Tja, mein lieber Giuseppe, wenn Du mal so groß bist wie ich ...
... fällt Dir auch das Buch nicht mehr so oft auf den Kopf!
Erzpriester Tschaplin hatte in einer Fernsehsendung am 11. April auf die Fragen von Jugendlichen, was vom Reichtum der Bischöfe und einiger Geistlicher zu halten sei, geantwortet, dass Geistliche das gesellschaftliche Prestige der Kirche widerspiegeln sollten. Es sei wichtig, dass die Bischöfe, die Kirchen und die kirchlichen Feiern nicht schlechter, sondern eher besser und schöner dastehen sollten als die Vertreter, Gebäude und Festakte der weltlichen Macht.
Diese Worte sorgten in der russischen Öffentlichkeit für Empörung. So erkundigte sich der orthodoxe Moderator der wöchentlichen Fernsehsendung «Kirche und Welt mit Metropolit Ilarion (Alfejev) », Ivan Semenov, in einem offenen Brief an Erzpriester Tschaplin, ob seine Worte unkorrekt wiedergegeben seien, oder ob er sich ungeschickt ausgedrückt habe. Daraufhin antwortete ihm der Geistliche ebenfalls in einem offenen Brief, der sich vor allem gegen die ewiggestrige «Angewohnheit der dissidenten Intellektuellen, alles Starke, Teure und Mächtige zu verachten», richtete. In dem Brief heißt es: «Das Ausschmücken von Kirchen sowie der Kleider der Geistlichen, und zwar auch derjenigen, die außerhalb der Gottesdienste getragen werden sowie der Gegenstände, die die Geistlichen im offiziellen Rahmen umgeben, habe nicht ich erfunden, sondern ist eine Tradition der Kirche». Seit jeher hätten praktisch alle Bischöfe der christlichen Kirchen und auch der Russischen Orthodoxen Kirche in Residenzen gelebt, die denen der Zaren und Fürsten in nichts nachgestanden hätten. Sogar «Jesus Christus selbst hat in Häusern gespeist, deren Besitzern – im Luxus schwelgenden Dieben und skrupellosen Steuertreibern – heutige Intellektuelle nicht die Hand reichen würden. » Als Beispiel führte Erzpriester Tschaplin den Zöllner Zachäus an, dessen Gastmahl wohl mit unsauberem Geld bezahlt worden sei: «Welch eine Enttäuschung für diejenigen, welche die Kirche nur dann lieben, wenn sie schwach ist, nicht am Fernsehen auftritt, deren Geistliche in zerlumpter Soutane herumlaufen und […] deren Gotteshäuser halb verfallen sind.» Das dürfe aber in einem Land, wo Millionen Menschen sich als orthodoxe Christen bezeichneten, nicht mehr die Norm darstellen. Die Kirche brauche moderne und solide Gebäude, schöne Gewänder, goldene Ikonostasen und materiellen Wohlstand, um auf Augenhöhe mit denjenigen zu sein, die ihre Machtposition aufgrund von Reichtum ausnützten, sei dies ein Vertreter des Vatikans oder ein Geschäftsmann.
Erzpriester Tschaplin hält es für puren Neid und geistig ungesund, wenn Christen endlos «Glanz und Elend» von Kleidern und Uhren erörterten. Der Patriarch fahre tatsächlich teure Autos und lebe in teuren Residenzen, aber er trage dieses Kreuz als «unvermeidlichen Bestandteil des Gehorsams eines Oberhauptes gegenüber seiner Kirche». Schließlich würden die Gläubigen es nicht verstehen, wenn ein Mufti oder ein Rabbiner ein prestigeträchtigeres Auto fahren würde als der Patriarch.Das eine ist es, historisch-gewachsene Kulturgüter in Kirchenbesitz zu verteidigen - einen Lebensstil "auf Augenhöhe" mit korrupten Staatsmännern und Oligarchen als Imperativ unseres Herrn Jesus Christus darzustellen, ist jene Art von wirklicher Blasphemie in Tateinheit mit Heuchelei (Retusche!), von der der Menschensohn den Tempel seines Vaters gereinigt sehen wollte (welche einschlägige Aktion, die in einem subversiven Buch mit dem Titel "Evangelium" berichtet wird, umfassend die "religiösen Gefühle" der seinerzeit Betroffenen verletzt hat).
Kirchliches Lob für die verfaulten Führer
Prozession aus schwarzen Limousinen
In die Schule kommt der Pfarrer
Geh zum Unterricht – bring ihm Geld!
Der Patriarch Gundjaj glaubt an PutinDas Prophetische in den Zeichen der Zeit zu erkennen, gerade auch dann, wenn diese Zeichen extrem verstörend sind, ist eine Kunst, die die Kirche nie verlernen sollte. Die Damen von "Pussy Riot" sind keine religiösen Vorbilder, aber sie verfügen offensichtlich über gesunde religiöse Intuitionen ...
Besser würde der Hund an Gott glauben
Der Gürtel der Jungfrau ersetzt keine Demonstrationen
Die Jungfrau Maria ist bei den Protesten mit uns!
