Donnerstag, 31. Oktober 2013

Ostern und Weihnachten an einem Tag - die Stundenbuch App ist da!

Gepriesen sei der Herr - und dieser gute Mann
Ich weiß gar nicht, wie oft ich mich in den letzten Jahren schon in Gedanken an den Leuten vom VDD versündigt habe, die stur auf den "Rechten" am deutschen Stundenbuch saßen und es nicht auf die Reihe gebracht haben, selbiges als App für das iPhone (oder sonst irgendwie online) verfügbar zu machen. Und auch noch die Chuzpe hatten, mühsam aufgebaute Projekte (wie dieses hier) kühl abfahren zu lassen.

Mein Ärger war so groß, dass ich sogar einmal den Machern der App iBreviary angeboten habe, die deutschen Übersetzungen für ihr Projekt beizusteuern. Nach anfänglicher Begeisterung hat man dort aber die deutsche "Rechtslage" zur Kenntnis genommen und die Sache ist nichts geworden.

Zwar konnte man sich seit einiger Zeit mit dem Stundenbuch alter Ordnung (Breviarium Meum - natürlich weiterhin empfehlenswert) behelfen, aber erstens ist das lateinische Stundengebet (wenn man mal ganz ehrlich ist) jenseits der Komplet in manchen Lebenssituationen eine arge Herausforderung und zweitens endet die Sache spätestens, wenn man es den eigenen Kindern an die Hand geben möchte.

Es hat einen offensichtlich heiligmäßigen Mann wie Bruder Paulus gebraucht, um der Misere (um es ganz, ganz freundlich auszudrücken) nun ein Ende zubereiten. Und so gibt es jetzt das deutsche Stundenbuch als App! Professionell umgesetzt - alles sehr fein! Zwar fehlen noch die Lesehoren und die zugehörigen Lektionare, aber das wird sicher noch ;-)

Und kaum geht man auf "Einstellungen", kann man sogar die Marianischen Schlussantiphonen auf "Latein" umschalten (wer betet schon "Sei gegrüßt, o Königin" auf deutsch?).

Lieber Bruder Paulus - sie sind ein Schatz!

Freitag, 18. Oktober 2013

Der Fall Limburg - Versuch einer Zwischenbilanz


Der folgende Beitrag ist heute bei kath.net erschienen:

Die Ereignisse im Bistum Limburg und zuvörderst das aus dem Ruder gelaufene Bauprojekt „Haus der Bischöfe / Diözesanes Zentrum“ bewegen nun seit geraumer Zeit die Republik, auch wenn im Augenblick eine gewisse „Windstille“ zumindest in den meinungsführenden Medien eingetreten zu sein scheint.

Nach der zunächst von unnachprüfbaren Berichten und Gerüchten getriebenen ersten Phase in der letzten Woche, schien sich mit der Veröffentlichung wesentlicher Dokumente in der FAS am vergangenen Wochenende (begleitet von, in einen Artikel gekleideten, Wortmeldungen einiger zentral Beteiligter) ein relativ klares Bild abzuzeichnen: der Bischof von Limburg hat zielgerichtet an der Öffentlichkeit und seiner Diözesanverwaltung vorbei mehr oder weniger im Alleingang die Kosten für das Bauvorhaben je nach Lesart auf das Fünf- oder gar Zehnfache getrieben. Alleine seine Privatwohnung hat ausweislich der veröffentlichten Kostenaufstellung fast 3 Millionen Euro verschlungen. Größenwahn, ein monströses Lügengebäude, Verstoß gegen das Kirchenrecht (5 Millionen-Meldepflicht), Untreue im strafrechtlichen Sinn. Es war Zeit zum Handeln.

