Donnerstag, 29. September 2011

Der Herr im Abseits

Hochwürden Alipius hat einen bemerkenswerten Beitrag über Grundfragen der Liturgie geschrieben. Ich auf jeden Fall finde mich da sehr wieder.

Abseits der üblichen "Welche Messe ist besser?"-Diskussionen geht er einer Erfahrung nach, die viele Menschen bei ihrem ersten Kontakt mit der "alten" Liturgie machen: man fühlt sich unmittelbarer in das eigentliche Geschehen (die Begegnung des gekreuzigten, auferstandenen und erhöhten Herrn mit seiner Gemeinde) hineingenommen. "Wie hältst Du es ganz persönlich mit Jesus Christus?" könnte man als Thema über derlei Erfahrungen schreiben.

Mindestens ebenso gut bringt er einen nicht ganz untypischen Eindruck in so mancher "neuen" Messe auf den Punkt: man wird das Gefühl nicht los, dass der ganzen Sache irgendwie die Mitte abhanden gekommen ist. Stattdessen leerer Betrieb: "Man ist halt beisammen und da möchte man dann auch 'was draus machen".

Wer sich dabei einsam fühlt, der sollte bedenken, dass nur einer wirklich einsam ist in einer solchen Veranstaltung: der im Tabernakel ...


Samstag, 17. September 2011

Ehe zwischen Mann und Frau ein Ideal?

Der neue Erzbischof von Berlin wird heute an verschiedenen Stellen (z.B. hier) folgendermaßen zitiert:
Woelki erklärte bei dem Treffen, er persönlich und die katholische Kirche insgesamt wollten keineswegs Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminieren oder ausschließen. Zugleich habe er klargestellt, dass die Kirche vom Ideal einer für Kinder offenen Ehe zwischen Mann und Frau nicht abweiche. Diesem Ideal sei auch in kirchlichen Einrichtungen Rechnung zu tragen. 
Nennt mich jetzt gerne kleinlich, aber ich halte diese Art von Sprachverwirrung für fast ebenso schädlich wie irgendwelche "Ungehorsamsaufrufe". Wie sollen die Menschen die kirchliche Lehre verstehen, wenn sie ihnen auch von Bischöfen öffentlich falsch erklärt wird?

Dass die katholische Kirche nur die "für Kinder offene Ehe zwischen Mann und Frau" anerkennt, hat mit Idealen gar nichts zu tun. Die so beschriebene Ehe ist schlicht die einzige, weil nur sie mit der Natur- und Schöpfungsordnung und dem geoffenbarten Willen Gottes in Übereinstimmung zu bringen ist. Die Kirche hält auch nicht am "Ideal des Nicht-Mordens" fest ...

Samstag, 10. September 2011

Neues Interview mit Saskia Wendel

Prof. Dr. Saskia Wendel
Saskia Wendel, Initiatorin des Theologen und Theologinnen-Memorandums und ausgewiesene Expertin für Gender- und Genderinnen-Theologie, hat in einem aktuellen Interview mit "ZOMBIE - das Magazin für Kirchenreform" den Zusammenhang zwischen dem norwegischen Amoktäter Anders Breivik und konservativen katholischen Kreisen bekräftigt, den sie bereits an anderer Stelle vorgetragen hatte.


ZOMBIE: Liebe Frau Wendel, erlauben Sie mir zunächst einmal ganz persönlich Ihnen meine Bewunderung für Ihren beispiellosen Mut auszudrücken. Ihr Kampf für eine Reform der Kirche findet in unserer Gruppe "Jugend für den Aufbruch" uneingeschränkte Unterstützung; wir kämpfen seit Jahren ...

WENDEL: Vielen Dank ...

ZOMBIE: ... für das Ende der sexuellen Repression in der Kirche. Mit "Humanae Vitae" hat es angefangen. Es braucht Leute wie Sie, damit jetzt endlich ...

WENDEL: Ja, ja, vielen Dank ...

ZOMBIE: ... etwas passiert. Erst gestern habe ich zu meiner Frau gesagt: Saskia Wendel ist eine wirkliche Hoffnungsträgerin. Ich habe einfach keine Lust mehr, mir von denen in Rom unter die Bettdecke schauen zu lassen!

WENDEL: Ja, sicher, ganz richtig - aber vielleicht stellen Sie mir jetzt einmal eine Frage ...

