Montag, 25. März 2013

Daniel Deckers dreht durch ...

Die Redaktion von kath.net hat freundlicherweise den folgenden Beitrag von Theodor übernommen:


Der Kampf um die Deutungshoheit des gerade erst begonnenen Pontifikats ist in vollem Gange. Das ist angesichts der vielen irritierenden innerkirchlichen Vorgänge der letzten Wochen und Monate (vom überraschenden Rücktritt Benedikts XVI. bis zur ebenso unerwarteten Wahl Papst Franziskus’) vielleicht nachvollziehbar: so mancher würde gerne wissen, wie es nun weiter geht. Die naheliegende Vermutung, dass es in den meisten Bereichen, in denen sich der Boulevard und so mancher „Kirchenexperte“ in den deutschen Feuilletons Revolutionen erhofft, weitgehend so bleiben wird, wie es war – diese Vermutung mag man noch nicht wahrhaben, obwohl die Anzeichen sich verdichten: Papst Franziskus demonstriert Kontinuität zu seinem Vorgänger, auch mit Papst Franziskus glaubt die Kirche, was sie immer schon geglaubt hat und auch unter dem neuen Pontifikat werden auf dem Petersplatz lateinische Choralmessen gefeiert.

Man könnte angesichts des ganzen Geredes die Achseln zucken – auch Journalisten mit dem Spezialgebiet „Katholische Kirche“ müssen schließlich leben. Ein bestimmter Grad an bizarrer Verzerrung aller Tatsachen, noch dazu erschienen in der ehrwürdigen Frankfurter Allgemeinen Zeitung, kann dann aber doch nicht unwidersprochen bleiben.

Daniel Deckers konstruiert in der FAZ vom 24.3.2013 eine sich formierende konservativen Ablehnungsfront gegen Papst Franziskus, die er mit bekannten Namen des konservativ-kirchlichen Publizismus (Paul Badde, u,a.) verknüpft und schließlich auch mit einer vermeintlich hinter der „Vatileaks“-Affäre stehenden  „gay lobby“ im Vatikan in Verbindung bringt. Dabei schreckt er auch vor Geschmacklosigkeiten nicht zurück, die einem den Atem verschlagen können:

„Der Kult um kostbare Gewänder und üppige Spitzen, das von allerlei erotischen Konnotationen umgebene heilige Spiel, die asexuellen Darstellungen der Gottesmutter Maria und eine überbordende Reliquienverehrung sind das öffentliche und seit Benedikt XVI. wieder päpstlich approbierte Gegenstück zu einer privaten Parallelwelt, in der den Reliquien allerlei Fetische entsprechen: der Marienverehrung der Kult um Magermodels und mädchenhafte Schlagersängerinnen; dem frauenfreien Altarraum die Männersauna und der Darkroom; und dem levitierten Hochamt mit Goldbrokat, Manipel und Spitzenrochetts das Tuntenballett“.

Gewährsmann für seine Identifizierung traditioneller Gottesdienstformen mit einem „Tuntenballett“ ist natürlich David Berger, der aufrechte Kämpfer gegen die „Homophobie“ in jenen konservativen Kirchenkreisen, in denen er selbst über Jahre hinweg reüssierte, bevor er „im Jahre 2010 seine Homosexualität öffentlich machte“.

Wenden wir uns den Fakten zu: Ja, die katholische Kirche hat ein manifestes Problem mit Homosexualität. Wer sich davon überzeugen möchte, lese die Ergebnisse der Studie, die ein anerkanntes Forscherteam unter der Leitung von Prof. Dr. Norbert Leygraf im Auftrag der DBK angefertigt und im letzten Dezember der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Diese Auswertung von 78 psychiatrischen Gutachten, die in den letzten 10 Jahre von Mißbrauchspriestern angefertigt worden waren, hat neben allerlei statistischen Daten wenig Auffälliges zu Tage gefördert – mit einer Ausnahme: unter den 78 Mißbrauchspriestern hatten 46% eine homo- oder bisexuelle Orientierung!

Die Einordnung des Ergebnisses der Studie spielt sich zwischen zwei Polen ab: entweder vergreifen sich homosexuelle Priester mehr als 10 mal häufiger an Kindern und Jugendlichen als ihre heterosexuellen Mitbrüder oder der katholische Klerus weist eine um den Faktor 10+x höheren Anteil an Homosexuellen auf als die männliche Durchschnittsbevölkerung – die Wahrheit kann auch überall dazwischen liegen.

Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die durch die Leygraf-Studie offengelegte Homosexuellen-Problematik irgendeinen Zusammenhang mit der kirchlichen „Goldbrokat-Fraktion“ hat, wie Deckers dies konstruiert. Kontext (z.B. das Jesuitenkolleg in Berlin) und zeitlicher Schwerpunkt der Missbrauchsfälle (70er, 80er und 90er Jahre) weisen in eine ganz andere Richtung.

Wenn Deckers in diesem Zusammenhang auch noch den Eindruck erweckt, als habe Benedikt XVI. die „Traditions“-Homosexuellen besonders gefördert, so sei er daran erinnert, dass es der Ratzinger-Papst war, der – motiviert auch durch die in seinem früheren Dikasterium zusammengelaufenen Informationen über die Mißbrauchsfälle – das kirchliche Verbot, Homosexuelle zu Priestern zu weihen, im November 2005 noch einmal eingeschärft hat.

Bliebe der Ideengeber von Herrn Deckers, der selbsternannte „schwule Theologe“ David Berger. Dieser hat sich 2010 keineswegs freiwillig zu seiner Homosexualität bekannt, wie Deckers es darstellt, sondern erst nachdem eindeutige und unappetitliche Beweise vorlagen, dass er parallel zu seiner Arbeit für konservative kirchliche Vereinigungen und Publikationsorgane seine Haut (und nicht nur diese) in einschlägigen Gay-Foren im Internet zu Markte getragen hatte.

Man kann mit dem neuen Pontifikat die unterschiedlichsten Hoffnungen verbinden. Möge es Papst Franziskus aber vor allem gelingen, die Konfrontation zwischen „rechts“ und „links“, zwischen „konservativ“ und „progressiv“ in der Kirche zu befrieden, die – zumindest in der westlichen Welt - nicht unerheblich zu ihrer Selbstblockade beiträgt und so absurde Blüten treibt wie den jüngsten Artikel des Kirchenredakteurs der FAZ.

1 Kommentar:

  1. Nachdem Daniel Deckers kurz in einem artikel sogar vereinzelt etwas vernüftiges gesagt hat, ist ihm nun der Gaul durchgegangen. Ich hätte ihm gewünscht das er nun vernüftiger wird. Aber offensichtlich bekam er zu wenig Applaus.

    David Berger, das abschreckende Beispiel wo man landen kann wenn man sein Leben auf Lebenslügen aufbaut (macht er bis Heute), ist immer gut für jede Form von Hetze und das Herr Berger wohl eine Kleidungsphobie hat ist bekannt. Aber das andere Schwule das nun zwigend nicht haben müssen, kommt ihm (und Herrn Deckers) nicht in den Sinn.

    Schon traurig.

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