The Cardinal speaks English very well! |
Gibt es einen Pianisten, der nicht weiß, was ein Klavier
ist? Einen Koch, der nicht weiß, was eine Küche ist? Ich hätte immer gesagt:
nein, das ist nicht möglich. Nun muss ich umdenken, denn es gibt ganz
offensichtlich einen Kardinalerzbischof und Vorsitzenden der Deutschen
Bischofskonferenz, der nicht weiß, was die Kirche ist.
„Si tacuisses“ sagte man früher in solchen Fällen, aber das
Schweigen ist des Mannes Sache nicht. Reinhard Marx gibt furchtbar gerne
Interviews und jüngst hat er ein solches in Amerika anlässlich eines
Gastvortrags an der Standford University der Jesuitenzeitschrift „America“ gewährt. Man kann seine Redelust in gewisser Weise ja verstehen – schreibt er
doch nach eigenem Bekunden gerade Kirchengeschichte:
„Ich sehe meine neue Verantwortung und die neuen Möglichkeiten; und ebenso den historischen Moment in der Kirche vorwärts zu gehen und Teil der Kirchengeschichte zu sein“.Als Deutscher kennt man das ja: kräftige ältere Herren und der Mantel der „Gechichte“.
Nicht viel Zeit hat man als historische
Persönlichkeit wohl für die Lektüre und dann hapert es leicht einmal beim Auswendiglernen päpstlicher
Lehrschreiben, wie man an dem folgenden Papst-Zitat sieht:
„Ich will lieber eine Kirche, die verbeult, verletzt und schmutzig ist, weil sie draußen in den Straßen war, statt einer Kirche, die sehr rein ist und die Wahrheit hat und alles, was notwendig ist. Denn die letztere Kirche hilft den Menschen nicht.“
Das ist freilich – Sie, liebe Leser, haben es längst bemerkt - nur zur Hälfte aus
„Evangelii Gaudium“; den zweiten Teil hat sich der Kardinal offensichtlich
selbst zusammengereimt und es ist dann auch danach.
Wozu sollte denn jemand für diese Kirche „draußen in die
Straßen gehen“, wenn sie nicht die Wahrheit hat, die reine Wahrheit des
Glaubens und der Sitten und alles andere, „was notwendig ist“ (etwa die Gnadenmittel
der Sakramente)? Mit was soll sie denn den Menschen helfen, wenn nicht mit
dieser existentiell notwendigen Wahrheit und der Begegnung mit dem, der diese
Wahrheit in seiner Kirche ist? Was da konstruiert wird, ist ein gruselig
falscher Gegensatz: hier die Kirche, die sich in ihrer Wahrheit verschließt,
dort die Kirche, die „im echten Leben“ den Menschen hilft. Anders herum wird
ein Schuh daraus: in der Kirche ist „das echte Leben“: der Herr, der die
Wahrheit ist und seine Gnade. Nur eine Kirche, die darum weiß, kann „nach draußen“
gehen und die Menschen einladen, „nach drinnen“ zu kommen, um teilzunehmen an
diesem wahren Leben.
Natürlich gibt es in der Kirche auch Streit und dann
entsteht vielleicht das Bild einer mit sich selbst beschäftigten und in sich
abgeschlossenen Institution. Kein schönes und attraktives Bild, in der Tat.
Aber seit dem Jerusalemer Apostelkonzil wissen wir, dass Streit in der Kirche auch
notwendig sein kann, um zu größerer Klarheit bezüglich der eigenen Wirklichkeit
und Sendung zu kommen. Denn immer wieder wird diese Wirklichkeit und Sendung verdunkelt
von Leuten, die der Wahrheit der „kleinen Herde“ aus dem Weg gehen wollen und
ihrem Traum von einer mächtigen Institution nachhängen:
„Das Zweite Vatikanische Konzil begann eine neue Balance zwischen der Zentrale und den lokalen Kirchen zu etablieren, denn sie [die Konzilsväter] sahen, vor 50 Jahren, den Anfang der universalen Kirche. Es ist aber noch nicht erreicht. Wir müssen es zum ersten Mal Wirklichkeit werden lassen. Nun, 50 Jahre später, sehen wir, was es bedeuten könnte, eine universale Kirche in einer globalisierten Welt zu sein, eine universale, globalisierte Kirche. Wir haben das noch nicht in ausreichender Weise organisiert. Das ist die große Aufgabe für dieses Jahrhundert“.
