Dienstag, 4. Oktober 2011

Die Piusbruderschaft ist immer noch verrückt!

Auf der deutschen Website der Piusbruderschaft ist ein Interview mit Pater Niklaus Pfluger, dem ersten Assistenten der Bruderschaft erschienen, der tiefe Einblicke in das Selbstverständnis dieser Vereinigung gibt. Was dabei zum Vorschein kommt, ist nicht erfreulich - um das Mindeste und nicht viel Schlimmeres zu sagen.

Liest man den Interview-Text genau und zieht die Verbindungslinien zwischen den teilweise verstreuten Aussagen, dann ergibt sich in etwa der folgende Gedankengang:
Erzbischof Lefebvre hat der Bruderschaft einen Schatz zur Bewahrung anvertraut. Er soll nun der "ganzen Kirche" wieder zugänglich gemacht werden. Dieser Schatz ist "die Tradition", zu der die Kirche wieder zurückkehren soll. Um die Tradition wieder wirkungsvoll in die Kirche einzubringen, braucht die Bruderschaft die garantierte Freiheit, ihr Wirken und ihre Kritik am "modernistischen Rom" weiterführen zu können.
In der Sichtweise dieser Leute gibt es also einen Papst, der mit der Tradition nicht identisch ist, aber durch Zugeständnisse an die FSSPX gewisse Voraussetzungen geschaffen hat, dass man sich von seiner Organisation, dem "modernistischen Rom", kirchenrechtlich anerkennen lassen könnte. Aber nur unter der Bedingung garantierter Agitationsfreiheit gegen alles, was einem in diesem Laden nicht passt.

Mir ist durchaus bewusst, dass der grundsätzlich wohl einigungswillige Hauptflügel der Piusbruderschaft (zu dem HH. Pfluger wohl gehört) zur Zeit alles tut und tun muss, um den eigenen "rechten Rand" (Stichwort Williamson) auf dem eingeschlagenen Weg mitzunehmen. Aber was gibt es eigentlich mit Leuten zu reden, die sich die "Tradition" als etwas vorstellen, was zur Zeit im wesentlichen unabhängig vom Stellvertreter Christi auf Erden existiert? Man muss kann kein Freund des "La traditione sono io" sein, das Pius IX. zugeschrieben wird. Nichtsdestotrotz ist "die Tradition" schlicht der Glaube der Kirche und der Garant der Unversehrtheit dieses Glaubens ist der Nachfolger des Petrus und nicht irgendein im Status der Exkommunikation gestorbener Erzbischof.

Es ist ja durchaus akzeptabel, dass die dogmatische Präambel, die der Bruderschaft im Auftrag des Hl. Vaters zur Unterschrift vorgelegt worden ist, die unterschiedliche Verbindlichkeit lehramtlicher Äußerungen (einschließlich der Dekrete des II. Vatikanischen Konzils) und damit auch die diesen Äußerungen geschuldete Glaubenszustimmung differenziert erläutert. Ein Dokument, auf dessen Grundlage die Versöhnung der Piusbruderschaft mit der Kirche erfolgen soll, wird aber auch die Aufforderung enthalten müssen, der bisherigen und der laufenden Verkündung des ausserordentlichen und des ordentlichen Lehramtes des Papstes und der Bischöfe (!) die angemessene Haltung des Gehorsams entgegenzubringen. Und eine klares Eingeständnis, dass die illegalen Weihen durch nichts gerechtfertigt waren, würde man darin auch gerne sehen.

Es sollte jetzt Schluss damit sein, dass "Rom" Forderungen der Bruderschaft erfüllt - es wird im Gegenteil Zeit, dass diese endgültig aufhört, sich als die wahre Kirche zu gerieren.


1 Kommentar:

  1. wenn man das liest, bekommt man tatsächlich den Eindruck, dass der Punkt längst gekommen ist, an dem es für "Rom" demnächst einen Erklärungsbedarf gibt:" usquequo?"- wie weit will man da einer doch recht aggressiven aber überschaubaren Splittergruppe noch entgegenkommen?- und warum sollten dieses Recht andere Splittergruppen nicht genauso für sich beanspruchen?

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