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Vision der Menschheitsfamilie? |
Die deutschen Bischöfe und mit ihnen der deutsche
Katholizismus stehen seit vielen Jahren unter einer wachsenden Spannung. Auf
der einen Seite der gefühlte Zwang, die katholische Lehre im Sinne der beiden
vorherigen Päpste zu verteildigen, auf der anderen Seite der Wunsch, den
Anschluss an die gesellschaftliche Entwicklung im Lande zu finden. Verstärkt
wurde dieses Spannungsgefühl durch zwei weitere Faktoren: zum einen der
anhaltenden Depression angesichts des sich beschleunigenden und durch
organisatorische Maßnahmen kaum noch zu bemäntelnden Niedergangs des
kirchlichen Lebens; zum anderen der Druck des ganz überwiegend
„reform-orientierten“ kirchlichen Apparates.
Spätestens seit der Einleitung des sogenannten
Dialogprozesses („sogenannt“ weil er mit handverlesenen Vertretern des
kirchlichen Establishments weitestgehend hinter verschlossenen Türen geführt
wurde) zeichnete sich ab, dass die Bereitschaft, die beschriebene Spannung
weiter auszuhalten, im Schwinden begriffen war. Mit der durch die beiden Familiensynoden
plötzlich auch weltkirchlich aktuell gewordenen Frage der wiederverheirateten
Geschiedenen bot sich in den Augen vieler Bischöfe die Gelegenheit eines
pastorales Entgegenkommens bei einem der „heißen Eisen“ ohne allzu deutliches
Abrücken von der Lehre der Kirche. Um so härter muss sie nach der Synode des
vergangenen Herbstes die Einsicht getroffen haben, dass die für ein klares „Ja“
zu den in Aussicht gestellten Neuerungen erforderlichen Mehrheiten (90% +x) weltkirchlich
nicht erreichbar sind.