Freitag, 14. Oktober 2011

Piusbrüder und ZdK

Angeregt durch einen Kommentar von Frischer Wind zu einem vorherigen Post, möchte ich noch ein paar Gedanken zu rechts und links in der Kirche loswerden.

Frischer Wind ist der Meinung, dass in Anlehnung an das Gleichnis von den drei Söhnen die Piusbruderschaft für den Sohn steht, der "Nein" sagt, dann aber den Willen des Vaters tut, das ZdK für den zweiten Sohn, der "Ja" sagt, aber den Willen des Vaters dann nicht tut. Sie schließt daraus, dass die FSSPX dem Hl. Vater näher steht als das ZdK.

Ich kenne diesen Gedanken von mir selbst, weiss aber auch, dass er einer sachlichen Überprüfung nicht standhält. Gerade im Verhältnis zum Hl. Vater zeigt sich der eigentliche Unterschied ganz deutlich:

Das ZdK meckert über dieses und jenes in der Kirche, fordert den Hl. Vater zu irgendwelchen Reformen, es tut aber nichts, was der Autorität des Hl. Vaters zuwiderlaufen würde. Es gibt beim ZdK sicher den einen oder anderen, der sich das Priestertum der Frau wünscht. Aber kein Mitglied des ZdK ergreift irgendwelche eigenmächtigen Schritte in diese Richtung. Und ich habe allergrößte Zweifel, ob eines der Mitglieder des ZdK einen Bischof unterstützen würde, der plötzlich beginnt, das wirklich zu tun.

Ganz anders die Piusbruderschaft: Auch Erzbischof Lefevbre war der Meinung, dass der Papst bestimmte Dinge falsch macht. Er aber hat diese Überzeugung in die Tat umgesetzt und die Anhänger der FSSPX sind ihm darin gefolgt. Heute sagen die Piusbrüder, sie würden den Papst anerkennen, praktisch aber verweigern sie ihm nach wie vor den Gehorsam: sie weihen ohne Erlaubnis Priester, etc.

Ein anderes Beispiel: viele ZdK-Mitglieder mögen kein Latein in der Messe; wenn der Hl. Vater in Deutschland eine Messe hält, in der er das Hochgebet auf Latein betet, nehmen die bösen, bösen ZdK-Mitglieder an dieser Messe teil, beten mit und gehen zur Kommunion. Die FSSPX vertritt die Meinung, dass man gar nicht sicher sein kann, ob die Messen dieses Papstes gültig sind und sagen ihren Anhängern, dass man da besser nicht hingeht.

Es ist also leider keine Frage, wer dem Hl. Vater nähersteht, wenn es an das konkrete Handeln geht ...

6 Kommentare:

  1. Hm... sagen wir mal so: Nach dem ersten Lesen dachte ich: Es könnte was dran sein...
    Nach dem zweiten Lesen fiel mir eine Pfarrei hier vor Ort ein, wo es sehr viele ZdK-Vertreter gibt, die seit Jahren immer mehr in Richtung Priesterabschaffe und Frauen-endlich-weihen streben. Und die gar nicht mehr in die "normalen" Messen gehen. Sie gehen nur noch in - aus den eigenen Reihen heraus gestaltete - WoGoDis... da greift das Beispiel nicht so ganz...

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  2. Daß das ZDK nichts tut, das der Autorität des Heiligen Vaters zuwiderläuft, möchte ich nicht unterschreiben. Das stete Infragestellen der Entscheidungen Roms ist sicherlich eine subtilere Form des Ungehorsams als die Durchführung einer unerlaubten Priesterweihe.
    Aber es ist halt nur eine andere Form.

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  3. @Sponsa Agni

    Bevor Sie mich falsch verstehen: Nichts liegt mir ferner als eine Verteidigung des ZdK (das hier ja ohnehin nur als Platzhalter für ein bestimmtes kirchliches Umfeld steht). Ich halte es nur für gefährlich, mit dem Blick auf all' diese Missstände die FSSPX zu verharmlosen. Falsche Ideen zu haben und diese teilweise im Rahmen des vom Amt (leider) eingeräumten Spielraums umzusetzen, ist etwas anderes, als einfach einen eigenen Laden aufzumachen. Und das hat die FSSPX faktisch getan - mit der von mir hier jetzt mehrfach verdeutlichten Folge, dass sie sich zumindest emotional (und teilweise auch expressis verbis) für die eigentliche Kirche halten, die nun "Rom" zu missionieren hat.

