahre in einen "geistlichen Adel" transformiert hatte. So beschreibt ihn der franz. Kultusminister Chaumié wie folgt:
"Er ist ein Mann von großer persönlicher Anziehungskraft und eine glänzende Erscheinung . ein offenes Antlitz, aus dem Entschiedenheit spricht, die jedoch durch die Augen gemildert ist . aus ihnen leuchtet der Glanz ewiger Jugend. Jedes Sich-zur-Schau-stellen liegt ihm fern; er hat aber auch nichts Serviles an sich. Seine Umgangsformen ... sind vollendet, es sind die eines Mannes, der vollkommen Herr seiner selbst ist".
Betrachtet man seine auffallend symmetrische kirchliche Laufbahn (8 Jahre Seminar, 9 Jahre Kaplan, 8 Jahre Pfarrer, 9 Jahre Domherr und Kapitelvikar, 10 Jahre Bischof von Mantua, 10 Jahre Patriach von Venedig, 11 Jahre Papst) etwas genauer, findet man das Paradebeispiel eines "Master-Plans". Selten zuvor und auch kaum danach hat ein Stellvertreter Christi vom ersten Tages seines Pontifikates an ein so klares, auf den verschiedenen Stationen seines bisherigen Wirkens erprobtes Programm gehabt, das er noch dazu auf einen einfachen Nenner zu bringen wusste. In seiner Antritts-Enzyklika "E supremi apostolatus cathedra" schreibt er:
"Gestützt auf die Kraft Gotttes verkünden wir, daß Wir für Unser Pontifikat kein anderes Programm kennen als das, alles zu erneuern in Christus, damit Christus alles und in allem sei".
Mit großer Kraft und Disziplin (zum Zeitpunkt seiner Wahl war er fast 70 Jahre alt) hat Pius X. dieses Programm in die Tat umgesetzt: die Erneuerung des liturgischen und sakramentalen Lebens (participatio actuosa: ihr sollt nicht in der Messe, sondern die Messe beten) der Gläubigen, die Reform des Kirchenrechtes, die Herausgabe eines Katechismus, die Stärkung der Katholischen Aktion, die Reform der Kurie, die Verbesserung der Priesterausbildung, die Gründung des Päpstlichen Bibelinstituts - die Liste ließe sich fast beliebig fortsetzen. Wer sich einen Rest an gutem Willen bewahrt hat, wird es angesichts dieses Reformprogramms nicht mehr fertigbringen, das Pontifikat des Sarto-Papstes auf die Bekämpfung des Modernismus zu verengen.

Ein besonderes Augenmerk hatte Pius X. auf die Förderung der "Katholischen Aktion", der ersten großen Laienbewegung des 20. Jahrhunderts. Sie ist gleichzeitig ein Musterbeispiel für die Tatsache, dass der Papst seine Reformbemühungen nicht auf dem Stuhl Petri begonnen, sondern bereits in seiner Zeit als Bischof von Mantua und Patriarch von Venedig umfassend erprobt hatte. Von der von ihm gewünschten Mitarbeit der Laien in den Pfarreien besaß er daher eine klare Vorstellung, dier er 1895 anläßlich einer Versammlung der "Opera dei Congressi Cattolici" so formulierte:
"Nur ein einziges Wort sage ich, um nur eines zu empfehlen: die Tat. Wir wollen nicht große Reden halten; das Geschwätz überlassen wir den Politikern. Uns geht es um Taten. Die Mitglieder der Pfarrausschüsse müssen die Mitarbeiter des Pfarrers sein, müssen ihn in seiner priesterlichen Tätigkeit unterstützen, im Religionsunterricht, in der Leitung der Jugendorganisationen, bei der Wiederherstellung von Frieden und Eintracht in den Familien [...] Wir wollen arbeiten, aber ohne zeitliche Vorteile zu erstreben, ohne private Interessen zu verfolgen, ohne persönlichen Ehrgeiz. Wir wollen unsere Pflichten Gott, dem Nächsten und uns selbst gegenüber untadelig erfüllen".
Klingt das nicht erstaunlich aktuell?




Montag, 20. August 2012

Bischof Erster Klasse

First Class Bishop
Und wieder das gute alte Sommerloch: Dem SPIEGEL ist es eine Schlagzeile wert, dass Bischof Tebartz-van Elst erster Klasse nach Indien gereist ist. Faktisch handelte es sich wohl um ein Upgrade auf der Grundlage von Bonusmeilen, die der mitfliegende Generalvikar zur Verfügung stellte. Da als Zweck der Reise der "Besuch sozialer Projekte" genannt wurde, ist es für das führende Organ des deutschen Qualitätsjournalismus natürlich Ehrensache, die Distanz zwischen dem "Luxus-Reisenden" Bischof und den Nutznießern besagter Hilfsprojekte genüßlich auszuwalzen. Im Kommentarbereich kann man sich dann vergewissern, dass genügend Menschen auf derlei Futter nach dem Modell "Pawlow" reagieren.