ZOMBIE: Das wäre ja schon meine erste Frage: Woher nehmen Sie diesen Mut, so völlig gegen den Strom des Zeitgeistes zu schwimmen?

WENDEL: Ohne den Zuspruch so vieler  Geschwister aus den Reihen der katholischen Reform-Bewegung wäre das für mich gar nicht aus- und durchzuhalten. Ich habe seit dem ZEIT-Interview schon mindestens zwei Briefe erhalten, in denen gerade junge Leute mir ihre Unterstützung zugesagt haben ...

ZOMBIE: Das freut mich ausserordentlich - ganz im Vertrauen: Meine Frau und ich haben Ihnen auch geschrieben.

WENDEL: Oh, das ist jetzt aber ...

ZOMBIE: Haben Sie keine Angst vor Repressionen durch die Amtskirche?

WENDEL: Sicher würde sich der eine oder andere freuen, wenn man meine Befähigung als katholische Theologin in Zweifel ziehen könnte. Aber da werden sie sich die Zähne ausbeissen - ich veröffentliche fast nichts - und wenn, dann hat es mit Theologie in der Regel nichts zu tun.

ZOMBIE: Sie meinen also, es könnte Bestrebungen geben, Ihnen die kirchliche Lehrerlaubnis zu entziehen?

WENDEL: Ich habe da jetzt keine ganz konkreten Hinweise, aber so etwas passiert ja ständig, dass kritische Theologinnen und Theologen mundtot gemacht werden. Denken Sie nur an das jüngste prominente Opfer römischer Willkür, meinen Kollegen Hans Küng ...

ZOMBIE: Richtig, das ist noch nicht lange her. Für meine Frau und mich war der Fall Küng 1980 eine Art Initialzündung. Wir waren damals junge Leute von knapp 40 Jahren und haben uns gesagt: ab jetzt lassen wir uns von denen in Rom nicht mehr unter die Bettdecke schauen. Seitdem arbeiten wir mit unserer Gruppe "Jugend für den Aufbruch" dafür, dass sich in der Kirche etwas bewegt.

WENDEL: Sehr verdienstvoll ...

ZOMBIE: Kommen wir auf den Sprengstoff zu sprechen, der in Ihrem Interview mit der ZEIT liegt. Sie haben den katholischen Traditionalisten dort endlich mal die Maske vom Gesicht gerissen und dabei auch den Staat in die Verantwortung genommen ...

WENDEL: In der Tat! Wenn sich der Verdacht erhärten sollte, dass es zwischen Breivik und den traditionalistischen Gruppen unterirdische Verbindungen gibt, sehe ich keine andere Möglichkeit als ein energisches Eingreifen staatlicher Stellen. Überhaupt muss man viel offener die Frage diskutieren, ob der Staat vor Dingen wie dem Zölibat oder der Alten Messe weiterhin die Augen verschliessen kann. Bisher gibt es ...

ZOMBIE: Schon Paulus sagt ja: Keine Freiheit für die Feinde der Freiheit ...

WENDEL: ... bisher gibt es noch keine eindeutigen Beweise für diese Verbindungen, aber ich habe mir sagen lassen, dass der SPIEGEL ein Team mit 12 Journalisten auf die Sache angesetzt hat. Die Wahrheit wird also ans Tageslicht kommen.

ZOMBIE: Man will ja nichts beschreien, aber ist es denn auszuschließen, dass es solche Verbindungen auch zwischen Breivik und hochrangigen Leuten in Rom gegeben hat? Breivik war Freimaurer und ich habe mir sagen lassen, dass Kardinal Ratzinger seinerzeit einen Kulturpreis dieser Leute angenommen hat.

WENDEL: Nun, das war Hans Küng ... aber kommen wir wieder auf unser Thema zurück ...

ZOMBIE: Der deutlichste Hinweis auf Breiviks Verbundenheit mit katholisch-konservativen Kreisen ist ja sein Lob für den "Reichtum der katholischen Liturgie".

WENDEL: Ganz richtig. Klarer kann man den Geist des Konzils kaum leugnen als mit dieser Parole vom angeblichen "Reichtum der Liturgie". Die Liturgie muss ja im Gegenteil arm sein - nur so entspricht der Gottesdienst der Bergpredigt und damit auch dem Motto der Reformbewegung: Selig, die arm sind im Geiste!