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  4. @Theodor, Teil 1

    Seit Tagen versuche ich nun Zeit zu finden, um diesen Kommentar fertig zu stellen.
    Wegen verschiedener Ereignisse komme ich leider nicht dazu. Ich bitte also um Nachsicht für die Unvollständigkeit, meine aber, das der Komm.
    1. schon lang genug ist und
    2. eine halbe Antwort zum Thema besser ist als garkeine

    Also:

    Es liegt mir fern, die (schismatische) Haltung der FSSPX zu verharmlosen.
    Ich denke, man muss hier unterscheiden zwischen Schisma und Häresie.
    Ich zitiere die Def. von „Schisma“ aus wikipedia:

    „Der Ausdruck Schisma (…) bezeichnet die Spaltung innerhalb einer etablierten religiösen Glaubensgemeinschaft ohne Ausbildung einer neuen theologischen Auffassung (Häresie). (…) Im Unterschied zu gegensätzlichen Fraktionen und Parteiungen innerhalb einer solchen Gemeinschaft kennzeichnet die Spaltung die vollzogene Trennung. Man nennt das Schisma oft auch „Kirchenspaltung“, ein Begriff, der sich eher auf den institutionellen Rahmen einer Kirche bezieht und eine Folge ihrer Kirchenverfassung ist.“

    Die FSSPX ist noch nicht offiziell im Schisma. Der Hl. Vater ist dabei, diese Sache zu klären (deshalb die Gespräche, Praeambel…). Ich bin sicher, dass dieser Status bald (innerhalb der nächsten Jahre oder schneller) geklärt wird. Niemand im Vatikan kennt die Situation der FSSPX so gut, wie der Papst, der bereits schon 1988 und früher mit dieser Angelegenheit befasst war.
    Sollte es in diesem Pontifikat zu keiner Einigung kommen, so wird es für die FSSPX ungleich schwerer werden, wieder Anschluss an die Weltkirche zu finden. Aber warten wir ab…

    Ich möchte darauf hinweisen, dass ein Schisma eine Ab-Spaltung ist, jedoch (zunächst) OHNE Ausbildung einer neuen theologischen Auffassung (Häresie). Eine solche (Häresie) stellt sich aber zumeist nach einem Schisma ein, da nur der Kirche unter der Leitung des Papstes die Führung durch den Hl. Geist zugesagt ist und Schismatiker ihr eigenes Süppchen kochen (wollen). Ubi Petrus ibi Ecclesia.

    Wenn Sie oben nachlesen, werden Sie feststellen, dass ich geschrieben habe, dass die FSSPX dem Papst „was den katholischen Glauben angeht“ (!!!) näher stehen als z. B das ZdK.

    Das ZdK soll hier, wie Sie sagen, „ohnehin nur als Platzhalter für ein bestimmtes kirchliches Umfeld“ stehen. Ja, so habe ich das gemeint.
    Nicht zustimmen kann ich Ihrer Einschätzung, dass das ZdK nichts tun würde, „was der Autorität des Hl. Vaters zuwiderlaufen würde“.

    Ich meine schon, dass durch die geplanten, medienwirksamen Aktionen, bei denen immer wieder die Entscheidungen Roms (bzw. der Gesamtkirche) in Frage gestellt werden oder durch direkte oder indirekte Aufrufe zum Ungehorsam gegen die Positionen aus Rom oder auch durch einfaches Ignorieren der Impulse oder Vorschriften aus Rom sehr wohl die Autorität des Papstes zuwiderläuft (vielleicht in einer, wie Arminius schreibt, „subtileren Form des Ungehorsams“).

    Ich bin der Auffassung, dass hier oftmals eine bewusst häretische Haltung vorliegt, d.h. dass derjenige, der sich da äußert, vom wahren katholischen Glauben bewusst abwendet und seine eigenen Vorstellungen über die Lehre der Kirche stellt.

    Wie ist es denn, wenn der BDKJ öffentlich seinen Mitgliedern suggeriert, es gebe keine verbindliche Ehe-und Sexualmoral der Kirche.
    Siehe z. B.:

    http://www.bdkj.de/bdkjde/themen/startseiteder-bdkjder-bdkjthemenjournal/02-11-liebet-einander.html (s. Leseproben)

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  5. Fortsetzung, Teil 2

    Oder wenn der BDKJ seinen Mitgliedern suggeriert, dass ein Katechismus, hier der Youcat, nicht den verbindlichen Glauben darstellt und erklärt, sondern dass dieser vielmehr als „Diskussionsgrundlage“ dient, denn der Inhalt sei „nicht das unveränderbare Evangelium“:

    http://www.bdkj.de/bdkjde/newsansicht/article/zwischen-lehrmeinung-und-realem-leben.html

    BDKJ-Bundespräses Pfr. Simon Rapp (übrigens Unterzeichner der Pfingsterklärung 2010 von Augsburg) schiebt zwar immer die Meinung oder die „Lebenswirklichkeit“ der Jugendlichen vor, in Wirklichkeit ist er aber selbst nicht bereit, den Standpunkt der Kirche zu vertreten. Und das ist – in der Tat – subtil. Dasselbe gilt von dem BDKJ-Bundesvorsitzenden Dirk Tänzler, der meinte, seine Thesen, ähnlich wie einst Martin Luther, irgendwo annageln zu müssen.

    http://www.katholisch.de/Nachricht.aspx?NId=6468

    Die Forderungen der CDU- Politiker (ZdK-Mitglieder) kurz vor dem Theologen-Memorandum muss man nicht eigens erwähnen.