Our sudden musical appearance in the Cathedral of Christ the Savior with the song “Mother of God, Drive Putin Out” violated the integrity of this media image, generated and maintained by the authorities for so long, and revealed its falsity. In our performance we dared, without the Patriarch’s blessing, to combine the visual image of Orthodox culture and protest culture, suggesting to smart people that Orthodox culture belongs not only to the Russian Orthodox Church, the Patriarch and Putin, that it might also take the side of civic rebellion and protest in Russia.
[Unser überraschender musikalischer Auftritt in der Kathedrale Christi des Erlösers mit dem Lied "Mutter Gottes, vertreibe Putin" beschädigte die Integrität dieses medial vermittelten Bildes, das die Autoritäten so lange erzeugt und aufrecht erhalten hatten, und offenbarte seine Falschheit. In unserer Performance wagten wir - ohne den Segen des Patriarchen - die orthodoxe Kultur und die Kultur des Protestes visuell zu verbinden, um aufmerksamen Menschen zu vermitteln, dass die orthodoxe Kultur nicht nur der Russisch-Orthodoxen Kirche, dem Patriarchen und Putin gehört; dass sie ihm Gegenteil auf der Seite des zivilen Ungehorsams und des Protestes in Russland stehen könnte]Der Kern des "Pussy Riot"-Prozesses besteht nicht in der Lästerung Gottes, sondern in der Inanspruchnahme der religiösen Tradition des Landes gegen das Putin-Regime. Sehr deutlich wird das in der vielzitierten Beschimpfung des Patriarchen im "Protest-Gebet":
Der Patriarch Gundjaj glaubt an PutinSo ist die Performance in der Erlöserkirche vor allem eine Anfrage an die Russisch-Orthodoxe Kirche, ihr Verhältnis zum herrschenden politischen System zu überprüfen. Liest man die Erklärung des Obersten Kirchenrates der Russisch-Orthodoxen Kirche zum Prozess, muss man annehmen, dass diese Anfrage bisher geflissentlich übersehen wird. Gleichzeitig offenbart diese Erklärung, wie tief die Identifikation von Religion und Nation im Denken der Kirche verwurzelt ist:
Besser würde der Hund an Gott glauben
Der Gürtel der Jungfrau ersetzt keine Demonstrationen
Die Jungfrau Maria ist bei den Protesten mit uns!
Unser Volk ist durch die Prüfungen der militanten Gottlosigkeit und der faschistischen Aggression gegangen. Das war uns eine tragische Lehre, die eine besondere Sensibilität gegenüber der Schmähung religiöser und nationaler Gefühle in uns herangebildet hat.Wer religiöse und nationale Gefühle so eng zusammenrückt, wird immer in der Versuchung stehen, die mit dem Christentum grundsätzlich gegebene kritische Distanz zum Staat aufzugeben und zum Opfer politischer Instrumentalisierungen zu werden.
Alle jene, die echte Heiligkeit hochschätzen, vereinen sich mit der katholischen Kirche, die in Pius X. einen heiligen Priester, einen großen Bischof und einen großen Papst betrauert".Auch die sozialistische Pariser "L'Humanité" konnte sich dem Charisma des Verstorbenen nicht entziehen:
"Der Papst ist gestorben ! Man muß sagen, daß er ein großer Papst war. Seine Politik war höchst einfach: die Werte des Glaubens mit apostolischer Entschiedenheit zur Geltung zu bringen. Er konnte diese Politik mit Autorität durchführen, weil die Einfachheit seiner Seele und die Echtheit seiner Tugend nie angezweifelt wurden. Man mag ihn beurteilen wie immer, man muß sagen, daß er ein großer Papst war".Die hier geschilderte "Einfachheit seiner Seele" äußerte sich auch darin, dass Pius X. als erster Papst die traditionelle Einbalsamierung seines Leichnams verweigerte. Auf der Inschrift unter seinem Sarkophag kann man lesen:
Alles in Christus erneuern |
"Er ist ein Mann von großer persönlicher Anziehungskraft und eine glänzende Erscheinung . ein offenes Antlitz, aus dem Entschiedenheit spricht, die jedoch durch die Augen gemildert ist . aus ihnen leuchtet der Glanz ewiger Jugend. Jedes Sich-zur-Schau-stellen liegt ihm fern; er hat aber auch nichts Serviles an sich. Seine Umgangsformen ... sind vollendet, es sind die eines Mannes, der vollkommen Herr seiner selbst ist".Betrachtet man seine auffallend symmetrische kirchliche Laufbahn (8 Jahre Seminar, 9 Jahre Kaplan, 8 Jahre Pfarrer, 9 Jahre Domherr und Kapitelvikar, 10 Jahre Bischof von Mantua, 10 Jahre Patriach von Venedig, 11 Jahre Papst) etwas genauer, findet man das Paradebeispiel eines "Master-Plans". Selten zuvor und auch kaum danach hat ein Stellvertreter Christi vom ersten Tages seines Pontifikates an ein so klares, auf den verschiedenen Stationen seines bisherigen Wirkens erprobtes Programm gehabt, das er noch dazu auf einen einfachen Nenner zu bringen wusste. In seiner Antritts-Enzyklika "E supremi apostolatus cathedra" schreibt er:
"Gestützt auf die Kraft Gotttes verkünden wir, daß Wir für Unser Pontifikat kein anderes Programm kennen als das, alles zu erneuern in Christus, damit Christus alles und in allem sei".Mit großer Kraft und Disziplin (zum Zeitpunkt seiner Wahl war er fast 70 Jahre alt) hat Pius X. dieses Programm in die Tat umgesetzt: die Erneuerung des liturgischen und sakramentalen Lebens (participatio actuosa: ihr sollt nicht in der Messe, sondern die Messe beten) der Gläubigen, die Reform des Kirchenrechtes, die Herausgabe eines Katechismus, die Stärkung der Katholischen Aktion, die Reform der Kurie, die Verbesserung der Priesterausbildung, die Gründung des Päpstlichen Bibelinstituts - die Liste ließe sich fast beliebig fortsetzen. Wer sich einen Rest an gutem Willen bewahrt hat, wird es angesichts dieses Reformprogramms nicht mehr fertigbringen, das Pontifikat des Sarto-Papstes auf die Bekämpfung des Modernismus zu verengen.
