Mittwoch, 12. Oktober 2011

Die Piusbrüder und die Messe

Während die Oberen der Piusbruderschaft sich erneut mit dem Studium der doktrinellen Erklärung beschäftigen, die Ihnen der Hl. Stuhl zur Unterschrift vorgelegt hat, habe ich einen Vorschlag, wie man schnell für Klarheit in den Gesprächen mit Rom sorgen könnte.

Hierzu müsste die Bruderschaft nur eine Seite ihrer deutschen Website ausdrucken und Kardinal Levada übersenden. Dort findet man nter dem Titel "Die Haltung der Priesterbruderschaft zur Frage der Neuen Messe" z.B. folgende Nettigkeiten:
Auch wenn die neue Messe gültig sein kann, so kann sie doch objektiv nicht gottwohlgefällig sein, da sie eine ökumenische, protestantisierende Messe ist. Sie stellt eine Gefahr für den Glauben an das katholische Messopfer dar und ist daher abzulehnen. 
Aufgemerkt: Die neue Messe, also diejenige Messe, die der Hl. Vater und Kardinal Levada JEDEN TAG feiern, ist objektiv Gott nicht wohlgefällig. Das bedeutet also, dass der Hl. Vater JEDEN TAG, wenn er an den Altar tritt und sein Priestertum vollzieht, etwas objektiv Gott nicht wohlgefälliges tut. Das gleiche gilt für (fast) alle Messen auf der ganzen Welt. 

Man weiss es ja nicht genau, aber nehmen wir einmal an, die Hl. Messe, die der Hl. Vater heute gefeiert hat, sei gültig gewesen. Dann ist nach Lehre der Piusbrüder folgendes geschehen: Auf dem Altar ist das Kreuzesopfer seines Sohnes vergegenwärtigt worden, ganz objektiv (ex opere operato), aber Gott hatte daran kein Wohlgefallen. Für die einen ist es nur Schwachsinn, für die anderen "wahre Theologie" ...

Es geht weiter:
Für die neue Messe gelten ähnliche Regeln wie für den Besuch nichtkatholischer Gottesdienste. Man darf bei ihnen aus familiären oder beruflichen Gründen anwesend sein, verhält sich dann aber passiv und geht vor allem nicht zur Kommunion.
Wäre ich heute morgen zufällig in Rom gewesen, hätte ich an der eventuell gültigen Messe, die der Hl. Vater feiert, nur teilnehmen dürfen, wenn ich dafür familiäre oder berufliche Gründe gehabt hätte, also etwa meine verrückte Tante beaufsichtigen musste, die unbedingt in diese Messe wollte oder als Fotograf den Auftrag hatte, den Hl. Vater bei der Zelebration abzulichten. Auf jeden Fall hätte ich mich weit hinten an einen Pfeiler gelehnt, kein Gebet gesprochen und wäre nicht zur Kommunion gegangen. Man beachte, dass diese auch nicht, wie sonst bei der FSSPX üblich das Adjektiv "Hl." trägt. Es handelt sich zwar eventuell um die objektive Aufnahme des objektiven Leibes Christi - aber das macht eine solche Neumess-Kommunion natürlich noch lange nicht heilig!

Und weil die Piusbrüder schon dabei sind, erklären sie auch gleich noch, wann man dem 3. Gebot zu folgen hat und wann nicht:
Wer keine Gelegenheit hat, die tridentinische Messe jeden Sonntag zu besuchen, ist von der Erfüllung des sonntäglichen Meßbesuchs entschuldigt, denn dieses Gebot verpflichtet nur zum Besuch der wahren katholischen Messe.
Eine Neue Messe kann also ggfs. gültig sein, es wird also objektiv der Herr Jesus Christus, der die Wahrheit selbst ist, dort gegenwärtig, aber das macht diese Veranstaltung noch lange nicht zu einer "wahren katholischen Messe".

Noch Fragen?