Besonders niederträchtig ist in dem "Bericht" die folgende Passage:
Katholiken in seinem Bistum kritisieren Tebartz-van Elst wegen des Umgangs mit dem Vermögen der Kirche. Die Kritik entzündete sich bislang insbesondere am neuen Bischofssitz direkt neben dem Limburger Dom, der mindestens 5,5 Millionen Euro kostet. Der Baukomplex besteht neben einem Wohnhaus unter anderen aus einer Privatkapelle für Tebartz-van Elst, Gäste- und Empfangsräumen, Wirtschaftsräumen, einer Bibliothek und einem eigenen Raum zur Aufbewahrung von Reliquien.
Der "neue Bischofssitz", der hier als bischöfliches "Wohnhaus" mit angegliederten Räumen firmiert, ist in Wirklichkeit das "Diözesane Zentrum St. Nikolaus": eine Kombination aus dem Arbeitsbereich der engsten Mitarbeiter des Bischofs, Konferenz- und Empfangsräumen sowie einer Kapelle. Bischof Tebartz-van Elst bewohnt im rückwärtigen Teil des Gebäudekomplexes eine 3-Zimmer-Wohnung ("kombiniertes Wohn- und Esszimmer neben der Küche" und ein Schlafzimmer mit angrenzendem Bad).

Liebe Kollegen vom SPIEGEL: Man kann ja über alles reden, z.B. auch über die Angemessenheit oder Nicht-Angemessenheit von Erster-Klasse-Flügen bei Bischöfen. Die bösartige Verdrehung aller Fakten in obiger Passage zeigt aber leider mal wieder: eine sachliche Diskussion ist beim Thema "Kirche" das Letzte was ihr wollt ...

Montag, 13. August 2012

Katholisches Sommerloch

Der Gipfel der Gipfelkreuze
Touristen aus arabischen Ländern sind in Bayern gerngesehene Gäste. Besonders auf dem höchsten Berg Deutschlands scheint man an dieser Besuchergruppe interessiert - und zu manchem Zugeständnis bereit zu sein. So berichtete kath.net, die Betreibergesellschaft der Zugspitzbahn habe aus Prospekten für den arabischen Raum das Gipfelkreuz "herausretuschiert", um Gäste mit muslimischem Glaubenshintergrund nicht unnötig zu verschrecken. 

Nun ja, ganz so wild scheint es nicht zu sein - retuschiert hat man wohl nicht, sondern für die entsprechenden Projekte Bildmaterial ohne Gipfelkreuz ausgewählt. Angesichts der Tatsache, dass es selbige Betreibergesellschaft war, die vor einiger Zeit besagtes Kreuz neu hat vergolden lassen, muss man wohl nicht gleich das christliche Abendland im Sommerloch versinken sehen. Man wird wohl eher schmunzeln bei der Vorstellung, wie verstört der geneigte Moslem dreinschauen wird, wenn er am Ziel seiner Reise ankommt und dann doch unter dem Zeichen des Kreuzes das Panorama genießen muss.

Aber auch für diesen Fall haben die Tourismus-Manager schon seit längerem vorgesorgt. Kann sich der so hereingelegte Mohammedaner doch an Ort und Stelle in einen passenden Gebetsraum zurückziehen, der vor 2 Jahren für seinesgleichen eingerichtet wurde, damit er in luftiger Höhe sein Stundengebet verrichten kann. 

Sollte ihm die ganze Sache - trotz zahlreicher arabischer Spezialitäten auf der Speisekarte des Plattformrestaurants - doch auf den Magen schlagen, kann er sich auf ein, seinen speziellen kulturellen Bedürfnissen angepasstes, stilles Örtchen begeben. Dort muss er sich nicht mit Toilettenpapier herumschlagen, sondern darf sich der alternativ zur Verfügung gestellten Duschbrause bedienen. 

Da sage noch einer, der Bayer habe nicht ein feines Näschen für multikulturelles Entgegenkommen oder verweigere sich bockbeinig den Erfordernissen der politischen Korrektheit im Umgang mit Minderheiten.

Nein, der Bayer ist seit eh und je weltoffen - es waren Preußen, die die seinerzeitige "Toiletten-Eröffnung" alarmistisch und äußerst unfein als "Halal Kacken" verunglimpft haben.


 

Forever my Pope ...

Robert Spaemann erzählt in dem vor kurzem erschienenen - und in jeder Hinsicht lesenswerten -  autobiographischen Gesprächsband "Über Gott und die Welt" von einer Begegnung mit Johannes Paul II. in Castel Gandolfo. Bei dieser Gelegenheit sprach der Papst über die Frage der Allerlösung - im vollen Bewußtsein, dass ihm diese Irrlehre von den Lord-Siegel-Bewahrern der katholischen Rechtgläubigkeit unterstellt wurde.