    Immer wieder wird die „Basis“ dazu ermuntert, weiterhin ungehorsam zu sein um so Fakten zu schaffen und Reformen zu erzwingen oder es wird zumindest auf die Basis verwiesen, die in der Praxis diese Reformen schon längst praktiziert (s. Pfarrei St. Peter in Bruchsal, die zusammen mit der evangelischen gemeinde vor Ort die Kirchentrennung für beendet erklärt hat; http://www.joerg-sieger.de/oekumene.htm).

    Ich meine, dass all das der der Autorität des Hl. Vaters sehrwohl zuwiderläuft. Gerade die Jugendverbände haben hier m.E. eine große Verantwortung die sie jedoch auf eine ganz andere Weise verstehen.

    Bei all diesen Leuten und Aktionen liegt meiner Meinung ein falsches Kirchenverständnis zugrunde, das gewissermaßen häretische Züge trägt: abgesehen davon, dass sie bestreiten, dass es eine objektiv erkennbare Wahrheit gibt, bestreiten sie, dass die Kirche die Sendung hat, eine solche Wahrheit zu verkünden, und dass die Kirche den Menschen durch ihre Lehre das Heil bringt.
    Sie dagegen meinen, dass die Kirche sich den Vorstellungen und Lebensentwürfen der Menschen anpassen müsse und könne. Viele (fast alle ) kath.Verbände vertreten nicht katholische Positionen in der Gesellschaft, sondern sehen es als ihre Aufgabe, ihre Mitglieder vor den Ansprüchen der kath. Kirche in Schutz zu nehmen und an die Kirche Forderungen zu stellen, damit diese sich mehr ihren Mitgliedern und der Welt angleiche.

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  6. Frischer Wind,

    "Es liegt mir fern, die (schismatische) Haltung der FSSPX zu verharmlosen."

    Das wäre sehr schön, aber es geschieht wohl dennoch.

    1. ist ein Schisma nicht irgendwie harmloser als eine Häresie. Man könnte sogar sagen, daß letzteres verständlicher ist: befinde ich mich hinsichtlich von Glaubensinhalten im Irrtum, betrachte ich daher andere als Irrlehrer, hat eine Trennung wenigstens eine gewisse Konsequenz. Aber wie kann ein "reiner Schismatiker" seine Trennung rechtferigen?

    2. trifft die Behauptung "Die FSSPX ist noch nicht offiziell im Schisma." nicht zu.

    Die SSPX ist (spätestens seit den Bischofsweihen 1988 und damit offiziell) im Schisma und daran hat sich nichts geändert - die vier Bischöfe wurden 2009 gnadenhalber von der Exkommunikation befreit, von Wiederaufnahme derselben oder ihres Grüppchens ist nirgendwo die Rede. Die derzeitigen Verhandlungen haben das Ziel, das Schisma zu beenden, ob das gelingt werden wir sehen. Ließt man so einige Stellungnahmen der SSPX zu verschiedenen Dingen oder kennt ihre innere Geisteshaltung, bin ich da aber skeptisch.

    3. ist es auch nicht korrekt, die SSPX sei ja nur schismatisch und vertete - von der "Kleinigkeit" der Einheit der Kirche abgesehen - den ganzen katholischen Glauben. Dieser besteht nämlich nicht einfach nur aus einer Liste 240 Dogmen, die zu glauben wären (diese sind sicher notwendig, aber nicht hinreichend). Man kann den Glauben nicht auf das Jahr 1962 einfrieren. Mit ihrer Ablehnung des II. Vaticanums negiert die SSPX ja auch zwei dogmatische Konstitutionen. Und man darf nicht übersehen, daß die SSPX faktisch bestimmte Positonen dogmatisieren, denen diese Verbindlichkeit nicht zukommt: Beispiel ist hier die Ablehnung der Religionsfreiheit, basierend auf wenigen Enyzkliken, die aber gegenüber den Erklärungen eines Ökumenischen Konzils der Katholischen Kirche bevorzugt werden. Die SSPX hält sich selbst für die wahre Kirche und den einzigen Hort der Tradition - und das faktisch ganze ohne Papst. Also wenn schon Ubi Petrus, dann auch hier.

    Die SSPX verdunkelt die kirchliche Wahrheit nicht weniger als dümmliche Erklärungen von ZdK, BDKJ et al.

    Man mag ja kritisieren, daß man kirchlicherseits die SSPX viel genauer prüft, während man bei den anderen tatenlos bleibt. Aber dies ergibt sich einfach daraus, daß die Kirche insgesamt viel weniger streng mit solchen Dingen umgeht.

    Einerseits hat sich die SSPX die Tatsache, daß sie nun unter der Lupe liegt selbst zuzuschreiben. Sie hat ja schließlich das offene Schisma gewählt, während andere dergleichen nicht wagen.

    Andererseits heißt es mit zweierlei Maß messen, wenn man die sehr großzügige Haltung der Kirche v.a. unter Benedikt gutheißt (diese tw. sogar fälschlicherweise zur Unbedenklichkeitserklärung macht), anderseits gegen andere Gruppen die volle Härte Kirchlicher Rechtspraxis anno 1900 fordert.

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