Wer nun meint, es ginge nicht schlimmer, dem kann geholfen
werden:
„Eine der Hauptaufgaben eines Bischofs und eines Papstes ist es, Menschen zusammenzubringen und die Welt zu einen. Die Kirche ist instrumentum unitatis, ein Instrument und Sakrament der Einheit zwischen den Menschen und zwischen Gott und den Menschen. Ich hoffe, dass wenn der Papst die Vereinigten Staaten – und vielleicht die Vereinten Nationen – besucht, die Kirche der Welt zeigen kann, dass sie ein Werkzeug ist nicht für sich selbst, sondern für die Einheit der Nation und der Welt“.
So schön und bescheiden das „nicht für sich selbst“ auf den ersten Blick klingen
mag: die Kirche kann der Welt nicht dienen, ohne diese Welt gleichzeitig
maximal zu provozieren. Denn Zeichen der Einheit der Welt wird sie, indem die
Welt ihre eigentliche Bestimmung erkennt und Kirche wird: „Sie war schon seit
dem Anfang der Welt vorausbedeutet; in der Geschichte des Volkes Israel und im
Alten Bund wurde sie auf wunderbare Weise vorbereitet, in den letzten Zeiten
gestiftet, durch die Ausgießung des Heiligen Geistes offenbart, und am Ende der
Weltzeiten wird sie in Herrlichkeit vollendet werden. Dann werden, wie bei den
heiligen Vätern zu lesen ist, alle Gerechten von Adam an, vom gerechten Abel
bis zum letzten Erwählten, in der allumfassenden Kirche beim Vater versammelt
werden“ (Lumen Gentium 2).
Wer meint, die Kirche könne den Menschen anders helfen, als
ganz sie selbst, Hüterin der geoffenbarten Wahrheit und Ort der Begegnung mit
dieser Wahrheit, zu sein; wer meint, die Sendung der Kirche im 21. Jahrhundert
bestünde darin, sich global zu organisieren; wer meint, die Kirche sei
„Werkzeug der Einheit der Menschheit“ im Sinne der Vereinten Nationen, dessen
Kirchenverständnis weist erschreckende Defizite auf.
Lieber Theodor,
AntwortenLöschenGuten Morgen,
und besten Dank für Ihren klaren Blick.
Beim Lesen des Interviews kam mir untenstehendes Zitat in den Sinn.
Here we go:-)
"I did never know so full a voice issue from so empty a heart.But the saying is true:"The empty vessel makes the greatest sound."
Henry V. Act 4,Scene 4 William Shakespeare
See you,Marina
Danke für den Artikel. Ich habe schon langsam aufgehört, mich über seine "wichtigen" Interviews und vor allem wg. seiner Wichtigtuerei zu ärgern. Ich verstehe wirklich nicht, was mit ihm passiert ist in den letzten Jahren. München steht ja nun nicht in dem Ruf, Menschen negativ zu verändern. Und am Holnstein-Palais kanns auch nicht liegen, denn seine Vorgänger sind ja nun auch nicht mit übermäßigem Größenwahn aufgefallen. Letztens ließen die MKN sogar mal verlauten, dass der Papst auf ihn hört, weil er so viel Geld einbringt ... Wenn man aber dann sieht, dass vieles, was von Rom aus organisiert wird, nicht mehr in Deutsch vermittelt hat. (z.B. news.va oder jetzt die Broschüren zur Neuevangelisierung, Live-Übertragungen von GA oder Angelus via YouTube funktioniert nicht in D, usw.), scheint der Einfluss ja eher marginal zu sein .. Man kann also das ganze nicht so richtig ernst nehmen.
AntwortenLöschenNa ja, ernst nehmen muss man ihn schon: er ist immerhin der große Zampano in Deutschland und eine "Marginalisierung" auf weltkirchlicher Ebene kann ich bisher auch nicht feststellen. Ich fürchte, dass er bei der Synode schon eine Rolle spielen wird ...
LöschenIch denke nicht, dass er in Rom viel reißen wird. Diese ganzen Auftritte in den letzten Wochen sehen für mich schon sehr nach Wichtigtuerei aus. Er wird immer opportunistischer, um in Rom wahrgenommen zu werden, während in München die Leute aus der Kirche wegbleiben.
Löschen"Eine der Hauptaufgaben eines Bischofs und eines Papstes ist es, Menschen zusammenzubringen und die Welt zu einen."
AntwortenLöschenDann hat Markus im 16. Kapitel Vers 15 ja einen Schmarrn geschrieben. Jetzt wissen wir wie es richtig heißt: Geht hinaus in die ganze Welt, bringt die Menschen zusammen, kommt aber erst wieder wenn ihr sie geeint habt. Oder so ähnlich. Mann das kann dauern.