"Nur ein einziges Wort sage ich, um nur eines zu empfehlen: die Tat. Wir wollen nicht große Reden halten; das Geschwätz überlassen wir den Politikern. Uns geht es um Taten. Die Mitglieder der Pfarrausschüsse müssen die Mitarbeiter des Pfarrers sein, müssen ihn in seiner priesterlichen Tätigkeit unterstützen, im Religionsunterricht, in der Leitung der Jugendorganisationen, bei der Wiederherstellung von Frieden und Eintracht in den Familien [...] Wir wollen arbeiten, aber ohne zeitliche Vorteile zu erstreben, ohne private Interessen zu verfolgen, ohne persönlichen Ehrgeiz. Wir wollen unsere Pflichten Gott, dem Nächsten und uns selbst gegenüber untadelig erfüllen".Klingt das nicht erstaunlich aktuell?
First Class Bishop |
Katholiken in seinem Bistum kritisieren Tebartz-van Elst wegen des Umgangs mit dem Vermögen der Kirche. Die Kritik entzündete sich bislang insbesondere am neuen Bischofssitz direkt neben dem Limburger Dom, der mindestens 5,5 Millionen Euro kostet. Der Baukomplex besteht neben einem Wohnhaus unter anderen aus einer Privatkapelle für Tebartz-van Elst, Gäste- und Empfangsräumen, Wirtschaftsräumen, einer Bibliothek und einem eigenen Raum zur Aufbewahrung von Reliquien.Der "neue Bischofssitz", der hier als bischöfliches "Wohnhaus" mit angegliederten Räumen firmiert, ist in Wirklichkeit das "Diözesane Zentrum St. Nikolaus": eine Kombination aus dem Arbeitsbereich der engsten Mitarbeiter des Bischofs, Konferenz- und Empfangsräumen sowie einer Kapelle. Bischof Tebartz-van Elst bewohnt im rückwärtigen Teil des Gebäudekomplexes eine 3-Zimmer-Wohnung ("kombiniertes Wohn- und Esszimmer neben der Küche" und ein Schlafzimmer mit angrenzendem Bad).
Der Gipfel der Gipfelkreuze |
So kam er von sich aus auf dieses Thema zu sprechen. Er sagte ungefähr: "Wie ist die Lehre von der ewigen Hölle, also die Lehre von Gotte sGerechtigkeit, vereinbar mit seiner allmächtigen Güte?" Hier rekurrierte der Papst auf das thomistische Lehrstück über die Eigenschaften Gottes. Er sagte dem Sinne nach: Wir müssen Gott verschiedene positive Eigenschaften zuschreiben, so die Gerechtigkeit, so die Barmherzigkeit. Es sind dies für uns zwei verschiedene Eigenschaften. Ein Mensch kann die eine der beiden besitzen, ohne die andere zu besitzen. In Gott gibt es keine Pluralität von Eigenschaften. Sein Wesen ist einfach. Nur wir sehen das Licht gebrochen in die Regenbogenfarben. Das bedeutet: Gerechtigkeit und Barmherzigkeit sind in Gott nicht zwei verschiedene Eigenschaften. Wir können uns aber die Identität dieser beiden Eigenschaften nicht vorstellen. Wir können sie lediglich denkend postulieren.
Was aber bedeutet das konkret? (Der Papst sprach übrigens deutsch). "Es bedeutet", so sagte er, "dass Gott am Ende jedem Menschen im Tiefsten seines Wesens gerecht werden wird. Und das ist sowohl seine Gerechtigkeit wie seine Barmherzigkeit". Er beendete das Gespräch mit den Worten: "Viele Fragen, wenig Antworten".Man sieht beim Lesen dieser letzten Worte das spitzbübische und zugleich weise Augenzwinkern von JP II vor sich. Was für ein Theologe ...