Dienstag, 21. Januar 2014

Maradiaga II - der neue Triumphalismus

So sehen Sieger aus
Dankenswerterweise hat der Kölner Stadtanzeiger das Interview mit Kardinal Rodriguez Maradiaga mittlerweile vollständig online gestellt. So kann man sich nun ein etwas vollständigeres Bild von der "ganzen Denkungsart" (Gerhard Polt) des Herrn machen, der es für richtig hält, den Präfekten der Glaubenskongregation öffentlich als kleinen, bornierten Deppen hinzustellen - wohlwissend, dass gerade in Deutschland derlei Verunglimpfungen immer für einen billigen Applaus gut sind.

Und die "Denkungsart" ist dann auch danach:
Ich bin fest überzeugt: Wir stehen in der Kirche am Beginn einer neuen Ära. Ähnlich wie vor 50 Jahren, als Papst Johannes XXIII. die Kirchenfenster öffnen ließ, um frische Luft hereinzulassen. Heute will Franziskus die Kirche in die Richtung führen, in die er selbst vom Heiligen Geist getrieben wird: näher bei den Menschen, nicht über ihnen thronend, sondern in ihnen lebendig. Die Kirche, das darf man nicht vergessen, ist nicht bloß eine Institution von Menschenhand, sondern Gottes Werk. Ich bin sicher, er hatte bei unserer Wahl im März 2013 seine Hand im Spiel. Denn nach menschlichem Ermessen wäre ein anderer Papst geworden.
Es ist also mal wieder Pfingsten und es war natürlich der Geist selbst, der die Wahl der Kardinäle gelenkt und das neue Zeitalter heraufgeführt hat. Sagt der Herr Kardinal - um ein wenig später seinen eigenen konklavepolitischen Beitrag zum Wahlergebnis herauszustellen.

Das frisch begonnene Pontifikat stehe unter dem Motto "Mehr Pastoral als Doktrin". Auch nicht wirklich neu und immer noch falsch. Als ob das Wort "Die Wahrheit in der Liebe tun" ein Gegeneinander-Ausspielen seiner beiden Achsen vertragen würde.

Auf die Frage, ob man sich wegen des Alters des Heiligen Vaters Sorgen machen müsse, dass "nicht genug Zeit für all diese Veränderungen bleibt", lässt der Kardinal dann einen weiteren tiefen Blick in seine Sicht der Dinge zu: er sei davon überzeugt, dass man längst einen "Point of no return" erreicht habe. Da ist sie, die Sprache aller Revolutionssieger. Der Weltgeist hat Fakten geschaffen - Widerstand zwecklos. Wer das nicht merkt, der ist eben nur ein kleiner Dummkopf wie der Präfekt der Glaubenskongregation.

Ich habe in den Jahren des letzten Pontifikats häufig mit Vertretern der bösen "Traditionalisten" gesprochen. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals diese Attitüde erlebt zu haben. Im Gegenteil: Da war immer nur das Gefühl, eine Atempause zu haben, etwas Zeit, um in Ruhe der eigenen Berufung nachzugehen ohne Sorge, eingestampft zu werden wie aktuell die Franziskaner der Immaculata.

Die auftrumpfende Art, die der Kardinal an den Tag legt; dieses "Jetzt sind wir dran und jetzt geht es endlich wieder vorwärts" - was ist das anderes als ein neuer Triumphalismus, der sich vom angeblichen alten dadurch unterscheidet, dass er vorgibt, aus der Kirche eine weltliche Erfolgsgeschichte machen zu können. "Die Kirche schöpft ihr Potential noch nicht aus", schrieb Kardinal Marx vor kurzem und betonte, dass die Kirche schließlich ein "global player" sei. Er hat wahrscheinlich keine Sekunde darüber nachgedacht, dass das "Potential" der Kirche am Kreuz verdient wurde und die Zusage des Herrn nicht darin besteht, seine Kirche zu einem "global player" der Weltverbesserung zu machen, sondern alle Tage bis ans Ende dieser Welt in unserem Scheitern bei uns zu bleiben.

Es sei der Vollständigkeit halber angemerkt, dass der Vertreter des Weltgeistes natürlich auch schon den Ausgang der "Causa Limburg" kennt. Womit dann auch an dieser Stelle die neue, strukturreformierte römische Kakophonie komplett wäre.

Narreteien, nichts als Narreteien ...

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