Durch die sukzessive Veröffentlichung weiterer Dokumente in dieser Woche, im wesentlichen der Sitzungsprotokolle des Vermögensverwaltungsrates des Bischöflichen Stuhls, hat sich das Bild noch einmal deutlich erweitert: Wenn die Dokumente authentisch sind (und bisher gibt es für einen Zweifel hieran keinen wirklichen Anhaltspunkt), kann von einer erheblichen Mitschuld der Mitglieder des Vermögensverwaltungsrates ausgegangen werden. Sie waren keineswegs so unverschuldet unwissend, wie dies Hr. Riebel in seinen diversen Einlassungen dargestellt hat.

Da sich der Bischof von Limburg in Rom befindet und man allgemein auf eine Entscheidung des Papstes oder mindestens der Bischofskongregation wartet, hat sich eine gewisse Zurückhaltung in der Bewertung breit gemacht. Angesichts der mehrfachen Wendungen, die die Angelegenheit in recht kurzer Zeit genommen hat, ist dies sehr verständlich. Dennoch ist eine Sichtung des derzeitigen Sachstands für die Frage möglicher Optionen für die nähere Zukunft eigentlich unabdingbar.

Betrachten wir also einige Aspekte des ganzen Falls auf der Basis des derzeitigen Informationsstandes.

Kostenexplosion

Der zumindest in groben Zügen sichtbar gewordene Verlauf der Planungen und der Durchführung des Bauvorhabens lässt das Thema in einem anderen Licht erscheinen als dies auch heute noch in den Medien dargestellt wird. Die Verantwortlichen sind zu keinem Zeitpunkt davon ausgegangen, dass der nun realisierte Entwurf 5,5 Millionen Euro kosten würde. Die Sitzungsprotokolle legen nahe, dass die sich Abschätzung der Gesamtsumme bereits 2011 auf mindestens 17 Millionen belief, evtl. auch bereits in Richtung der jetzt im Raum stehenden ca. 31 Millionen ging. Das ist sehr viel Geld für relativ wenig Quadratmeter, aber der vielfach verbreitete Eindruck, die Sonderwünsche des Bischofs hätten die ursprüngliche Planung auf das 5-6-fache getrieben, ist schlicht falsch.

Über die Sinnhaftigkeit des nun realisierten Konzeptes einer kostenträchtigen Verbindung aufwändig restaurierter historischer Bausubstanz mit einem wertigen modernen Neubau unter der Maßgabe eines hohen künstlerischen Anspruchs sowohl für die einzelnen Gewerke als auch den Gesamtkomplex kann man trefflich streiten. Es sei zumindest erwähnt, dass ein teilweise vergleichbares Bauprojekt des Bistums Eichstätt (der renovative Ausbau von Schloss Hirschberg zu einem Bildungshaus) bereits vor 30 Jahren mehr als 25 Millionen Euro gekostet hat (z. Zt. laufen dort weitere Ausbauarbeiten, die auf 4,2 Millionen Euro geschätzt sind). Vergleichbar sind die Vorhaben auch deshalb, weil der seinerzeitige Eichstätter Diözesanbaumeister auch an der Planung in Limburg beteiligt war. Dass die Kirche bei Bauarbeiten in historischem Bestand und an exponierten Stellen im Sinne der Wahrnehmung kulturellen Verantwortung klotzt und nicht kleckert, war zumindest bis vor kurzem noch allgemeiner Konsens.

Das Argument, dass dies in Zeiten des armen Papstes Franziskus nicht mehr gehe, ist schon deshalb unsinnig, weil das Limburger Bauvorhaben weit vor dessen Amtsantritt begonnen wurde. Auch Franziskus wohnt übrigens in einem gediegen eingerichteten (Fast-)Neubau im Kontext eines durchaus beeindruckenden historischen Ensembles.

Verschwendung

2,92 Millionen Euro alleine für die Bischofswohnung, weitere 350.000 Euro für deren Innenausstattung – alleine diese Zahl, die der vorläufigen Kostenrechnung des Architekten entnommen werden kann, scheint den Bischof von Limburg zu richten.

