Mittwoch, 4. Dezember 2013

Die schöne neue Welt

Schwestern, zur Freiheit, zur Sonne
Mit großer Freude habe ich vor einiger Zeit eine Predigt des Hl. Vaters über die "perverse Wurzel der Weltlichkeit" gelesen. Ausgehend von der Tageslesung aus dem 1. Buch der Makkabäer warnte Franziskus vor dem Wunsch, als Mitglied des Gottesvolkes nicht mehr in Opposition zur Welt leben zu wollen, der Faszination weltlicher Scheinwerte und -ideale zu erliegen, letztlich die Treue zum Herrn aufzukündigen und der Apostasie zu verfallen. Meine Freude hatte auch damit zu tun, dass Franziskus sich dabei explizit auf Hugh Benson und sein 1907 erschienenes Werk "Der Herr der Welt" bezog, in dem diese Frage zeitlos gültig abgehandelt wird. Heute meine man, so der Papst, dass "wir alle wie alle sein müssen, dass wir normaler sein müssen, wie das alle tun, mit diesem pubertären Fortschrittsdenken". Und dann gehe die Geschichte - wie bei den Makkabäern - weiter, "die Todesurteile, die Menschenopfer". „Ihr aber“, fragte Franziskus, „denkt ihr, dass heute keine Menschenopfer dargebracht werden? Sie werden dargebracht, viele! Und es gibt Gesetze, die diese schützen“.

Wie es der Zufall so will, stieß ich kurze Zeit später auf einen Beitrag von Sybille Berg, die bei SPON als Kolumnistin arbeitet und gerne gegen alles Konservative und erst recht Kirchliche wettert.

Der konkrete Anlass der Kolumne war wohl eine von der Zeitschrift "Compact" ausgerichtete Konferenz "Für die Zukunft der Familie" auf der - oh Schreck! - Thilo Sarrazin ("und andere, die aus den dunklen Erdspalten unserer schlechten Träume gekrochen sind" - wie poetisch) gesprochen hatte. Nach der gesinnungs-masturbativen Beschimpfung solcher schauderhaft-reaktionärer Kräfte ("Es gibt Fundamentalisten, Salafisten, Idioten und Euch"), kommt Frau Berg dann zur Sache:
"Ihr werdet die Entwicklung nicht aufhalten. Ihr werdet nichts Gutes bewirken, könnt ihr damit leben? 
Eure Kinder, Enkel, in korrekten heterosexuellen Beziehungen erzeugt, werden irgendwann sitzen, friedlich nebeneinander. Unter künstlichen Himmeln, in künstlichem Klima, das perfekt ist, immer warm, das Meer künstlich, die Seen, die Berge, aber nicht minder schön, die Sonne geht unter. Sie sitzen auf einem künstlichen Rasen, Vögel-Avatare, und sehen sich im Lesegerät Dinge von früher an. Aus der Zeit der Großeltern. 
Sie werden sich wundern über ihre Vorfahren, so wie wir uns heute über Sklaverei wundern, über Hexenverbrennung und die Steinzeit. Sie werden sich wundern in einer Welt, in der alle gleich sind, es keinen Rassismus mehr gibt, keinen Sexismus, in der Frauen und Männer und Menschen des dritten Geschlechts lieben, wen sie wollen, sich nicht bekämpfen. 
Und dann werden sie die Welt aufräumen, all das wieder in Ordnung bringen, was ihr vernachlässigt habt. Ihr hattet ja zu tun."
So sieht sie also aus, die schöne Neue Welt derjenigen, die aus Prinzip "das Gute" für sich gepachtet haben und die es kaum erwarten können, dass "aufgeräumt" wird mit der Welt von gestern, in der es Familien gab wie in der Steinzeit. Da lieben sich alle drei Geschlechter wie sie wollen und es herrscht der ewige Friede vor dem "Lesegerät". Und weil diese alte Welt, mit ihrer "korrekt heterosexuellen Zeugung" wohl selbst für Frau Sybille Berg etwas erschreckend Natürliches hat, ist die Neue Welt konsequenterweise ganz und gar "künstlich" - "aber nicht minder schön". Na klar.

Wer sich bei einer solchen Zukunftsvision nicht an das Paradies, sondern eher an die Hölle erinnert fühlt, wird es wohl vorziehen, das "pubertäre Fortschrittsdenken" mit seiner latenten Gewalttätigkeit Frau Sybille Berg und anderen Freunden des "Fürsten dieser Welt" zu überlassen und sich (gemeinsam mit Papst Franziskus) in der Treue zum Herrn üben, der uns eine wirkliche Vision der Zukunft verheißen hat - wenn auch nicht in diesem Äon.

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