10 Kommentare:

  1. Ja, die Polemik dieser Art ist es warum ich die FSSPX nicht leiden kann......

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  2. Ja, genau, sowohl zum Beitrag, als auch zum Kommentar. Es geht um den Geist, der dort herrscht.

    (Meinen gestrigen Kommentar unten hatte eigentlich nur überarbeiten wollen, da mir das Wort "Zustimmung" im Nachhinein ohne Erläuterung etwas zu mehrdeutig erschien, dann hab ich den Rest des Kommentars leider versehentlich entsorgt).

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  3. mir wird immer unklarer, warum man diesen Sonderlingen sosehr die Hand entgegenstreckt, obwohl sie nicht aufhören auf diese zu "spucken".....
    der einzige plausible Grund für die wage Erklärung vom 7.X, in der sie sich nicht festlegen will, ob sie nun zur Kirche gehören will oder nicht, besteht für mich darin, dass in Wahrheit der Zustrom zur FSSPX längst verebbt und die Vereinigung spürbar altersbedingt ausstirbt und damit völlig marginalisiert und bedeutungslos wird.

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  4. @Admiral: Es ist wohl leider nicht nur Polemik; ich fürchte, sie glauben, was sie da schreiben. Und das ist - jenseits der "Feinheiten" bei der Religionsfreiheit, etc. - einfach ein monströser Unfug.

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  5. @Giovanni: Mir geht das ähnlich - ich kann den Langmut nur schwer verstehen, mit dem der Hl. Stuhl sich diese Ausfälle, dieses Taktieren, diese falsche Darstellung der Verhältnisse (als ob es die FSSPX sei, die das Verfahren bestimmt) gefallen lässt.

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  6. Ja,diesen Ton müssten sie wohl ändern, wenn sie für die Kirche wirken wollen. Auch hier gilt: Hochmut kommt vor dem Fall...

    Man sollte aber die Argumente der Piusbruderschaft nicht einfach als "Unsinn" oder "Schwachsinn" abtun. Das wird der Sache nicht gerecht, manche Dinge die heute unterbelichtet sind, werden hier möglicherweise im Lichte des Glaubens und der Tradition beleuchtet (das gilt im Übrigen auch für das Problem der Religionsfreiheit).
    Und deshalb ist der Standpunkt des heiligen Vaters auch garnicht so weit von dem der Piusbruderschaft entfernt.

    Andererseits ist es natürlich der Ton und die Überheblichkeit, an denen die Piusbruderschaft leidet (und ihr möglicherweise das Genick brechen wird, was Gott abwenden möge).

    Dennoch sollte man nicht ins andere Extrem verfallen, so als sei alles heute in bester Ordnung. Dass das nicht so ist, belegen viele Quellen.

    Nur einige wenige seien hier genannt:

    http://frischer-wind.blogspot.com/2011/10/auf-dem-weg-zu-einer-echten-re-form-der.html

    http://www.summorum-pontificum.de/

    http://www.scribd.com/doc/54276140/Salz-Der-Erde-Benedikt-XVI
    (Seite 143-145)

    Auch Benedikts Buch "Der Geist der Liturgie" gibt darüber Aufschluss, worum es geht.

    Und das Beispiel des Hl. Vaters bei den Papstmessen...

    Wir stehen am Anfang einer neuen Liturgischen Bewegung. Nicht mehr und nicht weniger. Und da sollten wir den Hl. Vater unterstützen.

    Gruß
    Frischer Wind

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  7. @ Frischer Wind: "Und deshalb ist der Standpunkt des heiligen Vaters auch garnicht so weit von dem der Piusbruderschaft entfernt."
    Ist das Ihr Ernst? Aus den von Theodor genannten Gründen befindet sich die FSSPX tatsächlich meilenweit vom Standpunkt des Stellvertreters Christi entfernt.
    Im Übrigen ist die Rückkehr zum Usus extraordinarius nicht das Ziel einer Reform der Reform, zu welcher darüber hinaus die FSSPX nichts Substantielles beizutragen hat. Eine konstruktive Diskussion über liturgische Fragen führt man besser ohne diese Vereinigung.