Auch an dieser Stelle muss zu großer Vorsicht gemahnt werden. Keiner der Medienvertreter, die aus der Kostenaufstellung zitieren, scheint bisher bemerkt zu haben, dass die Zuordnung der Kosten zu den einzelnen Baubereichen nach einem fixen  Kostenschlüssel erfolgte (für den Komplex „Bischofswohnung“ ca. 17 % bei den Bauarbeiten und ca. 31% bei der Innenausstattung). Rückschlüsse auf die tatsächlich für die eigentliche Bischofswohnung verwendeten Mittel lassen sich aus der Aufstellung also keineswegs gewinnen.

Das ändert nichts an den Gesamtkosten, ist für die moralische Bewertung des Bischofs als Bauherrn aber von erheblicher Bedeutung.  Das eine ist es, 31 Millionen Euro in ein diözesanes Bauwerk investiert zu haben - etwas ganz anderes, für die eigene Privatwohnung mehr als 3 Millionen Euro verschwendet zu haben. Über das erstere kann man wahrscheinlich streiten, das letztere ist für einen Bischof der katholischen Kirche (zumal im Jahr 2013) ein Unding.

Veruntreuung

Gegen den Bischof von Limburg wurden mehrere Anzeigen wegen Untreue erstattet. Für eine juristische Bewertung dieser Frage ist es sicher noch zu früh. Auf dem Informationsstand vom Wochenende hätte man mit einiger Sicherheit davon ausgehen müssen, Bischof Tebartz-van-Elst habe gute Aussichten, Gefangenenseelsorge „von der anderen Seite“ zu erleben. Die in den letzten Tagen veröffentlichten Dokumente und der sich aus ihnen ergebene Eindruck, dass der Vermögensverwaltungsrat alle wesentlichen Ausgabenentscheidungen gebilligt hat, zwingen auch in dieser Frage zu mehr Zurückhaltung.

Lügen

Dies ist der bedrückendste Punkt der Analyse. Nach gegenwärtigem Sachstand scheint fast kein Zweifel möglich zu sein, dass der Bischof von Limburg (wenn auch nicht als Einziger) die Öffentlichkeit und vor allem die ihm anvertrauten Gläubigen bewusst über die Kosten des Bauvorhabens getäuscht hat. Erschwerend kommt hinzu, dass auch in der Frage der Eidesstattlichen Erklärung bzgl. der Flugtickets die frei zugänglichen Dokumente und Materialien mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit beweisen, dass er vorsätzlich die Unwahrheit gesagt hat.

Dieser Punkt wiegt schwer und man kann sich eigentlich nicht vorstellen, wie der Bischof sein Amt weiter ausüben können sollte. Das ist keine Frage des Verzeihens und der Barmherzigkeit, sondern der moralischen Autorität. Wie soll ein „öffentlicher Lügner“ – ganz unabhängig von einer möglicherweise erfolgenden ebenso öffentlichen Reue – den christlichen Grundwert der Wahrhaftigkeit auch nur halbwegs glaubhaft verkündigen? Vom Anspruch auf eine auch in diesem Punkt vorbildhafte Lebensführung wird man einen Bischof nicht dispensieren können.

Wie kann es weitergehen?

Daniel Deckers hat dieser Tage in der FAZ völlig zurecht darauf hingewiesen, dass man sich einen schnellen Rücktritt des Bischofs eigentlich nicht wünschen kann. Rücktritte sind oft nur eine andere Form der Vertuschung. Der „Fall Limburg“ bedarf aber ganz im Gegenteil einer umfassenden Aufklärung: der Rolle des Bischofs, aber auch der Rolle vieler anderer Beteiligter, schließlich auch des Systems, das ihn ermöglicht hat. Es ist freilich abzuwarten, ob der Bischof selbst und ganz persönlich einer umfassenden Aufarbeitung über einen längeren Zeitraum gewachsen ist. Jeder, der bereit ist, einen Schritt zurückzutreten, sollte sich ausmalen können, was es für die Psyche eines Menschen bedeutet, in dieser Weise Gegenstand eines öffentlichen Skandals zu sein.