Spaemann berichtet:
So kam er von sich aus auf dieses Thema zu sprechen. Er sagte ungefähr: "Wie ist die Lehre von der ewigen Hölle, also die Lehre von Gotte sGerechtigkeit, vereinbar mit seiner allmächtigen Güte?" Hier rekurrierte der Papst auf das thomistische Lehrstück über die Eigenschaften Gottes. Er sagte dem Sinne nach: Wir müssen Gott verschiedene positive Eigenschaften zuschreiben, so die Gerechtigkeit, so die Barmherzigkeit. Es sind dies für uns zwei verschiedene Eigenschaften. Ein Mensch kann die eine der beiden besitzen, ohne die andere zu besitzen. In Gott gibt es keine Pluralität von Eigenschaften. Sein Wesen ist einfach. Nur wir sehen das Licht gebrochen in die Regenbogenfarben. Das bedeutet: Gerechtigkeit und Barmherzigkeit sind in Gott nicht zwei verschiedene Eigenschaften. Wir können uns aber die Identität dieser beiden Eigenschaften nicht vorstellen. Wir können sie lediglich denkend postulieren.
Was aber bedeutet das konkret? (Der Papst sprach übrigens deutsch). "Es bedeutet", so sagte er, "dass Gott am Ende jedem Menschen im Tiefsten seines Wesens gerecht werden wird. Und das ist sowohl seine Gerechtigkeit wie seine Barmherzigkeit". Er beendete das Gespräch mit den Worten: "Viele Fragen, wenig Antworten".
Man sieht beim Lesen dieser letzten Worte das spitzbübische und zugleich weise Augenzwinkern von JP II vor sich. Was für ein Theologe ...

Mittwoch, 8. August 2012

Die schiefe Bahn

Die CDU streitet angeblich über das Ehegatten-Splitting für schwule Lebensgemeinschaften. Angeblich deshalb, weil jeder der Beteiligten weiss, dass diese Position nicht zu halten ist und die CSU lediglich einmal wieder versucht, sich ihrer konservativen Wählerschaft anzuempfehlen. Konservativ heißt hier nach bester CSU-Manier: "Wir machen jede gesellschaftliche Fehlentwicklung mit - nur einige Monate später als alle anderen". 

Das Vorenthalten des Ehegatten-Splittings für Lebensgemeinschaften ist in dem Kontext, den die konservative "C"-Partei trägt und mit herbei geführt hat, auch sachlich nicht haltbar. Es ist eine "Ungleichbehandlung" und die wird das Verfassungsgericht nicht durchgehen lassen. Dass es sich nur dann um eine "Ungleichbehandlung" handeln würde, wenn Ehe und schule Lebensgemeinschaft das Gleiche wären, wird diese Logik nicht aufhalten können. Denn "faktisch" sind Ehe und Lebensgemeinschaft das Gleiche, da die Lebensgemeinschaft sich von der Ehe in 90% aller wesentlichen Punkte vor dem Gesetzt nicht mehr unterscheidet. Wie dann die letzten 10% verteidigen?

Solche Nachhutgefechte sind peinlich: erstens verliert man sie und zweitens argumentiert man nicht mehr konsistent, weil man das Hauptgefecht nicht mehr führt. Bei diesem würde es um die Ehe, ihr (vorstaatliches) Wesen und ähnliche Dinge handeln. Aber dieses Hauptgefecht hat man eben preisgegeben. Der Rest geht nach dem Gesetz der schiefen Bahn dahin.

Die nächste "Grundsatzdebatte" steht übrigens schon vor der Tür: das Adoptionsrecht für homosexuelle Lebensgemeinschaften. Auch dieses Gefecht kann man sich sparen, weil man es ebenso verlieren wird. Das liegt daran, dass man sich - auch bei der CSU - längst auf die Definition "Wo Kinder erzogen werden, da ist Familie" eingelassen hat. Warum sollte also "Schwuchtel + Schwuchtel + Adoptivkind" nicht eine Familie sein können? Dagegen würden wieder nur naturrechtliche Argumente helfen. Da man sich diese beim Themenkomplex "Ehe und Familie" längst hat aus der Hand schlagen lassen, wird man mit ihnen in der öffentlichen Debatte keinen Blumentopf mehr gewinnen können - man argumentiert ja wieder inkonsistent.

So wird die kranke Politik der "Homo-Gleichstellung" also weiter gehen bis zum bitteren Ende. Eine "konservative" Partei, die sich dagegen einigermaßen glaubwürdig zur Wehr setzen könnte, gibt es im Spektrum der Bundesrepublik nicht mehr. Das können auch die angesprochenen Nachhutgefechte nicht verschleiern.

P.S.: Nein, die Verwendung des Ausdrucks "Schwuchtel" ist nicht unchristlich und lieblos. Ich respektiere Homosexuelle durchaus. Wer allerdings so etwas Menschenverachtendes wie die Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare fordert, der verdient keine Argumente mehr, sondern Abscheu. Zur Kennzeichnung derselben dient besagter Ausdruck. Auch wenn es nichts helfen wird ...