Bemerkenswert ist das persönliche Resümee der Autorin. Positiv bemerkt sie:
Beim Besuch der Tridentinischen Messe habe ich die dort herrschende Still positiv empfunden. Ich hatte das Gefühl, vieles bewusster wahrzunehmen - auch die Beziehung zu Gott. Es gibt keine Ablenkung vom Wesentlichen in Form von Gesängen, Lesungen, Predigt(en) ohne geistliche Tiefe, wie sie in manchen Messfeiern in der erneuerten Form vorkommen. Die persönliche Beziehung zu Gott steht im Vordergrund. Der gleichförmige Ablauf der Messe lässt einen zur Ruhe kommen.Hieran schließt sich aber auch Kritik an:
Auf der anderen Seite ist in der Tridentinischen Messe kaum Patz für Gemeinschaft. Die geheimnisvollen Riten und die lateinische Sprache betonen die Distanz zwischen dem, der die Zeremonie leitet, und den Gottesdienstbesuchern mit Gast- bzw. Zuschauerstatus. Durch die Stille und die lateinische Sprache bedeutet diese Messe für jeden Besucher etwas Anderes. Es gibt keine Botschaft, die sich an alle richtet, wie sie uns ansonsten oft in der Auslegung des Wortes Gottes oder - vielleicht manchmal zu viel - in Aktionen junger Menschen oder in Symbolen mitgegeben wird. Aber man kann fehlende Spiritualität und mangelnde Sakralität nicht mit fehlender Gemeinschaft und Verständlichkeit bekämpfen. Auch ist das Verbot von Ministrantinnen in meinen Augen nicht mehr angebracht.Als Schlussfolgerung ergibt sich:
Als Weg in die Zukunft kann ich mir die Wiedereinführung der Tridentinischen Messe nicht vorstellen, wenn in der Kirche selbst tiefe Uneinigkeit über diese Form herrscht.
Und: Menschen, die man zum Glauben führen möchte und denen man die Botschaft Gottes und den "Schatz" der Messfeier vermitteln möchte, darf man nicht den Rücken zukehren und sie auf Distanz halten.Zunächst ist es recht erfreulich, dass das offizielle Organ des Deutschen Liturgischen Instituts einen solchen "Erfahrungsbericht" überhaupt abdruckt. Offensichtlich scheint man die Alte Messe dort wieder als eine Option wahrzunehmen, mit der man sich auseinandersetzen muss - anstatt sie totzuschweigen.
Ferner ist es gut, wenn auch junge Menschen, die der Alten Messe sichtbar fern stehen, das Defizit an Spiritualität und Sakralität wahrnehmen und benennen, welches so viele "ordentliche" Gottesdienste prägt.
Und es ist ein Vorrecht der Jugend, Eindrücke auch einmal recht unvermittelt nebeneinander zu stellen und auszudrücken. Es verblüfft aber doch ein wenig, wenn ausdrücklich betont wird, dass die Beziehung zu Gott bewusster wahrgenommen wird und gleichzeitig behauptet wird, der Besucher habe nur Gast- bzw. Zuschauerstatus. Ist jemand nur Gast/Zuschauer, der seine Gottesbeziehung intensiver erlebt? Wird mir nicht das immer wieder als Begründung für liturgische Irrwege genannt, dass sie dazu dienen sollen, dass Menschen eine "Gotteserfahrung" machen können?