Wie die Zukunft des Bischofs aussehen könnte, hängt von vielen Faktoren ab. Man würde sich wünschen, dass ein authentisch christlicher Weg gefunden wird. Eine in echter innerer Freiheit angenommene „Degradierung“ und eine neue Aufgabe als Pfarrer oder Krankenhausseelsorger könnte – je nach Ausgang aller noch ausstehenden Prüfungen – ein solcher Weg sein.

Bezüglich der Nachfolgeregelung für den Bischof könnte angesichts des Aufklärungsbedarfs auch in der Bistumsleitung unterhalb des Bischofs und der Tatsache, dass Rom mit dem Fall Limburg zur Zeit ohnehin stark befasst ist, wäre wohl die Bestellung eines Koadjutors eine gute Lösung.

Auch wenn die Wellen der öffentlichen Anteilnahme und Empörung weiterhin hochschlagen: die katholische Kirche in Deutschland hat die Möglichkeit, den „Fall Limburg“ gut abzuschließen. Hierzu gehört eine umfassende Aufklärung, die Ableitung angemessener Maßnahmen (wohl nicht nur im Bistum Limburg) und ein dem christlichen Menschenbild gerecht werdender Umgang mit Franz-Peter Tebartz-van-Elst. Dass sie zu einem solchen, durchaus vorbildlichen Krisen-Management in der Lage ist, hat die deutsche Kirche bereits in der Aufarbeitung des Missbrauchskandals gezeigt.

Freitag, 11. Oktober 2013

Flurschaden für die katholische Kirche in Deutschland

Die Zolleaks-Affäre zieht Kreise
Der emeritierte Erzbischof von Freiburg und Noch-Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz wird zunehmend zu einer Belastung für die Glaubwürdigkeit der Deutschen Kirche. Aufgrund der Nachforschungen katholischer Blogger (siehe z.B. hier, hier und hier) steht mittlerweile zweifelsfrei fest, dass Zollitsch die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz bewusst hinters Licht geführt hat. Seine Aussage, die umstrittene Handreichung für die "Seelsorge an wiederverheirateten Geschiedenen" sei ein unverbindliches "Impuls-Papier", das noch dazu "ohne sein Wissen vorab veröffentlicht" worden sei, ist nicht mehr haltbar: ganz offensichtlich ist die Handreichung ein "offizielles Dokument" und die darin beschriebene Segensfeier eine "offizielle Liturgie" der freiburgisch-katholischen Kirche.

Zahlreiche Amtsbrüder beginnen bereits, sich von Zollitsch zu distanzieren: "Die Situation in Freiburg macht dem Kardinal große Sorgen", verlautet aus dem Umfeld des Mainzer Ordinariates. Es sei zu befürchten, dass demnächst SPIEGEL, BILD und FAZ ihre Ermittler auf die Sache ansetzen. Ob der Freiburger Diözesanadministrator dem dann zu erwartenden medialen Dauerfeuer standhalten könne, sei fraglich. Auch in München will man sich nicht in eine falsch verstandene Loyalität hineindrängen lassen. Hinter (noch) vorgehaltener Hand wird Kardinal Marx, der sich zur Zeit in seiner römischen Villa aufhält, mit den Worten zitiert: "Dann heißt es wieder Medienkampagne. Das ist mir zu einfach. Wo nichts ist, entsteht auch keine Kampagne".

Lediglich der Bischof von Limburg scheint seinen Kollegen stützen zu wollen: "Ich bin nächste Woche ohnehin in der Badewannenangelegenheit in Rom und werde bei Papst Franziskus ein gutes Wort für meinen Mitbruder einlegen. Das mit der Wahrheit ist so eine Sache und der Papst mag es ohnehin nicht, wenn man den Menschen mit übertriebenem Moralismus begegnet. Irgendwo muss man mit der Barmherzigkeit auch einmal ernst machen".