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  8. @Frischer Wind:

    Ich kann Ihr Anliegen gut verstehen. Wir müssen aber differenzieren:

    1. Es geht gar nicht darum, irgendetwas schönzureden. Die liturgische Situation ist vielerorts unschön bis unerträglich. Keine Kritik der FSSPX daran würde ich leichtfertig verwerfen.

    2. Was die Piusbruderschaft auf der von mir zitierten Seite über die Neue Messe sagt, ist aber einfach theologisch ganz und gar falsch. Ein Beispiel: Eine gültige Messe ist Gott unter allen Umständen objektiv wohlgefällig - das ist sozusagen ihr innerstes Wesen. Wer so etwas sagt, redet einfach Unfug - ob nun mit vorkonziliarer oder nachkonziliares Theologie.

    3. Dass de Piusbruderschaft Christen dazu ermuntert, einem zentralen Gebot Gottes nicht zu entsprechen, ist grob fahrlässig, um nicht Schlimmeres zu sagen.

    Beste grüße
    Theodor

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  9. @Matthias Claudius

    Ja, das ist mein voller Ernst.
    Ich war mir bewusst, dass diese Formulierung gewagt ist und vielleicht auch provokant. Aber wir sollten darüber nachdenken.

    Die Piusbruderschaft schlägt gegenüber dem Papst und den Vertretern der kirchlichen Behörden oft einen unverschämten, respektlosen Ton an, das ist wahr.
    Dennoch stehen sie dem Papst, was den katholischen Glauben angeht, näher als z.B. ein ZdK.
    Glauben Sie im Ernst, der Hl. Vater würde sich sonst so um die Piusbruderschaft bemühen, wenn sie nicht im Grunde katholisch wäre?

    Mir kommt immer wieder die Geschichte in den Sinn, die Benedikt XVI. in seiner Freiburger Predigt vorgetragen hat: „Im Evangelium (…) ist von zwei Söhnen die Rede, hinter ihnen steht aber geheimnisvoll ein dritter. Der erste Sohn sagt ja, tut aber das Aufgetragene nicht. Der zweite Sohn sagt nein, erfüllt jedoch den Willen des Vaters. Der dritte Sohn sagt ja, und tut auch, was ihm aufgetragen wird.“

    In dem ersten Sohn könnte man das ZdK sehen. Kretschmann, Lammert…Im zweiten die Piusbruderschaft.
    Der dritte Sohn sei Christus. So sollte es eigentlich sein. Das ist unser Ideal.

    Zur „Reform der Reform“:
    Es wird vielleicht nicht der Usus extraordinarius sein, aber sie wird sich daran orientieren. Es werden Elemente sowohl aus der alten wie aus der neuen Messe sein, nach dem Grundsatz: Prüfet alles; das Gute behaltet.

    Eine konstruktive Diskussion über liturgische Fragen gibt es bereits. Sie ist, möchte ich sagen, im vollen Gange (zumindest in Rom). Und ohne die Piusbruderschaft…

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  10. @Theodor

    zu 2 und 3. stimme ich Ihnen zu

    Man muss aber bedenken, dass die FSSPX davon ausgeht, dass die neue Messe „protestantisierend“ auf die Gläubigen wirkt (vielleicht auch nicht ganz zu Unrecht…)

    Damit sieht sie das Seelenheil der Gläubigen gefährdet und versucht diese Gefahr zu bannen.
    Von daher ist die Aussage ("nicht wohlgefällig") zu verstehen, aber Sie haben natürlich recht: eine gültig gefeierte Messe ist auch Gott wohlgefällig. In welchem Maße können wir wohl nicht wirklich beurteilen.

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