Dienstag, 21. August 2012

Hl. Pius X. - der Programmpapst

Alles in Christus erneuern
Da der Hl. Papst Pius X. nicht nur der Patron einer abtrünnigen Priesterbruderschaft ist (nein, er hätte dafür kein Verständnis gehabt!), sondern auch unsere Tochter Pia am 21. August Namenstag feiert, spielt er in unserer Familie seit langem eine besondere Rolle.

Lässt man einmal das dumme Gerede beiseite, das die heutige "Mainstream-Meinung" über Giuseppe Sarto prägt (wer es sich unbedingt antun will, der lese hier), entdeckt man eine wirklich beeindruckende Persönlichkeit.

Da ist zunächst der atemberaubende Weg vom Sohn eines Postboten in einer italienischen Kleinstadt bis zum "Diener der Diener Gottes": zwar hatte es schon im 18. und 19. Jahrhundert den einen oder anderen "Bürgerlichen" auf dem Stuhl Petri gegeben - ein Papst aus dem "Prekariat" war dennoch etwas ganz Neues, auch wenn Giuseppe Sarto seine "niedere Herkunft" im Laufe der Jahre in einen "geistlichen Adel" transformiert hatte. So beschreibt ihn der franz. Kultusminister Chaumié wie folgt:
"Er ist ein Mann von großer persönlicher Anziehungskraft und eine glänzende Erscheinung . ein offenes Antlitz, aus dem Entschiedenheit spricht, die jedoch durch die Augen gemildert ist . aus ihnen leuchtet der Glanz ewiger Jugend. Jedes Sich-zur-Schau-stellen liegt ihm fern; er hat aber auch nichts Serviles an sich. Seine Umgangsformen ... sind vollendet, es sind die eines Mannes, der vollkommen Herr seiner selbst ist".
Betrachtet man seine auffallend symmetrische kirchliche Laufbahn (8 Jahre Seminar, 9 Jahre Kaplan, 8 Jahre Pfarrer, 9 Jahre Domherr und Kapitelvikar, 10 Jahre Bischof von Mantua, 10 Jahre Patriach von Venedig, 11 Jahre Papst) etwas genauer, findet man das Paradebeispiel eines "Master-Plans". Selten zuvor und auch kaum danach hat ein Stellvertreter Christi vom ersten Tages seines Pontifikates an ein so klares, auf den verschiedenen Stationen seines bisherigen Wirkens erprobtes Programm gehabt, das er noch dazu auf einen einfachen Nenner zu bringen wusste. In seiner Antritts-Enzyklika "E supremi apostolatus cathedra" schreibt er:
"Gestützt auf die Kraft Gotttes verkünden wir, daß Wir für Unser Pontifikat kein anderes Programm kennen als das, alles zu erneuern in Christus, damit Christus alles und in allem sei".
Mit großer Kraft und Disziplin (zum Zeitpunkt seiner Wahl war er fast 70 Jahre alt) hat Pius X. dieses Programm in die Tat umgesetzt: die Erneuerung des liturgischen und sakramentalen Lebens (participatio actuosa: ihr sollt nicht in der Messe, sondern die Messe beten) der Gläubigen, die Reform des Kirchenrechtes, die Herausgabe eines Katechismus, die Stärkung der Katholischen Aktion, die Reform der Kurie, die Verbesserung der Priesterausbildung, die Gründung des Päpstlichen Bibelinstituts - die Liste ließe sich fast beliebig fortsetzen. Wer sich einen Rest an gutem Willen bewahrt hat, wird es angesichts dieses Reformprogramms nicht mehr fertigbringen, das Pontifikat des Sarto-Papstes auf die Bekämpfung des Modernismus zu verengen.

Ein besonderes Augenmerk hatte Pius X. auf die Förderung der "Katholischen Aktion", der ersten großen Laienbewegung des 20. Jahrhunderts. Sie ist gleichzeitig ein Musterbeispiel für die Tatsache, dass der Papst seine Reformbemühungen nicht auf dem Stuhl Petri begonnen, sondern bereits in seiner Zeit als Bischof von Mantua und Patriarch von Venedig umfassend erprobt hatte. Von der von ihm gewünschten Mitarbeit der Laien in den Pfarreien besaß er daher eine klare Vorstellung, dier er 1895 anläßlich einer Versammlung der "Opera dei Congressi Cattolici" so formulierte:
"Nur ein einziges Wort sage ich, um nur eines zu empfehlen: die Tat. Wir wollen nicht große Reden halten; das Geschwätz überlassen wir den Politikern. Uns geht es um Taten. Die Mitglieder der Pfarrausschüsse müssen die Mitarbeiter des Pfarrers sein, müssen ihn in seiner priesterlichen Tätigkeit unterstützen, im Religionsunterricht, in der Leitung der Jugendorganisationen, bei der Wiederherstellung von Frieden und Eintracht in den Familien [...] Wir wollen arbeiten, aber ohne zeitliche Vorteile zu erstreben, ohne private Interessen zu verfolgen, ohne persönlichen Ehrgeiz. Wir wollen unsere Pflichten Gott, dem Nächsten und uns selbst gegenüber untadelig erfüllen".
Klingt das nicht erstaunlich aktuell?




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