Das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK)  ließ vermelden, dass man nicht länger bereit sei, zuzusehen, wie die katholische Kirche in Deutschland national und international zum Gespött werde. Erste satirische Facebook-Seiten seien bereits online und man erhoffe sich nun baldige Maßnahmen aus Rom. Der Papst müsse weiteren Schaden von der Deutschen Kirche abwenden. Es sei schon immer die Linie des ZdK gewesen, dass die Dinge nur dann gut werden, wenn Rom sich darum kümmere.

Worum geht es?

Ein Freund fragte mich dieser Tage, warum ich denn Energie darauf verschwende, diesen merkwürdigen Bischof von Limburg zu verteidigen. Ich habe daraufhin noch einmal sorgfältig meine Blog-Beiträge gelesen und bin (beruhigt) zu dem Ergebnis gekommen: ich habe den Bischof nicht verteidigt. Ich wüßte auch gar nicht aus welchem Grund: weder ist er mir persönlich bekannt, noch bisher einmal durch irgendeine "Heldentat" positiv aufgefallen.

Dass mir die im Geld schwimmende (und u.a. aus diesem Grund überall lustig vor sich hin bauende) deutsche Kirche durchaus im Magen liegt, habe ich an dieser Stelle schon mehrfach zum Ausdruck gebracht. Und ich habe keinen Grund Bischof Tebartz van Elst nicht unter diese deutsche Kirche zu subsumieren.

Worum es mir geht, ist eine konsequente Nicht-Unterwerfung der Kirche unter die Gesetze des allgegenwärtigen Gossen-Journalismus mit seiner Skandal-Sucht. Gegen Bischof TvE liegen im wesentlichen zwei Vorwürfe auf dem Tisch:

  1. Eine Indienreise Erster Klasse (und dem medienprovozierten Kollateralschaden einer eventuell falschen eidesstattlichen Erklärung)
  2. Ein offensichtlich aus dem Ruder gelaufenes Bauprojekt in seinem Bistum
Zu Punkt 1: ich habe kein grundsätzliches Problem damit, dass ein Bischof Business Class (und mit einem Upgrade auch First Class) fliegt. Ein Bischof ist ein Bischof und wenn es sein Etat hergibt, kann er das so handhaben. Ich finanziere ihm das via Kirchensteuer gerne - ich muss ja auch Frau Merkel und Herrn Westerwelle ein eigenes Flugzeug bezahlen und der Finanzwelt auf dem Umweg der "Euro-Rettung" ihre Spekulations-Exzesse. Dann doch lieber einem Bischof einen standesgemäßen Flug. Der aktuelle Hype um den franziskanischen Papst Franziskus geht mir ziemlich auf die Nerven. Der Papst hat - wie der Bischof - ein Amt, zu diesem gehört eine bestimmte Form der Repräsentation und ich bin zufrieden, wenn das Amt ordentlich ausgeübt wird. Kombiniert sich diese ordentliche Amtsführung mit einer vorbildlichen Lebensführung, freue ich mich. Eine solche Lebensführung werde ich aber nicht an Symbolhandlungen festmachen - das ist mir zu billig.

Dass sich Bischof TvE in der Abwehrschlacht gegen die seinerzeitige Medienkampagne eventuell zu einer unklugen eidesstattlichen Erklärung hat hinreißen lassen, bedauere ich. Besser wäre es gewesen, sich mit diesen Galgenvögeln auf einen juristischen Streit gar nicht erst einzulassen. Aber das ist sicher leichter gesagt, als in der konkreten Situation getan. 

Zu Punkt 2: Bezüglich es Bauprojektes fehlen mir Informationen, die für eine solide Meinungsbildung nötig wären. Deshalb begrüße ich die Prüfung des ganzen Vorhabens durch Experten und warte den entsprechenden Bericht gerne ab. Sollte sich tadelnswertes ergeben, dann kann der Bischof getadelt werden. Sollte er in diesem Zusammenhang Rechtsbrüche begangen haben, kann es auch zu Sanktionen kommen. Eine direkte oder indirekte Amtsenthebung auf der Basis von "wir sind doch jetzt alle so franziskanisch" halte ich weder für angebracht, noch für kirchenrechtlich möglich.

