Freitag, 27. Februar 2015

Epochenwandel in der Kirche?

Der folgende Beitrag erschien heute auf "kath.net":

Vision der Menschheitsfamilie?
Die deutschen Bischöfe und mit ihnen der deutsche Katholizismus stehen seit vielen Jahren unter einer wachsenden Spannung. Auf der einen Seite der gefühlte Zwang, die katholische Lehre im Sinne der beiden vorherigen Päpste zu verteildigen, auf der anderen Seite der Wunsch, den Anschluss an die gesellschaftliche Entwicklung im Lande zu finden. Verstärkt wurde dieses Spannungsgefühl durch zwei weitere Faktoren: zum einen der anhaltenden Depression angesichts des sich beschleunigenden und durch organisatorische Maßnahmen kaum noch zu bemäntelnden Niedergangs des kirchlichen Lebens; zum anderen der Druck des ganz überwiegend „reform-orientierten“ kirchlichen Apparates.

Spätestens seit der Einleitung des sogenannten Dialogprozesses („sogenannt“ weil er mit handverlesenen Vertretern des kirchlichen Establishments weitestgehend hinter verschlossenen Türen geführt wurde) zeichnete sich ab, dass die Bereitschaft, die beschriebene Spannung weiter auszuhalten, im Schwinden begriffen war. Mit der durch die beiden Familiensynoden plötzlich auch weltkirchlich aktuell gewordenen Frage der wiederverheirateten Geschiedenen bot sich in den Augen vieler Bischöfe die Gelegenheit eines pastorales Entgegenkommens bei einem der „heißen Eisen“ ohne allzu deutliches Abrücken von der Lehre der Kirche. Um so härter muss sie nach der Synode des vergangenen Herbstes die Einsicht getroffen haben, dass die für ein klares „Ja“ zu den in Aussicht gestellten Neuerungen erforderlichen Mehrheiten (90% +x) weltkirchlich nicht erreichbar sind.

Montag, 23. Februar 2015

Franz-Perle: Von guten und bösen Seminaristen

Traditionalistische Seminaristen und Priester
erkennt man zweifelsfrei am sog. römischen Kragen
Der Heilige Vater hat zwei Stunden mit den Priestern seiner Diözese Rom gesprochen - das ist sehr schön und lobenswert. Er liess sie zum Beispiel wissen, dass er gemeinsam mit der Kurie die Frage der Wiederzulassung von Priestern, die zum Zwecke oder aufgrund einer Eheschliessung laisiert wurden, "auf der Agenda" habe. Gut zu wissen. Weil es in der katholischen Welt aber nicht nur schöne und gute Dinge gibt, musste er auch über etwas sehr Unschönes sprechen: die (liturgisch) traditionalistischen Kreise im Allgemeinen und die "traditionalistischen Seminaristen" im Besonderen.

Den traditionalistischen Seminaristen muss man sich in etwa so vorstellen: er wird irgendwo abgelehnt und wendet sich dann an einen Bischof, der vom Priestermangel "überwältigt" ist. Dabei gibt er sich besonders fromm und devot. Dann wird er aufgenommen und geweiht. Wenig später gibt es dann "psychische und moralische Probleme". Das sei zwar nicht immer, aber doch sehr häufig so bei diesen traditionalistischen Seminaristen. Drei Bischöfe mussten der Papst und die zuständige Kongregation schon erschiessen, pardon: aus dem Amt entfernen lassen wegen solcher Seminaristen.

Mensch, da sind wir aber doch sehr froh, dass es solche Probleme bei nicht-traditionalistischen Seminaristen und Priestern nicht gibt.

Kardinal Marx und die Kirche

The Cardinal speaks English very well!
Gibt es einen Pianisten, der nicht weiß, was ein Klavier ist? Einen Koch, der nicht weiß, was eine Küche ist? Ich hätte immer gesagt: nein, das ist nicht möglich. Nun muss ich umdenken, denn es gibt ganz offensichtlich einen Kardinalerzbischof und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, der nicht weiß, was die Kirche ist.

„Si tacuisses“ sagte man früher in solchen Fällen, aber das Schweigen ist des Mannes Sache nicht. Reinhard Marx gibt furchtbar gerne Interviews und jüngst hat er ein solches in Amerika anlässlich eines Gastvortrags an der Standford University der Jesuitenzeitschrift „America“ gewährt. Man kann seine Redelust in gewisser Weise ja verstehen – schreibt er doch nach eigenem Bekunden gerade Kirchengeschichte: 
„Ich sehe meine neue Verantwortung und die neuen Möglichkeiten; und ebenso den historischen Moment in der Kirche vorwärts zu gehen und Teil der Kirchengeschichte zu sein“.
Als Deutscher kennt man das ja: kräftige ältere Herren und der Mantel der „Gechichte“.