ZOMBIE: Frau Wendel, ich möchte noch auf ein aktuelles Thema eingehen. Sie haben sich durch das seinerzeitige Verbot von Bischof Fürst nicht abschrecken lassen und führen jetzt ausserhalb der Diözese Rottenburg-Stuttgart die Veranstaltung "Let's think about sex" durch.

WENDEL: Die Enttabuisierung dieses Themas im kirchlichen Raum ist neben der Gender-Theologie ein zentrales Anliegen meiner wissenschaftlichen Bemühungen. Sex ist etwas ganz Natürliches.

ZOMBIE: Eben, schließlich hat Gott uns als Mann und Frau geschaffen.

WENDEL: So einfach ist das nun auch wieder nicht - "Mann" und "Frau" sind keine biologischen Begriffe, sondern vor allem kulturelle Festlegungen, von denen wir uns befreien müssen. Die offizielle Lehre der Kirche muss diese bahnbrechenden Erkenntnissen der Gender-Forschung endlich zur Kenntnis nehmen. An unserer Fakultät planen wir deshalb die Einrichtung eines Lehrstuhls für vergleichende homo-, hetero- und transanimalische Mainstreaming-Theologie.

ZOMBIE: Hochinteressant - wichtig scheint mir dabei zu sein, dass wir uns von Rom nicht länger unter die Bettdecke schauen lassen ...

WENDEL: Also, Herr Wiesner, ich habe den Eindruck, ...

ZOMBIE: Frau Wendel, wir bedanken uns für dieses Interview!

Der unsägliche Herr Schüller ...

... träumt ganz offensichtlich von der großen Revolution in der Kirche. Wie anders kann man sich den folgenden Interview-Beitrag erklären:
Dann kann es ziemlich schnell gehen Niemand hat im Sommer 1989 vorausgesehen, dass Europa im Spätherbst völlig anders aussehen wird. Warum soll das in der Kirche nicht auch ganz schnell gehen? Vielleicht innerhalb von Monaten"
Na klar, nachdem Dr. Martinus Schüller seine Ungehorsams-Thesen an die Tür der österreichischen Kirche genagelt hat, kann es jetzt nicht mehr lange dauern, bis der Reformations-Sturm durch Europa tobt und "innerhalb von Monaten" alles hinwegfegt, was dem verkorksten Generalvikar a.D. nicht passt. Und wenn alles gut geht, dann kann der Herr Oberreformator vielleicht auch noch seine Katherina von Bora heimführen, denn:
"Ich habe das nie ganz ausgeschlossen und trete dafür ein, dass man frei wählen kann" (kath.net)
Warten wir doch mal ganz entspannt ab, welche historische Analogie früher eintritt: der öffentliche Zusammenbruch des "Honecker-Benedikt-Systems" oder die Erfüllung der ganz privaten "In der Woche zwier"-Sehnsüchte ...

Dass er sich mit seinem Reformatiönchen beeilen muss, ist dem Klerikal-Populisten Schüler aber durchaus bewusst:
Junge Geistliche sind momentan überwiegend gegen Reformen. Im Gegenteil: Sie sagen uns Alten, dass unsere Fragen nicht zulässig sind.
Soviel Ehrlichkeit war lange nicht in der ach so jungen kirchlichen Reform-Bewegung ...

Kirchliche Medien

Heute seit langem mal wieder bei katholisch.de vorbeigeschaut und festgestellt, dass es dort einmal in der Woche die "katholisch.de -News" gibt - eine Art "Tagesschau für Katholiken". Schaut man dann einmal die letzten Sendungen durch, langweilt neben dem etwas gestrigen Format (Frontalnachrichten ohne Kommentare) der übliche Mainstream. Missbrauch und Dialogprozess sind Dauerthemen, ansonsten ein bisschen WJT und viel Zollitsch (aber kein Meisner). In der aktuellen Ausgabe fällt noch ein Bericht über die Piusbruderschaft auf, die - man glaubt es kaum - immer noch nicht das Konzil anerkennen will.

Wie es die Katholische Kirche in Deutschland doch immer wieder schafft, sehr viel Geld für Medienprojekte auszugeben, die keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken - da lobe ich mir doch die Blogoezese, die entgegen anderslautender System-Propaganda quietsch-lebendig ist ;-)