Das Bild, das ich mir zur Zeit von den Anklägern des Bischofs machen kann, fällt reichlich erbärmlich aus: renitente Diözesanpriester, die den "konservativen" Bischof seit Jahren los sein wollen; ein erfahrungsgemäß ferngesteuerter Journalist in der Zeitung mit den klugen Köpfen, der eine Hasstirade nach der anderen loslässt; Aufsichtsratsmitglieder, die allzu durchschaubar ihre eigene Haut retten wollen; ein DBK-Vorsitzender, der mit dem Papst reden will (worüber, in welcher Eigenschaft und mit welchem Recht?) - nein, das ist alles nicht besonders beeindruckend.

Wer in der Drecks-Journaille unserer Tage als "Protz-Bischof", "Skandal-Bischof", "Prass-Prediger", etc. hingerichtet wird, hat zunächst einmal meine Solidarität. Wer von SPIEGEL, FOCUS, BILD und Konsorten in dieser Weise als Feinbild identifiziert und verprügelt wird, kann eigentlich nicht völlig falsch liegen. Sollten echte Vergehen zum Vorschein kommen, wird man weitersehen. 

Es sei nur ganz am Rande noch erwähnt, dass besagte Journaille den neuen Papst so sehr liebt, weil er für eine "barmherzige Kirche" einzutreten scheint. Wer gleichzeitig vollkommen enthemmt eine maximal unbarmherzige Hetzjagd auf den Skalp eines Bischofs dieser Kirche betreibt, kann auf meine Sympathie lange warten. 

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Soviel zum Thema "Lügen-Bischof"

Der Große Vorsitzende hält seine
Mitbrüder zum Narren
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat heute in einem Schreiben an seine Mitbrüder im bischöflichen Amt Stellung zu der "Handreichung für die Seelsorge an wiederverheirateten Geschiedenen" genommen, die in den letzten Tagen für viel Aufsehen nicht nur in Deutschland gesorgt hatte. Es sit verständlich, dass er die Veröffentlichung nun heruntertransformieren möchte zu einem "vorläufigen Impuls" - schließlich hat er damit in einer Frage Fakten geschaffen, die in der DBK (von der Weltkirche ganz zu schweigen) längst nicht ausdiskutiert ist.

Interessant ist eine Formulierung in der zugehörigen KNA-Meldung:
"Zollitsch betont in dem Brief an seine Amtsbrüder, das Freiburger Papier sei ohne sein Wissen vorab veröffentlicht und in den Medien meist zugespitzt und vereinfachend dargestellt worden."
Na, dann gehen wir der Historie des Dokumentes doch einmal etwas nach. Es geht zurück auf eine entsprechende Forderung der Freiburger Diözesanversammlung im Rahmen des bistumsinternen Dialogprozesses. In einer Stellungnahme, die der Bischof am Ende der Diözesanversammlung am 28. April 2013 abgegeben hat und die auf den Internet-Seiten des Bistums erreichbar ist, lesen wir:
Für den Umgang mit wiederverheiratet Geschiedenen bin ich intensiv im Gespräch mit den Räten. Diözesanfamilienseelsorger Michael Schweiger und Domdekan Andreas Möhrle habe ich beauftragt, eine Handreichung zu erarbeiten. In der entsprechenden Themengruppe wurde bereits davon berichtet.
Es handelt sich bei der "Handreichung" also um eine Auftragsarbeit des Seelsorgeamtes für den Erzbischof höchstpersönlich. Diese Handreichung ist auch nicht zufällig "vorab veröffentlicht" worden, sondern ganz offiziell den Seelsorgern des Erzbistums zugestellt worden. Auch das können wir der Website des Erzbistums entnehmen (auch wenn sich dort seit kurzem die Handreichung selbst nicht mehr zum Download findet):
Das Seelsorgeamt der Erzdiözese hat dazu Empfehlungen veröffentlicht, die seit Anfang Oktober als Handreichung allen Seelsorgern vorliegen. Den Seelsorgerinnen und Seelsorgern, die Paare bei Trennung, Scheidung oder einer zivilrechtlichen Wiederheirat begleiten, soll diese Handreichung als Orientierung dienen - für die Seelsorge-Praxis in den kommenden Jahren.
Wir sollen nun also dem Herrn Erzbischof von Freiburg glauben, dass eine offizielle Handreichung des Seelsorgeamtes seines Bistums zu einem hochbrisanten Thema, die er persönlich in Auftrag gegeben hat, ohne sein Wissen auf der Website seines Bistums veröffentlicht und an alle Seelsorger versendet wurde (mit dem Hinweis, dies sei nun für die "kommenden Jahre" offiziell).

