Federico Lombardi Pressesprecher des Vatikans |
Das Generalkapitel der Priesterbruderschaft St. Pius X., welches kürzlich zu Ende ging, hat eine Erklärung veröffentlicht, welche auf die Möglichkeit einer kanonischen Normalisierung der Beziehungen der Bruderschaft und des Heiligen Stuhls Bezug nimmt.
Obwohl sie veröffentlicht wurde, bleibt die Erklärung vorrangig ein internes Dokument, welches für die Mitglieder der Bruderschaft zu Studien- und Diskussionszwecken dient. [tale Dichiarazione rimane anzitutto un documento interno, per lo studio e la discussione fra i membri della Fraternität.]
Der Heilige Stuhl hat die Erklärung zur Kenntnis genommen, erwartet aber in Kürze eine offizielle Mitteilung der Priesterbruderschaft bezüglich der Fortführung des Dialogs zwischen der Bruderschaft und der Päpstlichen Komission 'Ecclesia Dei'.Die Botschaft ist deutlich: Der Vatikan erwartet gemäß den Regeln des vereinbarten Gesprächsprozesses eine Antwort der FSSPX auf den zuletzt übermittelten Text eines Einigungsdokumentes und ist nicht bereit, schwülstige öffentliche Deklarationen des Generalkapitels als Ersatz für eine solche direkte und nicht-öffentliche Antwort zu akzeptieren. Entsprechend wird die öffentliche Erklärung des Generalkapitels als internes Dokument der FSSPX eingestuft, nicht als Teil des Gesprächsprozesses.
Die Bruderschaft hat auf diese vatikanische Mahnung sofort im Stile der wiedergefundenen "Einigkeit in der Unverschämtheit" reagiert und dem Vatikan vorgeworfen, seine Stellungnahme werde der Deklaration des Generalkapitels "nicht gerecht", verbunden mit einem Seitenhieb auf angebliche anti-autoritäre Gepflogenheiten "moderner Theologen".
Die Botschaft ist klar: die FSSPX hat für sich den vertrauten, nichtöffentlichen Gesprächsprozess mit Rom suspendiert und kehrt zurück zur öffentlichen Agitation.
Fast möchte man meinen, die Bruderschaft bettele nun durch Provokationen um die erneute Exkommunikation - hierfür spricht auch ein Text des französischen Distriktoberen, der vor einigen Tagen an die Öffentlichkeit gelang.
Der soziologische Mechanismus ist simpel und von totalitären Systemen her wohl bekannt: man benötigt den Druck von außen in Form einer konstruierten und provozierten Verfolgungssituation, um den Druck im inneren zu kompensieren, den eigenen "Laden" zusammenzuhalten und die Anhängerschaft zu binden.
Es ist bitter, aber es führt kein Weg an der Einsicht vorbei, dass die FSSPX soziologisch von fundamentalistischen muslimischen Gruppierungen kaum zu unterscheiden ist.
Soziologisch ist das sicherlich eine Betrachtungsweise. Ich möchte dennoch keinen Eintopf von muslimischen "Gotteskriegern" und traditionsverbundenen Christen! Kann es nicht auch eine Frage der Identität sein? In aller stenogrpahischen Kürze: Die Position Roms zur Bruderschaft ändert sich. Die seit der Exkommunikation kultivierte wagenburgmentalität läßt sich daher kaum halten. Aus Angst vor Veränderung und damit auch eines Verlustes an Identität, die wieder neu gefunden werden müßte, schlägt man Roms Vorsdchläge brüsk aus. Es stellt sich für mich nun eher die Frage, was ist der Kern der Identität der Bruderschaft?
AntwortenLöschenBewahrung der Tradition oder Opposition gegen Rom? Ich erahne in den Stellungnahmen eher einen offenen Protestantismus.
Das sind Überlegungen, die ich sehr gut nachvollziehen kann - und laufen ja auf dasselbe hinaus: Kollektive Identitäten und die Mechanismen zu ihrem Aufbau und ihrer Erhaltung snid ja Gegenstand der Soziologie.
AntwortenLöschenEinen "Einheitstopf" wollte ich auch nicht anrühren. Natürlich werfen die Piusbrüder keine Bomben!
Ich habe aber ein Problem mit der Einordnung "traditionsverbundene Christen" - ein sehr großes sogar. Ein Christ, der der Tradition verbunden ist, agiert niemals so.
Bei der FSSPX spielen im Hintergrund andere Motive eine große Rolle - vor allem in Frankreich hat das ja eine Geschichte, z.B. in der Action Francaise.