Freitag, 3. Juni 2011

Martin Mosebach und die theologische Bildung

Der Kommentar von Tiberius zu meinem vorherigen Posting hat mich veranlasst, den Beitrag von Alexander Kissler noch einmal sehr sorgfältig zu lesen. Meine Verärgerung über die pauschale Verurteilung "engagierter Laien" als "halbgebildet" ist dadurch eher gewachsen, denn es handelt sich um einen klassischen Fall von "Wer im Glashaus sitzt soll nicht mit Steinen werfen". Wobei sich meine Kritik nicht gegen Kissler, sondern die von ihm berichteten Aussagen von Martin Mosebach richtet.
Das aber, beschied der Dichter den Diskutanten, sei ein Zerrbild des 19. Jahrhunderts. Im Kult, nicht in der Gemeinschaft werde Christus gegenwärtig.
Christus ist nicht im "Kult" real gegenwärtig, sondern im Sakrament. Es gibt keinen Grund, diese sakramentale Gegenwart gegen die allgemeine Zusage seiner bleibenden Gegenwart in der Kirche ("Wo zwei oder drei ...") auszuspielen - weder von der einen, noch von der anderen Seite.
Die Messe sei keine Vergegenwärtigung des Abendmahls, sondern „Phase“, Vorübergang Gottes. Die erste Messe überhaupt habe nicht im Abendmahlssaal, sondern auf Golgatha stattgefunden. 
Nach der Lehre des Konzils von Trient wird das Kreuzesopfer Christi im Meßopfer "sakramental dargestellt, das Gedächtnis desselben begangen und die Heilskraft desselbe zugewendet". Auf diese dreifache Weise ist das Meßopfer auf das Kreuzesopfer (die eine und einzige, nicht wiederholbare Erlösungstat!) bezogen. Das Kreuzesopfer selbst als "Messe" zu bezeichnen, ist im wahrsten Sinne des Wortes "Unsinn".

Auch die Zuspitzung der Bedeutung der Messe ist letztlich ein theologisch ungedeckter Scheck. Ist nicht die Taufe das einzig absolut heilsnotwenige Sakrament? Wird aus der Eucharistie ohne das Bußsakrament nicht ein Fluch, mit dem wir uns das Gericht essen und trinken? Wenn man die Frage "Was ist das Wichtigste?" schon stellen will, dann wird die Antwort wohl lauten: Das Wichtigste in der Kirche ist der Herr selbst, dem wir für seine Heilstaten feiernd danken (Liturgia), für dessen Herrschaft wir mit unserem Leben Zeugnis geben (Martyria) und dessen Liebe wir anderen zuwenden (Diakonia).

Theologische Bildung besteht darin, sich den überlieferten Glauben der Kirche wirklich anzueignen - ein mühsames Unterfangen, das durch guten Willen (und sei er noch so traditionalistisch) nicht wettzumachen ist. Ihn durch mehr oder weniger gut klingende eigene Sentenzen zu ersetzen, nennt man klassischerweise "Modernismus" ...

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