Wer soll einen solchen Blödsinn bitte glauben?

Der Bischof hat das alles alleine gemacht ...

Das diözesane Zentrum am Limburger Domberg
Liest man sich durch die Berichterstattung über den "Limburger Skandal", verfestigt sich immer mehr der Eindruck, Bischof TvE habe den gesamten Gebäudekomplex quasi im Alleingang entworfen und hinter dem Rücken der gesamten Diözese bauen lassen. Ist er ja schließlich für seinen "autoritären Stil" bekannt. 

Das ist natürlich alles Nonsens. Gebaut hat das Bistum Limburg vertreten durch seine entsprechenden Experten, allen voran der Leiter des diözesanen Bauamts, und unterstützt durch eine Vielzahl von Mitarbeitern, Architekten und Baufirmen. 

Wer sich ein Bild von der Historie des Projektes, seinen Grundgedanken und seinen Herausforderungen machen möchte, kann hier ein Video anschauen. 

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Limburg und München

Palais Marx
Zu den Kritikern von Bischof Tebartz van Elst gehörte jüngst auch der Kardinalerzbischof von München und Freising. Das ist erstaunlich, denn auch in München ist in den letzten Jahren fleissig in Residenzen für den Bischof und die Diözesankurie investiert worden.

Wie man sich erinnert, wohnte Erzbischof Marx nach seiner Ernennung zunächst im Schwabinger  Schloss Suresnes, da seine Residenz, das Palais Holnstein zunächst für mehr als 8 Millionen Euro renoviert wurde. Diese hohen Kosten wurden natürlich nicht für die Renovierung der Privatwohnung des Bischofs ausgegeben, sondern durch die Erfordernisse des Denkmalschutzes verursacht; ganz analog zum Diözesanen Zentrum in Limburg.

Parallel erwarb des Erzbistum für knapp 10 Millionen Euro in Rom eine Villa als eine Art "Ständige Vertretung des Erzbistums beim Heiligen Stuhl. Auf Vorhaltungen der Presse über den "Palazzo Marx" reagierte der Bischof verärgert und ließ durch seinen Pressesprecher mitteilen, das Haus sei keineswegs eine Privatwohnung für den Kardinal, sondern stehe auch dem Domkapitel, Mitarbeitern des Ordinariates und der Laienräte" zur Verfügung. Na dann! Überhaupt sei des dazu da, "den engen Dialog mit dem Vatikan zu pflegen". Angesichts der Berufung von Kardinal Marx in den franziskanischen Reformachter also keine Verschwendung, sondern sehr gut angelegtes Geld!

Ach ja, das Erzbistum legte beim Erwerb der römischen Residenz großen Wert darauf, dass für den Ankauf keine Kirchensteuergelder zum Einsatz kamen, sondern Mittel aus dem Vermögen der Erzdiözese - ganz analog zur Kasse des Bischöflichen Stuhls in Limburg, die für das "Diözesane Zentrum" herhalten muss.

Limburg - eine Schmierenkomödie

Der Bischofsjäger von Frankfurt
Die Entsendung eines päpstlichen Beauftragten für das Krisen-Management im Bistum Limburg hat offensichtlich wenig bewirkt. Zwar hat der Bischof im Zuge des Besuchs von Kardinal Lajolo eine Reihe von Auflagen erfüllt - seine Kritiker scheinen sich um ihre "Gegenleistung", die Zusammenarbeit in einer der Kirche angemessenen Atmosphäre ("neuer Weg in gegenseitiger Liebe und Verständnis" - so die seinerzeitige Formulierung des Papst-Gesandten), wenig zu scheren.

Bezüglich des Bauprojektes, an dem sich die Kritik keineswegs entzündet hat, sondern das nur ihr öffentlichkeitswirksamer Treibsatz ist, gab es ebenfalls klare Vereinbarungen: die Unterlagen des Projektes inkl. aller Kosten werden einer Kommission der Bischofskonferenz zur Prüfung vorgelegt. Die Ergebnisse werden veröffentlicht.

Ganz offensichtlich befürchten die TvE-Kritiker, dass am Ende dieses Verfahrens nicht jene Sensation stehen könnte, die man als Grund für eine "Entfernung" des Bischofs gerne hätte. Daher wird nun auf der Basis der veröffentlichten Gesamtkosten-Zahl (31 Millionen) das "finale Medienfeuerwerk" gezündet. In vorderster Front die FAZ und der unsägliche Herr Deckers.

Da sind also zweistellige Millionenbeträge aus dem Sondervermögen des sog. "Bischöflichen Stuhls" über mehrere Jahre hinweg in das Projekt geflossen und Schuld ist alleine der Bischof. Die Mitglieder des Aufsichtsrates des Sondervermögens treten skurriler Weise nun als Hauptbelastungszeugen auf und stellen sich selbst als Opfer eines "raffinierten Betrügers" dar. Als ob es nicht ggfs. ihre Aufgabe gewesen wäre, so genau zu prüfen, dass ein solcher "raffinierter Betrug" nicht möglich ist. Natürlich sagen sie nicht, wie dieser Betrug vonstatten gegangen sein soll - und natürlich werden sie von der Deckers-Bande auch nicht nach solchen überflüssigen Details befragt. Sie erfüllen ihre Funktion bei der Bischofs-Hatz und können darauf hoffen

Zum Glück ist Herr Deckers dumm genug, seine Motivation (oder die seiner Auftraggeber) klar zu benennen:
"Wenn Papst Franziskus nicht nur mit Worten für eine Reform der Kirche zum Heil der Seelen stritte, könnte er ihnen mit der Absetzung des Bischofs von Limburg und bei der bevorstehenden Ernennung mehrerer neuer Bischöfe bald Taten folgen lassen".
Darum also geht es: einen missliebigen konservativen Bischof loswerden und damit auch gleich ein Zeichen setzen für die anstehenden Neubesetzungen in Köln und Freiburg. Nichts Neues also unter der deutschen Katholikensonne: Politik der primitivsten Sorte. Das ganze natürlich zum "Heil der Seelen". Man kann gar nicht soviel fressen, wie man angesichts dieser Heuchelei kotzen möchte.

Herr Deckers ist nicht nur dumm, er ist auch über alle Maßen eitel. Daher muss er in seinem "Kommentar" auch noch einmal den Skalp vorweisen, den er vor Jahren seinen Hinterleuten stolz präsentiert hat: Walter Mixa. Leider ist Theodor noch nicht senil genug, um sich angesichts der Formulierung "des zunehmend amtsunfähigen Augsburger Bischofs" nicht die Augen zu reiben. Wurde der damals nicht wegen angeblicher Mißhandlungen, des Mißbrauchs von Seminaristen und dubioser finanzieller Transaktionen zur Strecke gebracht? Richtig, alle diese Vorwürfe haben sich in der Folge in Luft aufgelöst. Da ist es doch besser, sich auf die seitdem in kirchlichen Kreisen gestreute Variante des permanent Volltrunkenen zu beziehen.

Schauen wir einmal, ob Papa Buenasera auch schön brav das macht, was die deutschen "Reformkatholiken" zum "Heil der Seelen" von ihm erwarten ...